Kommentar: Kabelstreit auf dem Rücken der Zuschauer

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Kabel-TV Bild: © soupstock - Fotolia.com
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Mit der Ankündigung von Kabel Deutschland, sowohl Datenraten als auch Programmangebot von ARD und ZDF als Folge der Kündigung der Einspeiseverträge zu kürzen, wird erstmals auch der Zuschauer zum Leidtragenden des Kabelstreits. Dass es ohne eine Einigung auch zu Einschnitten für dieKabelkunden kommen würde, war dabei abzusehen – und wurde von beiden Seiten ohne echte Vorwarnung in Kauf genommen.

Spätestens seit Kabel Deutschland am 7. Januar angekündigt hat, die Datenraten für die digitale Übertragung der öffentlich-rechtlichen Programme zu senken und die Anzahl der regionalen Programmvarianten der Dritten Programme zu kürzen, ist klar: Der Kabelstreit wird auch auf dem Rücken der Zuschauer ausgetragen. Die bisher angekündigten Einschnitte mögen zwar für die Mehrzahl der Kabelkunden zu verschmerzen sein, und auch die Must-Carry-Regelungen werden dadurch nicht verletzt, doch spätestens jetzt muss der Verdacht aufkommen, dass die am Streit beteiligten Parteien den Zuschauer kaum im Blick haben.

Die Öffentlich-Rechtlichen selbst werden von den jüngsten Leistungskürzungen kaum getroffen. Ihre Hauptprogramme werden, wenn auch in geringerer Qualität, weiterhin bei Kabel Deutschland eingespeist. Die Verringerung der Bandbreiten für die Übertragung ihrer Signale ist zwar ärgerlich, aber trifft in erster Linie die Zuschauer, die nicht die Möglichkeit haben, einfach auf Satellit oder IPTV zu wechseln.
 
Zwar weist man bei der ARD im Zuge der jüngsten Leistungskürzungen seitens Kabel Deutschland darauf hin, dass den Fernsehzuschauern theoretisch mehrere Empfangsalternativen zur Verfügung stehen, doch in der Praxis dürften diese sich kaum getröstet fühlen. Wer bislang mit seinem Kabelanschluss bei der KDG zufrieden war und sich nicht nach alternativen Empfangsmöglichkeiten umgesehen hat, der wäre in den meisten Fällen erst einmal gezwungen, technisch umzurüsten. Hinzu kommt, dass Satelliten-Empfang vielen Mietern vertraglich untersagt ist und über DVB-T das Senderangebot je nach Region stark schwanken kann – von HD mal ganz zu schweigen.
 
Bei Kabel Deutschland scheint man sich indes noch nicht ganz bewusst zu sein, dass man mit den jüngsten Maßnahmen zwar in der Tat die Leistungen für ARD und ZDF kürzt, aber eben im gleichen Atemzug auch für die Kabelkunden. Angesichts der Ankündigung im Vorfeld, man wolle den Streit um die Zahlung der Kabeleinspeiseentgelte nicht auf dem Rücken der Kunden austragen, dürfte dies vielen Kabel-Kunden sauer aufstoßen.
 
Auch die Öffentlich-Rechtlichen konnten mit der aktuellen Reaktion von Kabel Deutschland rechnen, die Leistungen in dem Rahmen zu kürzen, der nicht von den Must-Carry-Regelungen geschützt wird. Auch dort wurden die Auswirkungen auf die Zuschauer quasi als Nebeneffekt des Streits in Kauf genommen. Etwas ungünstig ist dabei das zeitliche Zusammenfallen mit dem Start des neuen Rundfunkbeitrages, den alle gleichermaßen zahlen müssen, egal welche Angebote von ARD und ZDF sie nutzen oder in dem Falle überhaupt noch nutzen können. Wer also zu einem Kabelanschluss bei Kabel Deutschland keine sinnvolle Alternative hat, der bezahlt beide Seiten weiterhin in vollem Umfang, bekommt aber aufgrund der aktuellen Streitigkeiten untereinander ein schlechteres Angebot als viele andere Zuschauer. 
 
Bei allem Verständnis dafür, dass Kabel Deutschland und die Öffentlich-Rechtlichen im Kabelstreit für die Vertretung ihrer jeweils eigenen Interessen durchaus nachvollziehbare Gründe haben, hätte hier bereits im Vorfeld eine echte Entschuldigung gegenüber dem Kunden und Zuschauer Not getan, der zumindest bisher als Leidtragender des Streits dasteht. [Patrick Schulze ]

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106 Kommentare im Forum
  1. AW: Kommentar: Kabelstreit auf dem Rücken der Zuschauer Ob Kabel, Sat oder DVB-T, der Zuschauer/Kunde ist überall nur ein notwendiges Übel. Der Streit zwischen KD und den ÖRs ist nur ein kleiner Ausschnitt und bestimmt nicht der letzte Streich.
  2. AW: Kommentar: Kabelstreit auf dem Rücken der Zuschauer Die Lösung wäre ganz einfach gewesen, sie wird von Unitymedia vorgemacht: KDG hätte einfach nichts ändern müssen. Wie richtig im Kommentar geschrieben: die meisten merken es nicht, daher ist das was KDG macht kein echtes Druckmittel auf die ÖR. KDG stößt damit nur seinen anspruchsvollen Kunden gegen den Kopf, ansonsten erreichen sie damit rein gar nichts ! Dieser Streit wird nicht über das Senken von Datenraten entschieden. KDG will die Datenraten einfach senken. Also machen sie es jetzt, weil sie es jetzt dürfen. Das ist ein riesen Aufwand für KDG, der sich über Wochen hinziehen wird. Das haben sie lange vorbereitet. Sie könnten es im Falle einer Einigung gar nicht so einfach rückgängig machen. Damit rechnen sie gar nicht. Die Sache ist längst entschieden.
  3. AW: Kommentar: Kabelstreit auf dem Rücken der Zuschauer Das Problem ist der fehlende Wettbewerb bei den Kabelnetzen. Aus Sicht von KD spricht nichts dafür, das "Basisangebot" irgendwie attraktiv zu gestalten: Die meisten Kunden dafür sind ohnehin auf Jahr(zehnt)e gebunden, die Einnahmen fix, und Spielräume bei der Gewinnmehrung gibt es nur bei den zusätzlichen Premiumangeboten - denen das "lästige" Basisangebot aber Kapazitäten nimmt. Deshalb kann das Gewinnstreben von KD nur in die Richtung gehen, das Basisangebot zugunsten des Premiumangebots zu schmälern. Hier ist der Gesetzgeber gefragt, für Wettbewerb im Markt zu sorgen: Langfristige Kabelverträge für ungültig erklären und auch hier die MVLZ auf 24 Monate zu begrenzen. Desweiteren die Abrechnung von Kabelanschlüssen über die Mietnebenkosten untersagen und es bestenfalls als kündbare Option zulassen. Dann können Mieter sich frei entscheiden, ob sie Kabel, IPTV oder auch nur DVB-T nutzen möchtem. Und KD muss sich auch mit seinem Basisangebot diesem Wettbewerb stellen, was automatisch zu einer Aufbesserung desselben führen sollte.
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