
Während der letzten Tage war mehrfach zu lesen, dass ein baldiger Ausbau der Digitalradio-Sendernetze in Österreich wohl bevorstehe. Insbesondere wurde Lienz in Osttirol genannt. Also jener Ort, wo auch wir ein Büro haben. Was steckt dahinter?
Was ist die Ausgangslage?
Tatsache ist, dass in Österreich inzwischen landesweit zwar drei Bedeckungen ausgestrahlt werden, von denen sich eine Bedeckung in mehrere Regionalmuxe aufteilt. DAB+ kommt aber nach wie vor nur von den wichtigsten Hauptsenderstandorten und ist auf die Ballungsräume, Stichwort Landeshauptstädte, und Hauptverkehrsrouten beschränkt. Demnach gibt es noch einige weiße Flecken in Österreich, in denen heimisches DAB+ nicht oder kaum empfangbar ist. Nachbesserungsbedarf besteht zudem in den bereits versorgten Regionen in Sachen Indoor-Empfang.
Kommt es jetzt zu einem Sendernetzausbau?
So wünschenswert er wäre, so wenig realistisch ist er auch. Alleine schon, weil über das österreichische DAB+ ausschließlich Privatsender zu hören sind. Die müssen sich aber erst einmal die Kosten für die Ausstrahlung über zusätzliche Senderstandorte leisten können.
Abgesehen davon, welche zusätzlichen Senderstandorte würden mehr Sinn machen? Solche, mit denen man viele Menschen erreicht, oder solche, von denen nur wenige Nutzen haben? Letzteres wäre beim Standort Lienz, Rauchkofel der Fall. Im Einzugsgebiet des Senderstandorts würden nur rund maximal 40.000 Personen davon profitieren.
Wir haben nachgefragt
Tatsache ist, dass ein DAB+-Sendernetzausbau nicht geplant ist. Diese Auskunft haben wir zum Einen Ende letzten Jahres von den dafür Verantwortlichen beim Sendernetzbetreiber ORS erhalten. Weiter haben wir heute bei einem Radioveranstalter nachgefragt, der von einem Netzausbau unmittelbar betroffen wäre. Schließlich steigen die Übertragungskosten mit jedem zusätzlichen Standort. Demzufolge erfolgt auch kein Ausbau über die Köpfe der in den Multiplexen eingemieteten Programmveranstalter hinweg.
Wie kam es nun zu dem Gerücht?
Bei der BNetzA sind kürzlich Koordinierungsanfragen für die Verbreitung der drei DAB+-Pakete über den Standort Lienz/Rauchkofel aufgetaucht. Mit solchen Koordinierungsanfragen kann man mehrere Ziele verfolgen. Einerseits kann man sich so bereits Frequenzen für einen Standort sichern, der momentan noch nicht auf der Agenda steht. Weiter wird damit dem Zuvorkommen ausländischer Betreiber zuvorgekommen. Osttirol grenzt im Süden und Westen an Italien an und da man es dort mit den Frequenzen mitunter nicht so genau nimmt, hat uns bereits die Vergangenheit gelehrt. Es geht also auch darum, sich Übertragungskapazitäten für die Zukunft zu sichern. Genau aus diesem Grund dürfte die Anfrage bei der BNetzA erfolgt sein. Eine nüchterne Anfrage, die zugleich Spekulationen genährt hat.
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