Die Idee eines einheitlichen Kabelnetzbetreibers in Deutschland macht nicht nur hinter vorgehaltener Hand wieder die Runde.
Wir erinnern uns: Das deutsche Kabelnetz wurde Anfang des Jahrtausends in Regionen aufgeteilt. Echten Wettbewerb gab es durch die entstandenen Gebietsmonopole aber sowieso nie. Kleinere Kabelnetzbetreiber wollen in diesen Tagen gern von größeren übernommen werden, so lange es noch Geld durch Verkauf zu verdienen gibt. Aber auch die beiden großen Netzbetreiber können sich Kooperationen oder sogar mehr vorstellen.
„Auch wenn Vodafone die Gespräche mit Liberty erst mal auf Eis gelegt haben will, müssen diese vielleicht einfach erst mal so handeln und bei Kabel Deutschland zunächst eine komplette Integration in das Düsseldorfer Unternehmen vornehmen“, meint der ehemalige Kabel Deutschland Geschäftsführer Dr. Hans-Ullrich Wenge in seiner Kolumne in der DF-Schwesterpublikation DIGITAL INSIDER.
Ein großer Deal mit Liberty mache dann möglicherweise später weiterhin Sinn. „Immerhin liegt Düsseldorf momentan mitten im Gebiet von Libertys Tochterfirma Unitymedia. Da kann man schon mal auf den einen oder anderen Gedanken kommen, die Kabel-Republik wieder zu vereinen.“ Liberty könnte beispielsweise gegen den ursprünglich bereits diskutierten Tausch mit anderen Assets von Vodafone aus Deutschland ganz aussteigen“, weist der Kabelexperte auf kolportierte Planspiele hin.
„Das Ergebnis wäre dann jedenfalls wieder ein Kabelunternehmen wie zu alten Zeiten bei der Telekom, das den Namen Kabel ‚Deutschland‘ sogar wieder verdient hätte“, so Wenge, der seinerzeit den gesamtdeutschen Kabelbereich als Geschäftsführer bei der Deutschen Telekom verantwortet hat.
Doch dass die deutsche Kartellbehörde bei einer Wiedervereinigung des deutschen Kabels mitspiele, glaube er persönlich nicht. „Der legendäre Franz Arnold hat zu Telekom-Zeiten das deutsche Kabel im wesentlichen nach Landesmedien-Regionen aufgeteilt, keiner hat ihm seinerzeit widersprochen – so sinnlos oder sinnvoll diese Aufteilung auch gewesen sein mag. Dieses Rad dreht jedenfalls heute keiner mehr so einfach zurück. Es muss also schon eine größere europäische Komponente mit Zuständigkeit der europäischen Wettbewerbsbehörden sein“, stellt der frühere Kabel-Deutschland-Chef klar.
Weitere Gedanken von Hans-Ullrich Wenge zur heutigen Mediennutzung, der benötigten Infrastruktur und dem notwendigen Wandel finden sich in seiner Kolumne im DIGITAL INSIDER, den es im Abo unter Heftkaufen.de und per Mobile-App für iOS und Android gibt. [th]
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