Die BB Antenna scheint aktuell den Markt zu überschwemmen. Zumindest ist sie auf Fernost-Online-Plattformen allgegenwärtig und wurde auch schon Radios beigepackt. Ist sie tatsächlich die Wunderantenne, für die sie angepriesen wird?
Loop-Antennen werden von DXern gerne zur Verbesserung des Lang- und Mittelwellen-Empfangs eingesetzt. Bei solchen ist ein dünner, isolierter Draht mit rund 30 Windungen auf einer Spule von etwa 24 cm Durchmesser gewickelt. Loop-Antennen besitzen zudem eine Abstimmeinheit. Konkret ist es ein Drehkondensator, mit der die Antenne auf besten Empfang einzustellen ist. Die Antenne wird entweder über ein Kabel mit der Antennenbuchse des Radios verbunden oder man hält das Radio einfach in das Innere des Loops. Auch das sorgt für verbesserte Empfangsleistungen.
BB Antenna
In ihrem Aufbau erinnert die BB Antenna an eine Loop-Antenne. Sie besteht im Wesentlichen aus einer runden, 1,5 cm breiten Leiterplatte mit einem Außendurchmesser von 10 cm. Das Loch im Inneren misst 7 cm im Durchmesser. An der Unterseite ist ein SMA-Stecker angelötet. Von ihm geht von beiden Seiten eine auf der Platine aufgedruckten Spule mit je 28 Wicklungen ab. Wobei die Wicklungen an beiden Seiten nicht miteinander verbunden sein dürften. Laut Aufdruck wird der BB Antenna ein Empfangsbereich von 9,9 kHz bis 181 MHz bescheinigt. Das ist weit mehr als übliche Loop-Antennen abdecken und schließt auch UKW und zumindest die unteren DAB+-Kanäle ein.
Anschließen
Die BB Antenna ist für den Einsatz an diversen DX-Radios wie den TEFs oder den chinesischen Malachit-Klonen gedacht. Sie alle kommen mit einer SMA-Buchse, an die die Antenne aufgeschraubt wird. Der SMA-Stecker ist an der runden Leiterplatte nur an insgesamt fünf Kontaktflächen angelötet. Ob das langfristig für sicheren Halt sorgt, darf angezweifelt werden. Jedenfalls ist beim Handling Vorsicht geboten.
Empfangspraxis auf AM
Ist es den Chinesen gelungen, mit der BB Antenna eine kompakte Antenne zu bauen, die zumindest ansatzweise an die hervorragenden Empfangsleistungen einer echten Loop-Antenne oder zumindest einer Standard-Antenne herankommt?
Um das zu ergründen, haben wir die Empfangsleistungen der BB Antenna auf Lang-, Mittel- und Kurzwelle sowie auf UKW an einem TEF 6686-DX-Radio mit einer Standard-Teleskop-Antenne verglichen. Unsere ersten Versuche mit der kleinen China-Antenne endeten in einem Empfangsdesaster, bei dem wir sogar mit den ortsüblichen UKW-Sendern ernsthafte Probleme hatten. Was aber unsere Schuld war, da wir die extreme Richtwirkung der BB Antenna unterschätzt hatten.
Hält man das Radio in der Hand, sodass man von oben auf das Display schaut und hat die Antenne so montiert, dass ihre Wicklungen parallel zur Gerätefront ausgerichtet sind, ist die Empfangsrichtung der Antenne vom Boden senkrecht hoch in den Himmel. Terrestrische Signale lässt sie so links liegen. Die Antenne sollte also um 90 Grad gedreht werden, sodass sie von Horizont zu Horizont blickt. Dann klappt es auch mit dem Empfang. Zumindest um einiges besser, als wir befürchtet hatten.
Trotzdem bleiben die Empfangsleistungen zumindest im AM-Bereich auf bescheidenem Niveau. So konnten wir etwa während des Tages auf Mittelwelle mit der Teleskop-Antenne vier Sender gut hören. Mit der BB Antenna waren es nur zwei, wobei diese auch nicht so stark hereinkamen und angekratzter klangen. Selbstverständlich haben wir versucht, den Empfang durch Ausrichten der Antenne zu maximieren. Das selbe Bild begegnete uns auch auf Kurzwelle. Sender, die wir mit der Teleskop-Antenne angenehm zu hören waren, kamen mit der BB Antenna hörbar angekratzt und boten wenig Anlass zur Freude.
Empfangspraxis auf UKW
Zumindest in der akustischen Wahrnehmung scheint die BB Antenna auf UKW etwas besser zu sein als auf AM. So kommen zwar mit der runden China-Antenne auch alle mehr oder weniger ortsüblichen Sender aus der bayerischen und tschechischen Nachbarschaft, aber am Ende doch nicht so gut wie mit dem Teleskopstab. Das sehen wir etwa an den fehlenden RDS-Kennungen und den geringeren Signalstärken. Die Unterschiede bewegen sich in der Größenordnung von rund 6 bis 10 dB, was schon richtig viel ist. Zudem kommen mit der BB Antenna einige Sender hörbar angekratzt, was beim normalen Zuhören definitiv nervt. Zusammengefasst ist die BB Antenna auch für den UKW-Bereich kein must have.
Antenne ausrichten
Unabhängig von ihren eher mäßigen Empfangsleistungen will die Handhabung dieser Antenne erst einmal verinnerlicht werden. Wie gut der Empfang gelingt, hängt sehr stark von der Antennen-Ausrichtung ab. Diese will insbesondere auf UKW bei schwächeren Stationen sehr genau getroffen werden.
Erschwerend kommt hinzu, dass der an der BB Antenna montierte SMA-Stecker kein Drehgelenk besitzt. Dennoch ist man versucht, die Antenne zu drehen, was mit einer großen Belastung des Steckers, aber auch der im Radio eingebauten Antennenbuchse einhergeht. Hier schließen wir nicht aus, dass es eher früher als später zu einem Defekt kommen kann. Wobei die Bandbreite vom ausgerissenen SMA-Stecker an der Antenne bis zur schadhaften Buchse am Radio reicht. Um solchen Schäden vorzubeugen, müsste man den Antennen-Stecker stets etwas lockern und erst dann die Antenne neu ausrichten. Ärgerlich nur, dass währenddessen kein Empfang gegeben ist und man so nicht hört, wann der beste Empfang gewährleistet wäre.
Mehrere Varianten
Von dieser Antennen-Bauform werden inzwischen mehrere Varianten angeboten. So gibt es unsere BB Antenna auch in schwarz als Donut 10 kHz bis 180 MHz und jedenfalls in zwei Versionen mit Drehkondensator für die Empfangsoptimierung. Jene mit der roten Leiterplatte trägt die Aufschrift Donut AM Antenna und scheint für 500 bis 2 000 kHz, also im weiteren Sinne die Mittelwelle, optimiert zu sein. In Blau hört die Drehkondensatorantenne auf den Namen Donut SW Antenna und soll für den Kurzwellenbereich von 4 bis 24 MHz, also 4 000 bis 24 000 kHz, ausgelegt zu sein.
Fazit
Die BB Antenna gibt es bereits für kleines Geld, so ab rund 7 Euro. Die anderen Varianten, insbesondere jene mit eingebautem Drehkondensator, gibt es ab etwa 10 Euro. So richtig Gefallen haben wir an der BB Antenna nicht gefunden. Nicht nur, dass ihre Empfangsleistungen jenen von Teleskop-Antennen definitiv nachhinken, auch das Handling ist etwas umständlich. Radio-Empfang mit dem Teleskopstab ist da eindeutig komfortabler. Zudem benötigt dieser weniger Platz und ist schneller verstaut. Trotz ihrer nur 10 cm Außendurchmesser ist die BB Antenna im Prinzip größer als etwa die TEF-Radios. Beides mal schnell in einem Etui verstauen, geht nicht so leicht.
Unsere BB Antenna wandert jetzt jedenfalls in den Speicher in das Regal für unnützes Equipment. Dort wird sie wohl bis zum jüngsten Tag liegen bleiben.
Text: Thomas Riegler / Redaktion: Felix Ritter
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