Der regionale Kabelnetzbetreiber Wilhelm.tel hat kritisiert, dass ARD und ZDF ihre Einspeiseentgelte lediglich an größere Konkurrenten wie Kabel Deutschland und Unitymedia abführen. Die von den öffentlich-rechtlichen Sendern geplante Einstellung der Zahlungen ab 2013 begrüßte ein Unternehmensvertreter deshalb als Schritt zu mehr Gerechtigkeit.
„Die Einspeiseentgelte erhalten, wie im Markt bekannt ist, nur die wenigen großen Kabelnetzbetreiber, Wilhelm.tel aus nicht nachvollziehbaren Gründen nicht“, kritisierte Pressesprecher Oliver Weiß auf Anfrage von DIGITALFERNSEHEN.de. Mit Wegfall der Einspeisegebühren würde die Ungleichbehandlung zwischen großen Kabelnetzbetreibern und der Gruppe der mittelgroßen bis kleinen Kabelnetzbetreiber aufgehoben, sagte Weiß.
Das gelte insbesondere deshalb, weil die großen Kabelnetzbetreiber diese zusätzlichen finanziellen Mittel gegenüber der Gruppe der kleineren Konkurrenten verwenden würden, um im Markt eine Schieflage zu erzeugen. „Daher begrüßen wir diesen Schritt“, sagte Weiß der Redaktion.
Falsch sei es zudem, den Streit um Einspeiseentgelte auf dem Rücken der Kunden auszutragen, rügte der Netzbetreiber die Wettbewerber hinsichtlich der fehlenden Einigung zur Einspeisung der neuen HD-Kanäle von ARD und ZDF: „Eine Verzögerung der Einspeisung aus taktischen und strategischen Gründen gegenüber den HD-Sendergruppen halten wir gegenüber dem Kunden für falsch, wenn es sich wie hier um echtes Free-TV handelt, d.h. wir die Inhalte auch frei und ohne weitere technische Auflagen erhalten“.
Entsprechende Erweiterungen des Sendeangebots sollten dem Kunden sofort zur Verfügung stehen, findet nicht nur Weiß. Sein Unternehmen hat sich mit ARD und ZDF bereits darauf verständigt, die zehn zusätzlichen HD-Kanäle, die nach Abschaltung der analogen Satellitenausstrahlungen zum 1. Mai 2012 auf Sendung gehen, pünktlich zum Start aufzuschalten (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete). Im Kerngebiet Norderstedt nutzen laut Unternehmen 85 Prozent aller Haushalte einen TV-Anschluss von Wilhelm.tel.
Eine kreative Begründung für die aus seiner Perspektive bestehende Überlegenheit des Kabelempfangs lieferte Weiß gleich mit: DVB-T sei aufgrund der geringen Sendervielfalt, der Abwesenheit von HD-Sendern und der deutlich schlechteren Bildqualität aufgrund der niedrigeren Bandbreiten keine Alternative. Gegen die Satellitennutzung spreche, dass sich das rund 200 Sender umfassende Digitalbouquet von Wilhelm.tel aus 14 Satellitenpositionen zusammensetzt. Und: „Nebenbei sehen Häuser ohne Schüssel einfach schöner aus.“
ARD und ZDF liegen derzeit mit den meisten Kabelunternehmen im Clinch, weil sie im Zuge ihrer Sparmaßnahmen ab 2013 die jährlichen Zahlungen in Gesamthöhe von 60 Millionen Euro an die Netzbetreiber einstellen wollen (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete). Kabel Deutschland zuletzt massiv kritisiert. „Gebührenfinanzierung soll Programmverbreitung sichern, nicht torpedieren“, erklärte Pressesprecher Marco Gassen am Dienstag gegenüber diesem Mediendienst.
Im Gegenzug bleibt weiterhin offen, ob die neuen hochauflösenden Programmangebote beider Sendeanstalten ab Mai über Kabel Deutschland, Unitymedia und Kabel BW zu empfangen sind. Bei den größeren Anbietern hat lediglich die Telekom mit ihrer IPTV-Plattform Entertain bislang eine Einigung in Aussicht gestellt. [ar]
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