In wenigen Tagen startet die Bundesliga in die neue Saison und Radio-Hörer müssen sich dabei auf einige Veränderungen gefasst machen: das Fußball-Radio 90elf gibt es nicht mehr, stattdessen geht nun Sport1.fm an den Start – auch via DAB Plus. Die ARD hält dagegen an ihrem bewährten Konzept fest.
Der Countdown läuft: Wenn am Freitag mit dem ersten Spieltag der zweiten Bundesliga die neue Saison beginnt, werden nicht nur wieder Millionen Fußball-Fans vor den TV-Geräten sitzen, sondern auch für dem Radio. Welche Angebote den Radio-Hörern dabei in der kommenden Spielzeit zur Verfügung stehen werden, war in den letzten Wochen keineswegs klar, denn mit ihrer Entscheidung, die nationalen Audioverwertungdrechte für Web und Mobile an Sport1 statt wie bisher an das Fußball-Radio 90elf zu vergeben, hat die Deutsche Fußball Liga (DFL) Mitte März für einigen Wirbel gesorgt.
Die anschließenden Fragen waren zahlreich: Was macht Sport1 mit den Rechten? Was passiert nun mit dem Fußballradio 90elf? Und wie geht es mit der Bundesliga im Digitalradio weiter, für das die Constantin-Tochter nun zwar die Rechte aber keine bundesweiten Kapazitäten hat? Nach Wochen des Rätselns und Spekulierens stehen die Antworten mittlerweile fest:90elf steigt aus
Nach dem Verlust der Rechte wird es für das Fußballradio 90elf keine Zukunft geben. Man habe seit der Entscheidung der DFL „dutzende Gespräche mit möglichen Partnern geführt, neue Konzepte entworfen und Businessmodelle geprüft. Wir hatten bis zuletzt die Hoffnung, mit neuen Ideen die Erfolgsgeschichte von 90elf auch nach dieser Saison fortzusetzen“, erklärte Regiocast-Geschäftsführer Florian Fritsche im Mai. Letztlich sei man aber zu dem Schluss gekommen, dass es keine Chance gibt, das ganze auf eine wirtschaftliche Basis zu stellen. Daher habe man sich dafür entschieden, die Hörfunkwelle einzustellen.
Eine erneute Bewerbung um die Rechte und damit eine Rückkehr der beliebten Hörfunkwelle schließt der Sender zudem aus. Die nächsten vier Jahre seien noch sehr weit weg und es sei nicht abzusehen, was bei der nächsten Vergabe passiert und wer als Sieger hervorgehen wird. „Es gibt keine sinnvolle, verlässliche Basis, um die ganzen Jungs loszuschicken in den Kampf, so dass wir gesagt haben, wir müssen das leider Gottes beenden“, so Fritsche weiter. Am 2. Juni wurde der Betrieb von 90elf eingestellt.Sport1.fm: Ein neuer Sportsender betritt das Feld
Mit Sport1.fm hat sich mittlerweile auch der indirekte Nachfolger von 90elf vorgestellt. Das neue 24-Stunden-Programm ist ab Freitag als Internetradio, über eine mobile Website und per App (iOS und Android) zu empfangen und wird durch Werbung finanziert. Das kostenlose Programm, das rund um die Uhr laufen und ab 7.00 Uhr morgens live gesendet werden soll, wird von einer 20-köpfigen Redaktion produziert. Als Station Voice wird Oliver Mink fungieren, der unter anderem als deutsche Synchronstimme von Mark Wahlberg bekannt ist.
Neben neuen Konzepten will die Hörfunkwelle auch TV-Formate auf das Radio-Programm seines neuen Senders verlängern. Dabei war unter anderem ein „Doppelpass to go“ im Gespräch, durch den das Erfolgskonzept der Sport1-Sendung aufs Radio übertragen wird. Mitte Juni wurde bereits an einem entsprechenden Format gearbeitet.
Zu den Inhalten sollen neben der 1. und 2. Bundesliga, deren Audiorechte-Erwerb erst der Anstoß für den Start eines eigenen Radiosenders von Sport1 war, unter anderem auch die BBL (Baskteball) und HBL (Handball) zählen. Alle 612 Bundesliga-Partien aus Liga 1 und 2 sollen live in Konferenz und Einzel-Übertragungen ausgestrahlt werden. Auch Relegation und Supercup werden übertragen. Zudem sollen auch Spiele der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft gesendet werden, genauso wie der DFB Pokal.
Bei den Pokal-Spielen sollen ab dem Viertelfinale alle Spiele übertragen werden. In den Runden davor werden es nur ausgewählte Spiele sein. Kommentieren werden auch aus dem TV bekannte Stimmen wie Hans Küpper oder Oliver Forster. Auch ehemalige Moderatoren von 90elf, wie Konstantin Winkler, Markus Herwig oder Andreas Mann, werden für Sport1.fm tätig sein.
Lange Zeit offen blieb zudem die Frage, wie es im Digitalradio mit der Bundesliga weitergeht. Sport1 hat sich zwar die Rechte geangelt, aber keine Kapazitäten. 90elf hat diese wiederum, aber keine Rechte mehr. Die Möglichkeit einer Sublizensierung bzw. einer Weitergabe der Kapazitäten von 90elf an Sport1 wurde länger diskutiert, letztlich hat Sport1 aber einen anderen Weg gefunden, um auch trotz fehlender Kapazitäten via DAB Plus präsent zu sein.
Als Lösung des Problems entpuppte sich schließlich eine Kooperation mit dem Radiosender Engergy, der über entsprechende Übertragungsfrequenzen verfügt. Sport1.fm wird seine Live-Berichte von den obersten deutschen Fußball-Ligen inklusive Vor- und Nachberichterstattung also künftig zu jeder Anstoßzeit live über das Programm von Energy bundesweit via DAB Plus verbreiten. Sollten mehrere Spiele gleichzeitig stattfinden, ist eine Konferenz vorgesehen. Bis der Sender an eigene bundesweite Kapazitäten kommt, ist eine solche Kooperation für Sport1 derzeit wohl der einzige Weg,um sein Programm auch via DAB Plus verbreiten zu können. Auf die freigewordenen Kapazitäten von 90elf, die derVeranstalterRegiocast in der Hand hält, braucht Sport1 dabei nichthoffen,denn die will Regiocast weiterhin selbst nutzen. ARD mit Konferenz in gewohnter Qualität
Neben Sport1 ging auch die ARD als großer Gewinner aus der diesjährigen Vergabe der Audiorechte hervor, denn die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt bekam den Zuschlag für die nationalen Audio-Verwertungsrechte für UKW (Paket „Audio Broadcast“) und das Zusatzpaket („Audio Erweiterungspaket“) mit erweiterten Stadion-Zutrittsrechten, sodass die ARD-Hörfunkwellen auch in den kommenden vier Spielzeiten von allen Partien der Bundesliga berichten können.
Dabei hält die ARD an ihrem bewährten Konzept fest, bei dem die große Bundesliga-Konferenz am Samstagnachmittag im Mittelpunkt steht. Dabei sind die Reporter in den einzelnen Stadien live zugeschaltete und berichten abwechselnd von den Ereignissen auf dem Rasen. Da sich sämtliche Reporter gegenseitig hören können, sind auch kurzfristige Wechsel bei Toren problemlos möglich. [fm]
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