Vodafone verliert erneut viele Fernseh-Kunden

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Vodafone Kabel
© Vodafone

Vodafone bietet seinen Kunden nicht nur Mobilfunk- und Festnetzinternet-Verträge, sondern auch TV-Signale für Kabelfernsehen an. Letzteres war jahrzehntelang ein gutes Geschäft mit Wettbewerbsvorteil – bis jetzt.

Der Telekommunikationsanbieter Vodafone Deutschland verliert in seinem Fernsehgeschäft deutlich an Boden. Im ersten Quartal des im April begonnenen Geschäftsjahres 2024/25 sei die Zahl der Fernsehkunden um 655.000 auf rund 11,1 Millionen gesunken, teilte die Deutschlandtochter eines britischen Konzerns in Düsseldorf mit. Im Quartal davor (Januar bis März 2024) hatte der Kundenverlust etwa gleich hoch gelegen und im derzeit laufenden Sommerquartal dürfte es erneut ein sattes Minus geben.

Grund hierfür ist das Ende einer gesetzlichen Regelung zum 1. Juli, der zufolge der Vermieter TV-Kosten auf alle seine Mieter in den Nebenkosten umlegen konnte – egal ob die mitmachen wollten oder nicht. Durch das Nebenkostenprivileg hatte Vodafone einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz, weil es dadurch relativ leicht große Verträge mit Wohnungsbaugesellschaften schließen konnte.

Die Wettbewerber – etwa Satelliten-TV-Anbieter oder die Deutsche Telekom mit ihrem Internet-Dienst Magenta TV – hatten hingegen einen schweren Stand. Vodafone ist seit langer Zeit mit großem Abstand Marktführer im Fernsehsegment. Dieser Vorsprung schrumpft nun.

Wettbewerbsvorteil im Kabel für Vodafone passé – Kunden können nun wählen

Mit dem Wegfall des Privilegs büßt Vodafone einen großen Teil seines Massengeschäfts ein – entweder weil Mieter auf alternative Angebote setzen oder weil sie gar kein TV-Signal mehr brauchen, da sie alles über reines Internet-Streaming machen, etwa Netflix oder die ARD Mediathek.

Vodafone belieferte ursprünglich 8,5 Millionen Haushalte im Rahmen des Nebenkostenprivilegs mit dem Fernsehsignal. Die anderen Fernsehkunden sind Wohnungseigentümer oder Mieter, die ohnehin schon einen direkten Vertrag mit Vodafone haben und daher nicht von der Gesetzesänderung betroffen sind.

Von den 8,5 Millionen Haushalten will Vodafone mindestens die Hälfte bei sich halten, so das Ziel – dies entweder durch Verträge direkt mit dem Anbieter oder mit einer neuen Art von Sammelvertrag, bei dem der Mieter freiwillig und nicht gezwungenermaßen mitmacht.

„Es war klar, dass sich der TV-Markt mit der Gesetzesänderung zunächst deutlich verkleinern würde“, sagt Firmenchef Marcel de Groot. Im Rahmen der Ziele, die man sich gesetzt habe, sei man gut unterwegs. „Viele Kunden, die auch in Zukunft ein TV-Produkt nutzen wollen, entscheiden sich für Vodafone.“

Firmenchef gibt sich optimistisch

Marcel de Groot Vodafone CEO
Marcel de Groot, CEO bei ©Vodafone

Vodafone ist in einer schwierigen Phase; mit einem Personalabbau und Effizienzmaßnahmen will die Firma mit ihren aktuell rund 15.000 Beschäftigten in Deutschland wieder auf Kurs kommen. Im Frühjahrsquartal ging es aber vor allem wegen des schwachen TV-Segments weiter bergab, der Deutschland-Umsatz im wichtigen Service-Geschäft sank um 1,5 Prozent auf rund 2,8 Milliarden Euro.

Auch die Kundenzahlen im Festnetz-Internet und Mobilfunk sanken. Zahlen zum operativen Ergebnis in dem Quartal veröffentlichte Vodafone Deutschland nicht. Firmenchef de Groot betont, optimistisch nach vorne zu blicken. „Wir haben die Weichen gestellt, um im nächsten Geschäftsjahr wieder zu wachsen.“

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Bildquelle:

  • df-vodafone-tv-fernsehen: Vodafone
111 Kommentare im Forum
  1. Noch spannender wird das 2. Geschäftsquartal ab Juli 2024. Ob die Zahlen dann überhaupt veröffentlicht werden?
  2. War doch klar. Aber Vodafone war sich so sicher, dass alle schön brav beim Kabelanschluss bleiben, weil die Kunden zu faul zum wechseln sind. Das war wohl nichts. Was mich das freut. Was Vodafone aus dem Kabelnetz gemacht hat, ist eine Schande. Nur noch Internet, Internet, Internet. Den TV Bereich hat man komplett vernachlässigt. Und dann noch Mondpreise dafür verlangen. Der Kundenservice ist ja auch total schlecht. Geschieht denen Recht und ich hoffe, dass noch viel mehr Kunden, Vodafone den Rücken kehren. (y)
  3. Warum sollten sie?! Klar, wer will da auch freiwillig arbeiten?! Und die es wollen, weil sie z.B. im technischen Support arbeiten wollen, müssen erstmal lange Zeit die Leute mit Verträgen nerven. Also bekommen die Callcenter nur die, die vom Jobcenter geschickt werden.
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