Das lineare Fernsehen bekommt zunehmend Konkurrenz durch non-lineare Angebote durch die Verknüpfung von TV und Internet. Um ein attraktives Hybrid-Angebot an den Start zu bringen, wäre für Unitymedia-Chef Schüler sogar eine Kooperation mit ARD und ZDF denkbar, mit denen der Kabelnetzbetreiber wegen der Einspeisegebühren zerstritten ist. Währenddessen lässt die lang angekündigte Plattform Horizon weiter auf sich warten.
Das Fernsehen ändert sich. Anbieter wie Google, Microsoft und nicht zuletzt auch Apple planen eigene Plattformen zu etablieren um darüber exklusive Inhalte zu verbreiten. Über die Internetanbindung wird das Programm für den Zuschauer individueller und vielfältiger. Mit der lang angekündigten Plattform Horizon will auch die Liberty Global-Tochter Unitymedia seinen TV-Kunden in der ersten Jahreshälfte 2013 ein ähnliches Angebot zur Verfügung stellen. Wie Unitymedia-Chef Lutz Schüler am 15. September gegenüber der Online-Ausgabe der „Frankfurter Rundschau“ mitteilte, rechne er trotzdem nicht damit, dass das lineare Fernsehen seinen Stellenwert so schnell verlieren werde.
So erwartet Schüler insbesondere von den Privatsendern, dass diese alles tun werden, um ihre Sendesignale zu schützen. Dies sei vor allem im Hinblick auf die Werbung wichtig, mit der die Sender ihr Geld verdienen. Den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten, die mit Germany’s Gold an einer eigenen Video-on-Demand-Plattform arbeiten, bietet der Unitymedia-Chef sogar die Kooperation auf diesem Gebiet an, betont aber gleichzeitig, dass der Streit um die Kabeleinspeisegebühren dem derzeit entgegenstehen würde. „Es ist schade, dass wir diese Diskussionen über etablierte Modelle noch führen müssen und die Entwicklung zukunftsweisender Konzepte nicht voran kommt.“, zitiert die „Frankfurter Rundschau“ Schüler in diesem Punkt.
Gut möglich, dass man bei Unitymedia und Kabel BW befürchtet, den Anschluss auf dem VoD-Sektor zu verlieren. Immerhin ist Horizon bereits seit 2010 angekündigt, wartet jedoch immer noch auf seine Markteinführung in Deutschland. Mehrmals musste der Termin für den Start bereits nach hinten verschoben werden. Wurde auf der Anga Cable 2012 noch ein Starttermin im ersten Quartal 2013 angekündigt, ist jetzt nur noch von der ersten Jahreshälfte die Rede.
Auch in den Niederlanden, wo Horizon vom Kabelnetzbetreiber UPC im Rahmen der IBC 2012 gelauncht wurde, steht das angekündigte Angebot derzeit nur rudimentär zur Verfügung und soll erst im laufenden Betrieb weiter ausgebaut werden. Ob demzufolge beim jetzt angepeilten Deutschlandstart in der ersten Jahreshälfte 2013 alle Funktionen zur Verfügung stehen werden, muss derzeit noch bezweifelt werden. Nach Insiderinformationen, die DIGITAL FERNSEHEN auf der diesjährigen IBC erhalten hat, soll zudem noch offen sein, ob man außerhalb der Niederlanden mit Horizon an den Start gehen wird, da die Softwarearchitektur bereits jetzt überholt sei.
Das Hauptaugenmerk von Horizon liegt nach Angaben von Liberty Global auf der Verknüpfung von TV und Internet. Neben VoD-Angeboten und Mediatheken sollen auch zahlreiche Apps über die Plattform angeboten werden. Ähnlich wie bei den TV-Boxen von Google und Apple soll auch Horizon im weitesten Sinne eine Smart TV-Box sein. [ps]
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