Der Kabelfernsehmarkt blieb auch 2015 ständig in Bewegung. Das Jahr war vor allem durch zahlreiche Übernahmen und Fusionen geprägt, in Deutschland kam auch die Analogumstellung langsam in Schwung. Ein Ende der Konsolidierung ist aber noch nicht in Sicht.
In kaum einem anderen Medienmarkt herrschte im vergangenen Jahr eine derartige Betriebsamkeit wie beim Kabelfernsehen. Die weiter wachsende Konkurrenz durch Streaming- oder Video-on-Demand (VoD)-Dienste wie Netflix, Maxdome oder Amazon Instant Video sowie der – zumindest in den USA – Rückgang der Kabelabonennten sorgte für viel Hektik unter den Kabelgiganten. Daraus resultierten 2015 viele Übernahmeversuche und auch Fusionen und das nicht nur in den Staaten. Wirbel um Time Warner
Im Frühjahr stand vor allem die geplante Megahochzeit zwischen dem größten US-Kabelnetzanbieter Comcast und dem Konkurrenten Time Warner Cable (TWC) im Blickpunkt. Für 45 Milliarden US-Dollar wollte die Comcast ihre Marktposition weiter ausbauen, doch bereits zeitig zeichnete sich ab, dass die US-Medienbehörde FCC wegen kartellrechtlichen Bedenken eine Zustimmung verweigern würde. Daraufhin sagten die Kabelunternehmen im April den Deal ab.
Beide Konzerne sollten aber im Laufe des Jahres noch einmal in den Blickpunkt geraten: Während Comcast verstärkt in ein eigenes On-Demand-Angebot investierte und sich somit breiter aufstellen will, wurde TWC doch noch geschluckt. Und zwar von Charter Communications, das bereits Ende 2013/Anfang 2014 an einer Fusion interessiert war und durch die Übernahme Ende Mai selbst zum zweitgrößten Kabelnetzanbieter der USA aufstieg. Dieser Deal wurde für Charter aber teuer, kostete das Unternehmen inklusive aller Schulden doch ganze 78,7 Milliarden Dollar.Tele Columbus im Kaufrausch
Diese Übernahme hatte auch aus Sicht des deutschen Kabelmarktes eine gewisse Bedeutung, denn Hauptanteilseigner an Charter ist Liberty Global. Das Medienunternehmen von John Malone ist auch in Europa stark am Kabelmarkt beteiligt, so gehören UPC Austria in Österreich und UPC Cablecom in der Schweiz ebenso zum Unternehmen wie Unitymedia in Deutschland. Und Liberty ließ offen durchblicken, dass es an weiteren Übernahmen interessiert sei, wie Andrea Salvato, Manager für Zu- und Verkäufe im Juni erklärte: „Wir schauen uns jede Möglichkeit an, um unser Geschäft auszubauen.“
Und so ließ die Ankündigung von Gesprächen zwischen Liberty und Vodafone den deutschen Kabelmarkt aufhorchen. Vodafone hatte bereits 2013 den deutschen Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland übernommen, der seit September nicht mehr als eigene Marke existiert und vollständig als Teil des britischen Telekommunikationsanbieters aufgegangen ist.
Eine Fusion zwischen Vodafone und Liberty war schnell vom Tisch, ein Tausch von Anlagen blieb jedoch lange eine Option. Nach drei Monaten endeten die Gespräche allerdings ergebnislos. Ende des Jahres öffnete sich die Tür für eine Fusion von Liberty und Vodafone plötzlich wieder einen Spalt breit. Nach einem Bericht der britischen Zeitung „Financial Times“ ist vor allem Vodafone die treibende Kraft hinter den wiederaufgenommenen Gesprächen.
Der vorrübergehende Abbruch der Gespräche mit Vodafone war nicht der einzige Rückschlag für Liberty Global in Deutschland. So wurde auch mit der Übernahme der Primacom geliebäugelt, doch hier machte im Juli die Tele Columbus das Rennen und sicherte sich für 711 Millionen Euro den Leipziger Kabelnetzanbieter. Und das Berliner Unternehmen ging weiter auf Shoppingtour, sicherte sich Mitte September für weitere 608 Millionen Euro auch die Pepcom, wobei sich viele Beobachter fragten, ob sich die Tele Columbus mit diesen Übernahmen nicht übernimmt.
Für Liberty könnte sich somit noch eine Hintertür ergeben, denn sollte sich die Strategie der Tele Columbus nicht rechnen, könnte Malones Unternehmen sich für einen günstigen Betrag einen erheblichen Teil des deutschen Kabelnetzes sichern – gilt die Tele Columbus doch als drittgrößter Anbieter hinter Vodafone und Unitymedia – und käme somit einen Schritt weiter auf dem Weg der Konsolidierung und Marktherrschaft. Bei den anhaltenden Übernahmeplänen ist die Idee eines einzelnen, zentralen Kabelfernsehanbieters sicher keine reine Utopie.Keine Einigkeit bei Analogabschaltung
Die zu Liberty gehörende Unitymedia machte in diesem Jahr auch dadurch Schlagzeilen, dass sie sich nach langem Zögern dazu durchrang, das analoge Kabelfernsehen nach und nach abzuschalten. Im Juli wurde in allen Gebieten (Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg) die Umstellung auf ausschließlich digitale Übertragung durchgeführt. Ein Schritt, der lange überfällig war und in den meisten anderen europäischen Ländern ohne Probleme durchgeführt wurde. Im Dezember kündigte Unitymedia an, auch 2016 die Analogabschaltung fortführen zu wollen, was auch den Beifall der Landesmedienanstalten fand.
Allerdings steht Unitymedia damit in Deutschland noch allein da. Kabel Deutschland (jetzt Vodafone) sah noch keinen Anlass, das analoge Fernsehen abzuschalten. Jedoch wächst der Druck auch von Seiten der Verbände, denn der Fachverband Rundfunk- und Breitbandkommunikation (FRK) sprach sich nach dem Vorstoß von Unitymedia dafür aus, die Analogabschaltung zu beschleunigen und noch vor 2018 abzuschließen. Ob Vodafone da nun einlenken wird, ist eine Frage die zeigt: Auch 2016 wird es im Kabelmarkt spannend bleiben. [buhl]
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