Unitymedia mausert sich gerade zum Vorreiter bei der Analogabschaltung im Kabel, doch dem betroffene Sender Phoenix gefällt das gar nicht. Er beklagt: Der Netzbetreiber wälze auf diesem Weg nur den Kabelstreit auf seine Kunden ab. Doch ganz so einfach ist es nicht.
Am Mittwoch fiel der Startschuss: Pünktlich zum Start ins zweite Halbjahr 2015 hat Unitymedia wie angekündigt damit begonnen, das Ende des analogen Zeitalters in seinen Netzen einzuläuten. Peu a peu werden nun nacheinander alle noch verbliebenen Analog-Sender aus den Netzen entfernt, um künftig ein ausschließlich digitales Angebot zu verbreiten. Vom ersten Schritt betroffen ist dabei auch der öffentlich-rechtliche Informationssender Phoenix, der sich künftig einen Programmplatz mit 3Sat teilen muss – und das gefällt Phoenix überhaupt nicht.
So beklagten am Freitag in einer Stellungnahme die Programmgeschäftsführer Michael Hirz und Michaela Kolster, dass sie die Entscheidung von Unitymedia nicht nachvollziehen können. „Gerade in diesen Tagen findet Phoenix durch seine Sonderberichterstattung zur Griechenland-Krise besonders viel Zuspruch bei den Zuschauern“, betonten sie dabei verschnupft. Hinzukommen Berichte und Hintergründe zu den ebenfalls aktuellen Themen IS-Terror und Ukraine-Krise.
„Aktuelle Ereignisse finden nicht nur zwischen 5.00 und 17.00 Uhr statt“, beklagen die Programmgeschäftsführer, denn genau die Zeitschiene ist es, in der Phoenix fortan analog in den Netzen von Unitymedia verbreitet wird. Das Abend- und Nachtprogramm bestreitet dann 3Sat. Dadurch fällt um 20.00 Uhr auch die „Tagesschau“ sowie um 21.45 Uhr das „Heute Journal“ aus, die der Spartensender für hörbehinderte oder taube Menschen mit Gebärdensprachdolmetscher ausstrahlt. „Somit werde Menschen mit Hörbehinderung ein wichtiger Service versagt.“
Den Grund für dieses Vorgehen sieht Phoenix dabei nicht in Modernisierungsbestrebungen, sondern im andauernden Kabelstreit: „Es sei bedauerlich, dass Unitymedia die Auseinandersetzung eskaliere und auf dem Rücken der Zuschauerinnen und Zuschauer austrage“, hieß es dazu. Phoenix gehöre, so die Programmgeschäftsführer, zu den gesetzlich vorgeschriebenen Programmen, die nach der sogenannten „must-carry“-Regel verbreitet werden müssen. Das habe auch der BGH in zwei jüngst ergangenen Entscheidungen so gesehen.
Was Phoenix dabei allerdings außen vor lässt: Die Analogabschaltung ist keineswegs ein Akt gegen die Öffentlich-Rechtlichen, sondern betrifft alle Sender. So wurden Phoenix und 3Sat zwar zusammengelegt, die privaten Sender Sat.1 Gold, ProSieben Maxx, Astro TV und Bibel TV wurden analog dagegen bereits gänzlich aus den Netzen genommen. Sie sind nur noch digital bei Unitymedia zu empfangen, was neben der analogen Verbreitung auch auf die öffentlich-rechtlichen Programme zutrifft. Auch Sie werden auf diesem Weg angeboten.
Was ebenfalls gegen die Argumentation von Phoenix spricht: Mit der Streichung der ersten Analog-Sender wurden neue HD-Kanäle in die Netze eingespeist. Mit 3Sat HD, Einsfestival HD und ZDFneo HD kommen dabei gleich drei von vier Neuzugängen aus dem öffentlich-rechtlichen Lager. Hier hat Unitymedia seine bisherige Blockade, angesichts des andauernden Streits keine weiteren HD-Ableger aufzunehmen, sogar aufgegeben.
Phoenix mag die Zeitpartagierung nicht gefallen und bezüglich der Inhalte berechtigte Bedenken haben, doch von einem Abwälzen des Kabelstreits auf die Kunden kann hier nicht wirklich die Rede sein, immerhin zeigt Unitymedia durch die neuen HD-Sender, dass man genau das offenbar nicht mehr machen möchte. [fm]
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