Während Unitymedia nun hierzulande zum Vorreiter in Sachen Analogabschaltung wird, hat Konkurrent Kabel Deutschland offenbar noch keine Ambitionen, hier aktiv zu werden und das analoge Fernsehen in seinen Netzen abzuschalten.
Seit dem gestrigen Dienstag hat Deutschland einen neuen Vorreiter in Sachen Analogabschaltung im Kabel: Der in Hessen, NRW und Baden-Württemberg operierende Netzbetreiber Unitymedia hat angekündigt, sein analoges TV-Angebot ab Juli sukzessive verringern und schließlich komplett abschalten zu wollen. „Die analoge Welt ist endlich, die Zukunft digital“, erklärte dazu Christian Hindennach, Senior Vice President Privatkunde bei Unitymedia.
Während Unitymedia nun also das Ende des analogen Zeitalters in seinen Netzen einläutet, hat Konkurrent Kabel Deutschland, hierzulande der größte Kabelanbieter, noch keine Ambitionen, hier aktiv zu werden. Wie Kabel-Deutschland-Sprecher Marco Gassen auf Nachfrage von DIGITAL FERNSEHEN erklärte, gibt es bei dem Konzern aktuell „keine konkreten Planungen einer Abschaltung des analogen Fernsehens“.
Als Begründung führte er dabei die nach wie vor große Nachfrage an Analog-TV an: So nutzen „heute im Jahr 2015 noch immer ein Drittel der Kabelkunden analoges Fernsehen. Wir sind der Auffassung, dass wir, ähnlich wie dies auch bei Satellit der Fall war, zuerst einen Grad digitaler Nutzung von etwa 80 Prozent erreichen müssten“, so Gassen weiter. Dank neuer Programme, Angebote von Video-on-Demand-Diensten und der serienmäßigen Ausstattung aller Fernsehgeräte mit Digitaltunern treibe den Digitalisierungsprozess kontinuierlich voran.
Von selbst die Initiative ergreifen – wie es Unitymedia vorhat oder es in der Schweiz derzeit UPC Cablecom tut – will Kabel Deutschland aber nicht. Wenn die Marke von 80 Prozent erreicht ist, „sollte in einer einheitlichen und länderübergreifenden Initiative aller Kabelnetzbetreiber, Programmveranstalter und Landesmedienanstalten die Abschaltung der analogen Kabelverbreitung konzertiert angegangen werden“, so der Kurs von Kabel Deutschland. Dies schlösse auch eine umfangreiche und frühzeitige Information aller Marktteilnehmer mit ein.
Bis es bei Kabel Deutschland also zur Analogabschaltung kommt, dürfte also noch einige Zeit verstreichen. Denn einen bundesweiten Termin für den Schritt gibt es nach wie vor nicht. Zuletzt diskutierten die Beteiligten auf dem Medientreffpunkt Mitteldeutschland über die Frage, kamen aber hier zu keinem wirklichen Ergebnis. Zuletzt wurde der Termin auf Ende 2018 verschoben, doch es werden schon jetzt Stimmen laut, die an der Umsetzbarkeit zweifeln.
Kabel Deutschland strebt 2018 zumindest als groben Fahrplan an, wie Joachim Dölken, Leiter Medienrecht und Medienpolitik beim Kabelanbieter, Anfang Mai auf dem Panel in Leipzig erklärte. Man müsse aber auch die Verträge mit der Wohnungswirtschaft bedenken, die oftmals lange Laufzeiten haben. Da zwei Drittel aller Kabel-Deutschland-Kunden der Wohnungswirtschaft zuzurechnen sind, ist also nicht anzunehmen, dass sich der Netzbetreiber hier gegen deren Interessen stellt. [fm]
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