Die Irritationen um das rheinland-pfälzische Privatradio Big FM reißen nicht ab. Im Internet kursiert ein von Branchenkennern als authentisch eingestuftes Schreiben, das ein denkbar schlechtes Licht auf die Muttergesellschaft des Senders wirft.
In dem Schreiben wird dem BigFM- und RPR1-Betreiber Rheinland-Pfälzischer Rundfunk GmbH mit Sitz in Ludwigshafen vorgeworfen, er verfolge die strategische Absicht, den Privatradiosender RPR1 in seiner Akzeptanz beim breiten Publikum zu schwächen, um den wirtschaftlichen Erfolg der Jugendwelle Big FM zu forcieren und diese somit als deutschlandweite Marke zu etablieren.
Langjährige Mitarbeiter würden entlassen und durch junge, billigere Big-FM-Mitarbeiter ersetzt. Darüber hinaus sei die Programmfarbe veraltet, hieß es in dem Schreiben, weil die jungen Menschen auf „alte“ Musik stünden. Mehr noch, das „neue Programm“ von RPR1 bestehe zunehmend aus Eigenpromotion, Gewinnspielen und Programmankündigungen, obwohl die Geschäftsführung selbst solche Elemente als „vom Hörer nicht akzeptiert“ einstufe.
Neben dem Schreiben wurde in der Community „Radioforen.de“ zudem ein anonymer Beitrag veröffentlicht, der Big FM beschuldigte, sein Arbeitsweise für das Lizenzverfahren „gepimpt“ zu haben. So würden RPR1-Mitarbeiter in Ludwigshafen teilweise unter falschem Namen, angeblich ebenfalls Nachrichten für die regionalisierte Newsstrecke von Big FM produzieren. Ein eigenständige Redaktion von Big FM gebe es in Ludwigshafen nicht.
Die anonyme Userin schrieb weiter, dass anlässlich der Sitzung der Landesmedienanstalt zur geplanten Lizenzentscheidung der Eingangsbereich des Rheinland-Pfälzischen Rundfunks, der im gleichen Gebäude wie die LMK angesiedelt ist, umdekoriert worden sei. Wo sonst nur RPR-Plakate zu sehen wären, habe man angeblich gezielt prominent sichtbare Big-FM-Werbung platziert.
Nachdem am Montag die Glaubwürdigkeit der rheinland-pfälzischenLandesmedienanstalt (LMK) durch eine Datenpanne im Zusammenhang mit derLizenvergabe an Big FM in Frage gestellt worden war (DIGITAL FERNSEHEN berichtete), sorgte das in einem Internetforum kursierende Schreiben nun für noch größeren Wirbel. Wie der Branchendienst „Newsecho“ am Mittwoch mitteilte, stammeder Brief, der bei „Radioforen.de“ veröffentlicht wurde, von einer“Gruppe loyaler und engagierter Mitarbeiter des Hauses RPR“, die seitMonaten Existenzängsten ausgesetzt seien.
Ulrich Köring, Chefredakteur des Branchenportals „Radioszene“, dasmit „Radioforen.de“ kooperiert, bestätigte gegenüber „Newsecho“, dass der Redaktion das Schreiben bereits vorher von einem anderen Informanten zugespielt worden sei.Köring halte das Dokument für authentisch, hieß es weiter. DasSchreiben sei wohl zunächst an die Gesellschafter des Senders und anschließend an dieLandesmedienanstalt verschickt worden. [js]
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