Die Übernahme von Kabel Deutschland durch Vodafone könnte nachträglich noch für größeren Ärger sorgen. Laut einem Gutachten haben die Briten deutlich zu wenig für den Kabelnetzbetreiber gezahlt.
Bereits seit Monaten wird darüber spekuliert, Vodafone könnte bei der 2013 erfolgten Übernahme von Kabel Deutschland zu wenig Geld auf den Tisch gelegt haben. Nun liegt der Nachrichtenagentur Reuters offenbar ein von Kabel Deutschland selbst in Auftrag gegebenes Gutachten vor, welches tatsächlich davon ausgeht, dass der britische Mobilfunkriese viel zu wenig für den deutschen Kabelnetzbetreiber gezahlt hat.
Basierend auf den Schätzungen von Investmentbanken hätten die Aktien von Kabel Deutschland einen Wert von jeweils 104 Euro. Vodafone hatte bei der Übernahme der Mehrheit jedoch lediglich 84,53 Euro je Aktie gezahlt. Dies würde bedeuten, dass der gezahlte Preis rund ein Fünftel unter dem tatsächlichen Wert des Unternehmens gelegen hätte.
Das Gutachten birgt Brisanz. So zweifelt der mit 13,5 Prozent Anteilen zweitgrößte Kabel-Deutschland-Aktionär, der US-Hedgefonds Elliot, seit längerem den von Vodafone gezahlten Preis an. Bereits im Juli diesen Jahres hatte Eliot gerichtlich versucht, mit 225 bis 275 Euro je Aktie eine Abfindung für die Minderheitsaktionäre zu erzielen. Zuletzt hatte der Investor vor dem Landgericht München darauf geklagt, Zugang zu dem Gutachten zu erhalten, das nun offenbar Reuters vorliegt.
Vodafone hatte Kabel Deutschland im Herbst 2013 für 10,7 Milliarden Euro geschluckt. Seither hält das britische Unternehmen rund 76 Prozent am deutschen Kabelnetzbetreiber. [ps]
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