Das Prüfverfahren des Bundeskartellamts (BKartA) für die geplante Übernahme von Tele Columbus durch Kabel Deutschland wurde um vier Wochen verlängert. Offenbar versucht die KDG die Bedenken der Kartellwächter gegen eine Übernahme im letzten Moment noch auszuräumen. Dabei gibt es gute Gründe, die gegen die Übernahme sprechen.
Die Frist für das Prüfverfahren des Bundeskartellamts (BKartA) zur geplanten Übernahme von Tele Columbus durch Kabel Deutschland wurde verlängert. Naheliegend erscheint es dabei, dass Kabel Deutschland, um die Bedenken gegen eine Übernahme auszuräumen, gegenüber dem BKartA neue Zusagen gemacht hat, die bislang nicht Bestandteil des Verfahrens waren.
Um welche Zusagen es sich dabei handeln könnte, ist bislang nicht bekannt. Bereits im Vorfeld hatte die KDG jedoch in der Öffentlichkeit verschiedene Argumente vorgebracht, wonach durch eine Übernahme von Tele Columbus mehr Wettbewerb am Kabelmarkt entstehen werde, weil das Unternehmen auch gedenkt kleinere Netzteile, die im derzeitigen Verbreitungsgebiet von Unitymedia liegen, mit zu übernehmen. Bislang sind die Versorgungsgebiete der großen Netzbetreiber Kabel Deutschland und Unitymedia Kabel BW räumlich streng voneinander abgegrenzt.
Allerdings dürfte sich an der tatsächlichen Wettbewerbssituation für die Kunden selbst in den betreffenden Gebieten wenig ändern. Der derzeitige Wettbewerber von Unitymedia, nämlich Tele Columbus, würde lediglich durch die KDG ersetzt. Dem entgegen würde Tele Columbus als größter Wettbewerber von Kabel Deutschland in den Neuen Bundesländern durch die Übernahme komplett wegfallen. Tatsächlich ist hier bei einer geplanten Übernahme eine deutliche schlechtere Wettbewerbssituation zu erwarten, als diese bisher vorherrscht. Damit unterscheidet sich das aktuelle Übernahmevorhaben auch von der 2012 vollzogenen Fusion von Unitymedia und Kabel BW, die zuvor nicht als direkte Konkurrenten aufgetreten waren, sondern zwei räumlich voneinander getrennte Netze betrieben hatten.
Ein weiterer Faktor, vor dem bei einer möglichen Übernahme von Tele Columbus durch Kabel Deutschland bislang ein dickes Fragezeichen steht, sind die Einspeiseentgelte, welche die Sender an die Kabelnetzbetreiber zahlen. Während Kabel Deutschland für die Verbreitung der Programme eine Vergütung von den Sendern erhält, ist dies bei Tele Columbus nicht der Fall. Sollte es zu einer kompletten Übernahme durch die KDG kommen, ist derzeit noch völlig offen, ob für die Programmveranstalter hier ein Nachteil entstehen könnte.
Brisant ist das Thema vor allem aufgrund der derzeit laufenden Gerichtsverfahren zwischen Kabel Deutschland auf der einen und ARD und ZDF auf der anderen Seite, bei denen es um die Weiterzahlung der Einspeisegebühren geht. Schlimmstenfalls könnte den Tele-Columbus-Kunden durch den Vollzug der Übernahme ein abgespektes öffentlich-rechtliches Senderportfolio drohen. Immerhin hat der Anbieter beispielsweise deutlich mehr HD-Sender von ARD und ZDF im Angebot als die KDG, die ihrerseits das Senderangebot bei den regionalen Varianten der Dritten Programme sogar verknappt hat.
Zudem argumentierte auch der Verband Privater Rundfunk- und Telemedien (VPRT) Anfang Januar 2013, dass eine Verschlechterung der Einspeisebedingungen für die Privatsender durch die geplante Fussion nicht hinnehmbar sei. Konkret bedeutet dies nichts anderes, als dass die Senderveranstalter auch bei einer Übernahme von Tele Columbus auf einer weiterhin gebührenfreien Einspeisung ihrer Sender in die TC-Netze bestehen. Das Bundeskartellamt wird auch hier genau hinschauen müssen, welche Auswirkungen die geplante Übernahme auf die Kunden und Zuschauer sowie auf andere Marktteilnehmer haben könnte. [ps]
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