Digitaler Hörfunk braucht Strukturveränderungen

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Radio UKW Bild: © jakkapan - Fotolia.com
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Kassel – Die Ergebnisse einer Studie zum Vergleich und Bewertung von derzeit verfügbarer Übertragungssysteme für den digitalen terrestrischen Hörfunk liegen nun vor.

Durchgeführt wurde die Studie von der Technischen Kommission (TKLM) der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM). Die Untersuchung konzentrierte sich auf DAB (Digital Audio Broadcasting), DMB (Digital Multimedia Broadcasting), DVB-T (Digital Video Broadcasting Terrestrial) und DVB-H (Digital Video Broadcasting Handheld). Leiter der Studie war Prof. Dr. Thomas Hirschle.
 
Die Technische Kommission kam zu dem Ergebnis, dass von den betrachteten Systemen heute keines in der Lage ist, die von UKW bekannten Hörfunkstrukturen und Nutzungsgewohnheiten vollständig abzubilden. Mit der Einführung von digitalen Rundfunkübertragungssystemen sind daher zwangsläufig Strukturveränderungen verbunden. Gegenwärtig ist für eine Hörfunkdigitalisierung unter Regelbetriebsbedingungen nur das standardisierte DAB-System mit allen Komponenten verfügbar. Es ist den bisherigen UKW-Nutzungsgewohnheiten auch am besten angepasst.
 
DVB-T bietet ebenfalls die Möglichkeit der Hörfunkverbreitung, allerdings mit anderen Empfangsmöglichkeiten und Strukturen. Der Ausbau der DVB-T-Netze ist in Deutschland am Fernsehen und nicht an den Erfordernissen des Hörfunks orientiert. Dort, wo Hörfunk- und Fernsehstrukturen identisch sind (z. B. in Stadtstaaten), ist eine kostengünstige Hörfunkverbreitung über DVB-T und auch DVB-H möglich. Die Realisierung einer flächendeckenden Hörfunkversorgung für Inhouse-Empfang über landesweite bzw. bundesweite DVB-T-Netze ist eher auszuschließen.

Grundsätzlich lassen sich mit allen digitalen Systemen auch regionale und lokale Versorgungsstrukturen nachbilden. Allerdings dürfte die Verbreitung einer großen Anzahl von Hörfunkangeboten in einem Multiplex über DVB-T oder DVB-H beispielsweise für lokale Versorgungen eher unrealistisch weil unwirtschaftlich sein, zumal sich alle Multiplexnutzer über die Netzausbaustrategie verständigen müssten.
 
Die Codierstandards werden ständig weiterentwickelt. Dies führt dazu, dass die vom Rundfunk bekannte langjährige Nutzung der Empfangsgeräte für alle Dienste in der Zukunft nicht mehr gegeben ist.
 
„Nach der Digitalisierung der Übertragung wird der Hörfunk mehrere Systeme und Wege nutzen, um seine Programme anzubieten“, zieht Prof. Wolfgang Thaenert, Vorsitzender der DLM, als Fazit der Untersuchung. „Ausschlaggebende Bedeutung für die Eignung der verschiedenen Übertragungssysteme kommt den Hörfunkstrukturen von morgen zu. Die erforderlichen Strategien lassen sich nur gemeinsam von Medienpolitik und Hörfunkveranstaltern entwickeln.“[mg]

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