Gert Zimmer, Chef von RTL Radio Deutschland, gibt DAB Plus trotz der Erfolge beim Netzausbau keine Chance. Seiner Meinung nach liegt die Zukunft des Digitalradios vor allem im Internet. Dort tummeln sich jedoch auch zahlreiche andere Wettbewerber, die den Radiostationen zu schaffen machen.
DAB Plus als Radio der Zukunft? Nach wie vor nicht für RTL. In einem am Montag veröffentlichten Interview mit dem Portal „Medienpolitik“ äußerte sich Gert Zimmer, Geschäftsführer von RTL Radio Deutschland, erneut ablehnend zum neuen Digitalradiostandard. Dabei will sich Zimmer der Digitalisierung des Radios keineswegs verschließen, sieht diese jedoch vornehmlich im Internet.
Dass DAB Plus nicht zukunftsfähig sei, würde laut dem RTL-Radiochef allein die geringe Menge an verkauften Endgeräten, etwa im Vergleich zu 20 Millionen verkauften Smartphones in 2012 beweisen. „Wenn man vor diesem Hintergrund die Verkaufszahlen von DAB-Plus-Geräten – rund 400.000 Geräte seit dem Start 2011 – und die überschaubare Nutzung von DAB-Plus-Programmen betrachtet, ist es verwunderlich, warum so vehement am Umsetzen einer nicht marktgetriebenen Technologie festgehalten wird“, so Zimmer.
Die Zukunft des digitalen Radios sieht der RTL-Mann vor allem im Internet, wo schon jetzt ein extrem breites Senderangebot vorhanden ist. Die Durchschlagskraft, vor allem der kleineren Sender, sei dabei allerdings überschaubar. So würden die meisten Hörer auch online nach wie vor die großen Marken aus der UKW-Welt hören. Reine Musikabspielstationen, wie sie vor allem kleinere Sender anbieten, würden dabei in der Hörergunst deutlich schlechter wegkommen als vollwertige Radioangebote mit zusätzlichen Service- und Informationsprogrammen.
Ein Problem sieht Zimmer jedoch in den ungleichen regulatorischen Vorraussetzungen, die im Internet für klassische Radiostationen einerseits, und für Streaming-Dienste wie Spotify andererseits gelten würden. „Wir konkurrieren um die Gunst der Hörer und zukünftig um Werbebudgets“, so der RTL-Radiochef. Dabei werde ein Level-Playing-Field benötigt, um den Wettbewerb zu regulieren. „Ein Verstoß gegen die Netzneutralität durch die Telekom-Spotify-Kooperation auf der einen Seite und ein enges Regulierungskorsett auf der anderen Seite, welches der konvergenten Medienwelt nicht gerecht wird, verdeutlichen die ungleichen Voraussetzungen zu Lasten des Radios“, macht Zimmer die Situation anhand eines Beispiels klar. [ps]
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