Die Analogabschaltung im Kabel ist hierzulande noch ferne Zukunftsmusik, es brauche mehr Zeit, um die Nutzer mit der Umstellung nicht zu überfordern. Doch das Beispiel Schweiz zeigt: Das ist nur eine Ausrede.
Mit der Analogabschaltung im Kabel ist es hierzulande so eine Sache: Alle wollen sie – zumindest dem Vernehmen nach – doch wirklich etwas dafür tun will kaum jemand. Schon seit Jahren flöten Netzbetreiber und Co., dass man den Schritt endlich wagen und das analoge Zeitalter beenden muss, so wie es bei DVB-T und Satellit schon vor Jahren gemacht wurde. Geht es dann aber um die Festlegung konkreter Termine oder gar um erste Taten, kommt das große „Aber“.
Dabei ist es keineswegs die technische Umstellung, die die Beteiligten zögern lässt, Schuld ist der Nutzer: Man müsse diesem ausreichend Zeit für den Umstieg lassen, wobei hier ein Zeitraum von mehreren Jahren vorgesehen ist. Alles andere würde die Nutzer überfordern, so offenbar die Meinung. Und anfangen könne man eh erst dann, wenn mindestens 80 Prozent der deutschen Haushalte ohnehin schon von allein digital fernsehen. Man will die Kunden ja nicht überrennen.
Wir Endverbraucher sollen also daran Schuld sein, dass die Analogabschaltung im Kabel hierzulande nicht vorankommt, die Netzbetreiber sind willig – so das Bild, was sich dabei leicht zeichnet. Doch so einfach ist es keineswegs. Denn der Zuschauer wird hier gnadenlos unterschätzt und als Ausrede missbraucht.
Die Schweizer haben vorgemacht, wie es gehen kann: Im Frühjahr 2014 kündigte mit UPC Cablecom der größte Netzbetreiber des Landes an, dass das analoge Signal bis Mitte 2015 im kompletten Verbreitungsgebiet sukzessive abgeschaltet wird. Ein gutes Jahr hatten die Kunden von UPC damit „nur“ Zeit, sich auf die Umstellung vorzubereiten und eventuell erforderliche Maßnahmen einzuleiten. Der Netzbetreiber unterstützte dabei mit großen Informationskampagnen und bot Haushalten mit älterer Hardware wie Röhrenfernsehern einen kostenlosen Receiver zur Umwandlung an, damit diese wegen der Umstellung nicht zwangsweise in neue Geräte investieren mussten.
Am 7. Juli hat der Netzbetreiber die Analogabschaltung nun planmäßig abgeschlossen – und das offenbar auch mit positivem Feedback der Kunden. Zumindest laut eigenen Aussagen hat sich die Kundenzufriedenheit nach der Umstellung nicht verschlechtert. Diese werde durch eine Umfrage mit monatlich rund 10 000 Telefon- und Shop-Kunden erhoben und liege nach wie vor stabil zwischen 8,0 und 8,3 von möglichen 10 Punkten.
Über die Aussagekraft solcher selbst erhobener Studien mag sich streiten lassen, doch eines steht fest: So einfach kann Analogabschaltung sein. Mit einem fixen Zeitplan, guten Informationskampagnen und Angeboten wie den Umwandlern kann dieser Schritt auch in Deutschland zügig über die Bühne gehen. Man muss es nur wollen und danach handeln. Doch davon ist der deutsche Kabel-Markt derzeit weit entfernt.
Wir reden lieber jetzt schon über die Frage, ob Ende 2018 – so wie es aktuell auf dem politischen Plan steht – nicht doch noch viel zu früh ist und man den Termin vielleicht doch erneut (!) verschieben sollte. Die Zeit für die Umstellung sei zu knapp, heißt es, dabei sind es bis dahin immer noch dreieinhalb Jahre hin. UPC Cablecom brauchte nur ein Drittel dessen. Man kann eben reden oder handeln. Deutschland macht in dieser Frage aber das Falsche. [Ein Kommentar von Frances Monsheimer, Redakteurin]
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