Kabel Deutschland hat sein Geschäftsjahr 2010/2011 trotz hoher Schulden mit einer 6,5-prozentigen Umsatzsteigerung, mehr Gewinn und mehr als einer halben Million neuen Kundenverträgen zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht.
Wie das Unternehmen am Mittwoch in Unterföhring mitteilte, konnte das seit Juni 2010 im MDAX notierte Unternehmen seinen Umsatz gegenüber dem Vorjahr von 1,502 auf 1,599 Milliarden Euro steigern. Der bereinigte Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) kletterte im gleichen Zeitraum um 10,6 Prozent auf 729,1 (659,1) Millionen Euro.
Allerdings erwirtschaftete der größte deutsche Kabelnetzbetreiber trotz Steigerung im operativen Geschäft ein negatives Vorsteuerergebnis. Der Verlust weitete sich gegenüber dem Vorjahr von 14,3 auf 57,3 Millionen Euro aus. Auch das Nettoergebnis landete mit minus 45,3 (2009/2010: minus 40,1) Millionen deutlich in den roten Zahlen. Auslöser sind insbesondere Einmalaufwendungen in Höhe von 48,8 Millionen Euro im Zusammenhang mit verschiedenen Refinanzierungsaktivitäten, hieß es.
Kabel Deutschland investierte im Geschäftsjahr 2010/2011 insgesamt 344,6 Millionen Euro in Kabelnetze und Kundengewinnung und weitete seine Ausgaben gegenüber dem Vorjahr damit um 17,4 Millionen Euro aus. Das machte sich auch positiv bei der Gesamtzahl der Abonnements rund um den Kabelanschluss bemerkbar. Insgesamt waren zum Ende des Bilanzjahres 12,698 Millionen Verträge rund um Analog- und Digital-TV, Kabelinternet, Kabeltelefonie und Mobilfunk aktiv.Kundenverträge bei digitalen Diensten im Aufschwung
Die Zahl der versorgten Kunden (Endkunden und Wohnungswirtschaft) stieg gegenüber dem Vorjahr nur leicht um 47 000 auf 7,540 Millionen. Für das Plus bei den Vertragsbeziehungen waren vor allem zusätzliche Abschlüsse für Premiumdienste wie Digital-TV, Internet und Telefonie verantwortlich, die gegenüber dem Vorjahr von 3,110 auf 3,821 Millionen zulegten. Sie machen aktuell mehr als 30 Prozent aller Abonnements aus, 2009/2010 waren es nur 25,7 Prozent gewesen.
Am 31. März 2011 versorgte das Unternehmen insgesamt 8,745 Millionen angeschlossene Haushalte gegenüber 8,920 Millionen im Vorjahr. Der leichte Rückgang sei laut Kabel Deutschland ausschließlich bei den indirekten Kundenbeziehungen der Netzebene 4 zu verzeichnen. Die Auswirkung auf Umsatz und Ergebnis seien gering, weil die in diesem Bereich erwirtschaften Umsätze aus Rahmenverträgen mit der Wohnungswirtschaft relativ gering seien.
Die Anzahl der Abonnements für Internet und Telefon erhöhte sich um mehr als ein Viertel auf 2,556 Millionen Einheiten (Vorjahr 2,037 Millionen). Diese Abonnements wurden von 1,382 Millionen Kunden (Vorjahr 1,131 Millionen) gebucht – ein Zuwachs von 22,2 Prozent bzw. 251 000. Allein im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2010/2011 stieg die Zahl der Internet- und Telefonkunden um 76 000 gegenüber 65 000 im Vorquartal zum 31. Dezember 2010, erklärte das Unternehmen.HD-Videorekorder läuft gut – keine Details
Die Premium-TV-Produkte, bestehend aus Pay-TV und digitalen Videorecordern, leisteten laut Kabel Deutschland ebenfalls einen deutlichen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung: Die Zahl der Premium TV-Abonnements stieg im Berichtszeitraum um 17,8 Prozent auf 1,264 (1,073) Millionen. Einen wichtigen Beitrag habe dabei der im September 2010 eingeführte digitale HD-Videorecorder, hieß es. Konkrete Zahlen wurden nicht genannt.
„Wir setzen die bei unserem Börsengang vorgestellte Wachstumsstrategie konsequent um. Neben dem operativen Geschäftserfolg haben wir mit der Refinanzierung unserer Verbindlichkeiten sowie der deutlichen Reduzierung der Gesamtverschuldung des Unternehmens wichtige Meilensteine erreicht“, sagte der Vorstandsvorsitzende Adrian von Hammerstein. Er verwies auf den seit dem Börsengang am 22. März um über 100 Prozent gestiegenen Aktienkurs.
Der durchschnittliche Monatsumsatz pro Kunde (ARPU) für das Geschäftsjahr 2010/2011 konnte auf 13,40 Euro gesteigert werden, ausgehend von 12,35 Euro im Vorjahr. Der Anteil derjenigen Kunden, die mehr als ein Produkt von Kabel Deutschland buchen, erhöht sich den Angaben zufolge kontinuierlich: Durchschnittlich abonnierte ein Kunde am Geschäftsjahresende 2010/2011 1,45 Produkte nach 1,36 Produkten im Vorjahr.Schuldenlast bleibt hoch – 2,747 Milliarden Euro
Trotz der positiven Entwicklung drückt weiterhin eine hohe Schuldenlast von 2,747 Milliarden Euro auf den MDAX-Konzern. Gegenüber dem Vorjahr konnten die Verbindlichkeiten aber um 118,2 Millionen Euro abgetragen werden. In den kommenden zwei Jahren will Kabel Deutschland trotzdem Geld in die Hand nehmen, um eine weitere Million Haushalte für schnelles Internet über das Kabelnetz auszubauen und „weiße Flecken“ in den ländlichen Gebieten zu schließen. Danach sollen rund 13,6 Millionen Haushalte fit für die neuen Dienste sein.
Für das laufende Geschäftsjahr 2011/2012 erwartet das Unternehmen ein Umsatzwachstum zwischen 6,25 und 6,75 Prozent und ein bereinigtes EBITDA in Höhe von 790 bis 800 Millionen Euro. Die Investitionen würden sich voraussichtlich auf 355 bis 370 Millionen Euro belaufen. Der Vorstand geht ferner von einem positiven Netto-Ergebnis aus. Gleichzeitig stellte der Vorstand eine Dividende in Höhe von mindestens 1,50 Euro pro Aktie für das laufende Geschäftsjahr in Aussicht. [ar]
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