Mit der Digitalisierung des Radios beschäftigte sich am Dienstag auch der Medientreffpunkt Mitteldeutschland. Während die Einen einen bundesweiten Termin zur UKW-Abschaltung von der Politik fordern, prognostizieren die Anderen das Ende von DAB Plus.
Die Digitalisierung im Radio gestaltet sich als langer, steiniger Weg. Schon seit Jahren wird darüber diskutiert, wie der Umstieg vonstatten gehen soll und ob von Seiten der Politik Handlungsbedarf notwenig ist. Zuletzt wurde der Standard DAB Plus erneut selbst wieder in Frage gestellt, so sieht Jürgen Brautmeier, Direktor der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM), keine Zukunft für DAB Plus. In ihrem jüngsten Bericht fordert die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) hingegen die Politiker auf, auf politischer Ebene ein UKW-Abschaltdatum anzusetzen.
Ein Thema, dem auch der Medientreffpunkt Mitteldeutschland am Dienstagmorgen ein Panel widmet. Unter dem Titel „Neue Bewegungen beim Digitalradio“ diskutierten Branchenexperten über die neuesten Entwicklungen in diesem Feld. So geht Mitteldeutschland mit gutem Beispiel voran: Erst kürzlich wurde ein Sendenetztestbetrieb für DAB Plus in Leipzig beschlossen. In dem Panel am Dienstag zeigte sich dagegen einmal mehr die Komplexität der Thematik.
Markus Adomeit von MAS Partners präsentierte erste Ergebnisse aus der Studie „DAB-Plus-Studie Sachsen 2016 & RadioRadar Sachsen-Anhalt“, worin deutlich werden würde, wie Adomeit referierte, dass via DAB Plus vor allem die regionalen Radioprogramme gehört werden würden. Das Argument, der Umstellungsprozess ließ sich nur schlecht finanzieren, wies er zurück: „Ohne Angebot keine Nutzung“, so Adomeit.
Hinsichtlicher der Zukunftsfähigkeit des Digitalradios herrscht unter den einzelnen Medienanstalten derweil keine Einigkeit, die Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten sei in dieser Frage gespalten, erklärte Martin Deitenbeck, Geschäftsführer der Sächsischen Landesmedienanstalt. Er sehe die Vielfalt in der Radiolandschaft durch DAB Plus gesichert, halte aber eine bundesweite Lösung für den Umstieg für notwenig.
Einen Schritt weiter ging Willi Schreine, Geschäftsführer Digitalradio Deutschland, der DAB Plus als die „Zukunftssicherung der Gattung Radio“ versteht. Dabei betonte er die Vorteile, die durch den neuen Standard gegebenen seien, wie geringere Verbreitungskosten und die Angebotsvielfalt.
Das Ende für DAB Plus prognostizierte hingegen Jürgen Brautmeier, Direktor der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen. „Die Zeit hat sich geändert, die Rahmenbedingungen haben sich geändert“, daher sei „der Zug abgefahren“, so Brautmeier. Das hätte die Bedarfabfrage in Nordrhein-Westfalen deutlich gemacht, bei der sich vor allem lokale und regionale Anbieter gegen DAB Plus ausgesprochen hätten. Gerade kleinen werbefinanzierten Anbietern würde DAB Plus kein tragfähiges Geschäftsmodell bieten.
Auf die Schwierigkeiten der privaten Radioprogramme beim Umstieg auf DAB Plus wies auch Jens Kerner von Radio SAW hin. Er forderte, dass für den Umstellungsprozess auch ihnen die notwendige Infrastruktur zur Verfügung gestellt werden muss. „Wir wollen, dass Rundfunk Rundfunk bleibt“, so Kerner weiter. Dafür brauche es aber Gestaltungswillen und einen „Masterplan für ganz Deutschland“. [kw]
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