Das digitale Radio ist in Nordrhein-Westfalen weiterhin vor allem bei lokalen Rundfunkanbietern umstritten. Der Verband Lokaler Rundfunk in Nordrhein-Westfalen (VLR) lehnt DAB Plus entschieden ab und sieht das „Ökosystem Lokalfunk“ gefährdet.
Mit einem Positionspapier macht der Verband Lokaler Rundfunk in Nordrhein-Westfalen (VLR) die geteilte Meinung der Radioanbieter zum Thema DAB Plus in NRW noch einmal deutlich. Während in vielen Bundesländern der Ausbau des digitalen Radios, vor allem Dank des Engagemants der öffentlich-rechtlichen Sender, stetig voranschreitet, bleibt die Debatte um den Sinn der Umstellung in NRW am Laufen. Vor allem viele Lokalanbieter bangen um ihre Existenz.
In seiner Positionierung fordert der Verband von der Politik eine weitere Ausschreibung von Kapazitäten im Bundesland zu verhindern. Dazu sollen die Rahmenbedingungen geändert werden. Dabei argumentiert der VLR damit, dass „die digitale Radioverbreitung DAB Plus selbst 15 Jahre nach ihrer Einführung nicht am Markt angenommen“ sei, was sowohl für Hörer als auch Radioveranstalter gelte. Speziell „in NRW spielt DAB Plus weiterhin nur eine untergeordnete Rolle“, will der Verband wissen.
Jedoch gibt es auch viele Zahlen, die diese Standpunkte widerlegen. So veröffentlichte die GfK erst Anfang 2016 Zahlen, nach denen die Nutzung von Digitalradios in ganz Deutschland immer weiter steige und im Dezember 2015 über 30 Prozent des Radiogerätemarktes ausmachte. Allein in Nordrhein-Westfalen stehen über eine Million Digitalradios in den Haushalten. Auch das Interesse der Veranstalter im Bundesland, über DAB Plus zu senden, ist gegeben, hatten sich doch 16 Interessenten bei einem „Call of Interest“ der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) gemeldet.
Während sich die LfM nun bei der Staatskanzlei für den Ausbau mehrerer Verbreitungsgebiete in NRW ausspricht, hält der VLR dies für verfrüht und verweist auf das Zwei-Säulen-Modell, das laut Landesmediengesetz nicht auf DAB Plus übertragen werden muss. Für den privaten Lokalfunk fordert der Verband daher vom Gesetzgeber eine kostenneutrale Umstellung bei Erhalt des Zwei-Säulen-Modells.
Ob die Forderungen des VLR, unter anderem auch nach dem Erhalt von UKW als analogem Verbreitungsweg, umgesetzt werden, scheint fraglich. So wird der bundesweite Multiplex immer weiter ausgebaut, auch in NRW sind fünf Sendeanlagen geplant. Und auch der WDR verfügt bereits über einen eigenen Digitalradio-Multiplex. [buhl]
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