Unitymedia-Chef Lutz Schüler und Michael Fries vom Mutterunternehmen Liberty Global sehen in einem aktuellen Interview ihren Konzern im Breitbandbereich nicht in einer marktbeherrschenden Position. Im Streit um die Kabel-Einspeisegebühren mit den Öffentlich-Rechtlichen geben sich beide unnachgiebig, fürchten aber die möglichen Konsequenzen der Privaten.
Der Kabelanbieter Unitymedia hatte in den vergangenen Monaten mit der Übernahme des Konkurrenten Kabel BW für Schlagzeilen gesorgt. Auch der Anbieter Kabel Deutschland plant derzeit mit der Übernahme von Tele Columbus seine Marktposition zu stärken. Verbraucherschützer und Sendeanstalten sind deshalb alarmiert, sie fürchten eine zu große Marktmacht in den Händen der Kabelnetzbetreiber. In einem Interview mit „Welt Online“ vom heutigen Dienstag äußerten sich Lutz Schüler, Chef von Unitymedia, und Michael Fries vom Mutterkonzern Liberty Global jetzt zu den Themen Einspeisegebühren und Internetmacht.
Zum Thema Marktdominanz im Breitbandbereich gab sich Unitymedia-Chef Schüler gegenüber der“Welt“ gelassen. Ihm zufolge sei der Wettbewerb viel zu hart, um imFalle von Unitymedia von einer marktbeherrschenden Position zu sprechen.“Darüber hinaus sind wir nur in drei Bundesländern aktiv und habenbundesweit bislang gerade einmal einen Marktanteil von vier Prozent desBreitbandmarktes – das kann man kaum Marktmacht nennen“, so Schülerweiter.
Außerdem würden die Kunden inNordrhein-Westfalen und Hessen von der Marktführerschaft von Unitymediaprofitieren, da der amerikanische Mutterkonzern Liberty Global großeSummen in den Netzausbau investiert hätte. Fries merkte dazu an, dassdas Kabel zwar die schnellste Internetanbindung biete, „doch die Zahlkonkurrierender Unternehmen im Breitbandmarkt ist so groß, dass niemandmehr echte Marktmacht anhäufen kann – die anderen werden nun ebenfallsinvestieren und schnell aufholen.“
Von den Wettbewerbshütern forderte der Kabelbetreiber-Chef, dieInvestitionen nicht durch weitere Regulationen zubremsen. Sollten dieRahmenbedingungen stimmen und weiterhin eininvestitionsfreundlichesKlima vorherrschen, kann sich Fries sogar denEinkauf weitererKonkurrenten sowohl auf dem deutschen, als auch auf deminternationalenMarkt vorstellen. Bereits Ende Mai hatte es Gerüchtegegeben, wonachUnitymedia aktuell am Kauf des Konkurrenten Primacom interessiert sein soll.
Schüler äußerte sich zudem einmal mehr kritisch zu den Plänen der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten ARD und ZDF, in Zukunft nicht mehr für die Einspeisung ihrer Sender in die Kabelnetze zahlen zu wollen. „Eine Lösung, in der die Sender gar nichts mehr zahlen, werden wir nicht akzeptieren“, stellte Schüler klar. Ihm zufolge könnte ein Einknicken der Kabelnetzbetreiber gegenüber den Sendeanstalten als nächstes die privaten Sender auf das Programm rufen: „Die überlassen es den Öffentlich-Rechtlichen, sich die Hörner abzustoßen, und hoffen auf einfache Verhandlungen“, so Schüler gegenüber „Welt Online“.
Laut Michael Fries würde aber bereits eine Einigung mit RTL bestehen. Demnach zahle der Sender weiterhin die Einspeisegebühren, werde aber im Gegenzug an den Einnahmen beteiligt, die Unitymedia über die Zusatzgebühren für hochauflösende HD-Sender einnimmt – ein Model, dass der Mutterkonzern Liberty Global laut Fries in anderen Ländern bereits erfolgreich etabliert hat.
Insgesamt würde HD-Fernsehen dazu beitragen, die Zuschauer an die Abogebüren zu gewöhnen. So habe laut Schüler ungefähr jeder zweite HD-Kunde bereits ein kostenpflichtiges Programmpaket abonniert. Seiner Meinung nach würden TV-Nutzer, die ein HD-Gerät für „hunderte Euro“ zuhause stehen haben, nicht zögern, sich für „sieben Euro im Monat auch die passenden Inhalte dazu zu kaufen.“ Den Auflagen der Wettbewerbsbehörden, die Spartensender der Privaten ab 2013 unverschlüsselt zu versenden, sieht Schüler gelassen entgegen. Durch werbefreie Premiumangebote werden Abo-Angebote auch in Zukunft attraktiv bleiben, so hofft der Unitymedia-Chef. [ps]
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