Empfangsantennen für Satellit, DVB-T2 und DAB+ haben wir schon mehrfach vorgestellt. Diesmal wagen wir uns an eine Antenne für die Mittel- und Kurzwelle. Und da ist alles anders, als man bislang gewohnt war.
Einige Grundlagen
Während wir es auf DAB+ und UKW mit vergleichsweise hohen Frequenzen zu tun haben, sind diese im AM-Bereich, also auf Lang-, Mittel- und Kurzwelle, ziemlich tief. Auf Kurzwelle im Bereich um 6.000 kHz, gleich 6 MHz, haben wir es bereits mit einer Wellenlänge um 49 m zu tun. Das wäre dann auch die ideale Antennenlänge. Noch krasser verhält es sich auf der Mittelwelle im Bereich von 522 bis 1602 kHz. Was einer Wellenlänge von 500 bis 200 m entspricht. Hier liegt auch die Ursache, warum Mittelwellen-Sendemasten, die meisten wurden hierzulande bereits abgerissen, bis über 300 m hoch waren.
Amateuerfunk-Antennen
Solche Längen lassen sich im privaten Umfeld nicht annähernd realisieren. Dennoch findet man bei manchen Funkamateuren ebenfalls zumindest etwas höhere Masten. Ihre Längen bewegen sich zwischen grob zehn und knapp 30 Metern. Sie sind nicht nur Sende-, sondern auch Empfangsantennen und bieten sich somit an, mit ihnen auf Wellenjagd zu gehen.
EAntenna DX13M
Auch wir haben für Empfangsexperimente eine Vertikalantenne der Type EAntenna DX13M aufgebaut. Sie kostet rund 340 Euro und besteht aus acht Rohrsegmenten mit Durchmessern zwischen 50 und 25 mm. Ihre Gesamtlänge liegt bei 13,1 m. Ihr Gewicht bewegt sich bei 12,9 kg. Die Vertikalantenne ist in zwei Ebenen, in rund 7 und 11 m Höhe, abzuspannen. Wozu zumindest drei um 120 Grad versetzte Seile zu spannen sind. Erst sie geben dem Mast die nötige Standsicherheit, damit er bei Wind und Sturm nicht gleich umknickt. Leichter Mast, dünne Rohre. Das fällt nicht ins Gewicht, möchte man meinen. Doch seine Windangriffsfläche ist nicht zu unterschätzen. Das merkt man besonders beim Aufstellen, wenn man den Mast per Hand festhalten muss, während er am Boden angeschraubt und abgespannt wird.Die DX13M ist übrigens für maximale Windgeschwindigkeiten bis 160 km/h ausgelegt.
Für welchen Bereich ist die Antenne vorgesehen?
Vorgesehen ist sie für den Frequenzbereich von 160 m bis 4 m Wellenlänge. Das entspricht etwa 1.800 kHz bis 75 MHz. Allzu eng darf man diese Bandgrenzen aber nicht sehen. Laut unseren Erfahrungen arbeitet die DX13M auch im gesamten Mittelwellen-Bereich, also runter bis 522 kHz, recht gut. Selbst im UKW-Bereich macht die Antenne noch eine gute Figur.
Mehr dran, als man sieht
Der 13 m lange Mast ist nur der sichtbare Teil der Vertikalantenne. Damit sie funktioniert, braucht es noch viel mehr. Zunächst wäre das ein Fundament, in dem ein 50-mm-Rohr einbetoniert ist, an dem die Antenne montiert wird. Weiter braucht eine solche Antenne eine eigene, sehr gute Erdung. Alleine dafür haben wir im Garten sternstrahlenförmig 200 m blanken Draht in einer Tiefe von rund 20 cm vergraben. Weiter ist ein 50-Ohm-Antennenkabel bis zur Empfangsstelle zu verlegen.
Auf Empfang
Bei unseren Empfangsversuchen haben wir uns vor allem deshalb auf die Mittelwelle konzentriert, weil sie eigentlich bereits außerhalb der Bandgrenzen der DX13M liegt. Unsere Beispiele zeigen aber, dass sie selbst hier noch erstaunlich gut arbeitet.
Die Tagesreichweite von Mittelwellensendern ist auf die so genannte Bodenwelle beschränkt und macht sie selbst bei sehr starken Anlagen nur im Radius von höchstens wenigen hundert Kilometern hörbar. Dem entsprechend können wir an unserem Testort bei Linz in Oberösterreich um die Mittagszeit mit der Originalantenne unseres Radios nur eine einzige Station, konkret das ungarische Kossuth Radio aus Solt auf 540 kHz, zumindest brauchbar hören. Weiter können wir ganz schwach das Museumsradio auf 1.476 kHz aus dem rund 80 km entfernten Bad Ischl ganz schwach erahnen.
An der großen Vertikalantenne angeschlossen, verbessert sich der Empfang Ungarn merklich und werden mit einem schon recht satten Audio verwöhnt. Auch die 1.476 kHz kommt damit um einiges besser. Zumindest steigt seine Signalstärke von 10 auf rund 25 dBµV.
Zudem entdecken wir an der DX13M vier weitere Frequenzen mit zwar noch stark verrauschtem, aber bereits verständlichem Ton. Auf 1.116 kHz überrascht uns mit recht gutem Audio das ungarische Danko Radio. Es ist auch auf der 1.251 kHz wahrzunehmen. Mit etwa gleicher Qualität ist auf 1.188 kHz das ebenfalls aus Ungarn stammende Nemzetisegi Adasok zu hören. Die 648 kHz bringt uns schließlich noch recht schwach Radio Muski Val aus Slowenien.
Unsere zweite Testreihe führten wir bei beginnender Abenddämmerung durch. Also zu jener Zeit, wo auf der Mittelwelle die Raumwelle allmählich wirksam wird und man auch entferntere Stationen hören kann. Mit der Teleskopantenne unseres Radios konnten wir zehn Stationen sehr gut empfangen. An der 13-m-Antenne waren es jedenfalls 18. Wobei an die zehn weitere die von uns gestellten Kriterien ebenfalls annähernd erfüllten. Generell kommen mit der großen Vertikalantenne alle empfangbaren Stationen auf Mittelwelle besser an. Da sie aber aus allen Richtungen gleich gut empfängt, lassen sich potentielle Störer mit ihr nicht ausblenden. Was zur Folge hat, dass auf vielen Frequenzen zwei oder auch mehrere Stationen gleichzeitig empfangbar sein können.
Selbst während der Nachtstunden bringt die DX13M auf Mittelwelle einige Vorteile. So ist es mit ihr möglich, auch sehr weit entfernte Stationen erstaunlich gut aufzunehmen, die mit üblichen Mittelwellen-Antennen überhaupt nicht hörbar wären.
Auch interessant: