Die Offerte von Vodafone zur Übernahme von Kabel Deutschland kamen augenscheinlich aus dem Nichts. Doch offensichtlich hatte man bei den Briten schon seit 2010 ein Auge auf den Kabelnetzbetreiber geworfen. Zunächst musste jedoch unter anderem noch ein Deal mit der Telekom eingefädelt werden.
Als im Februar diesen Jahres erstmals Gerüchte aufkamen, wonach Vodafone an einer Übernahme von Kabel Deutschland interessiert sein soll, kam diese Meldung weitgehend überraschend. Wie jedoch die Finanznachrichtenagentur „Bloomberg“ in dieser Woche berichtete, soll der Deal bereits von langer Hand geplant gewesen sein. Demnach rührt der aktuelle Übernahmeplan noch auf das Jahr 2010 zurück, als Kabel Deutschland an der Börse startete. Damals war Vodafone-Chef Vittorio Colao jedoch gezwungen, seine Pläne mit Blick auf die Investoren im eigenen Unternehmen auf Eis zu legen.
Doch wirklich aufgegeben hatte Colao seine Übernahmeabsicht offenbar nie und so wurden die Pläne Anfang 2013 wieder aus der Schublade geholt. Als diese dann jedoch an die Öffentlichkeit gerieten, wurde das Projekt zunächst wieder auf Eis gelegt, wenn auch nur für kurze Zeit. Wie „Bloomerg“ berichtet, könnten den Ausschlag dafür Gespräche mit der Deutschen Telekom gegeben haben. Demnach wollte Vodafone zunächst einen Deal für die Anmietung weiterer DSL-Anschlüsse mit dem Bonner Telekommunikationsriesen unter Dach und Fach bringen, bevor man sich daran macht, mit Kabel Deutschland ein eigenes Netz zu übernehmen.
Relativ rasch nach dem Abschluss des Vertrages mit der Telekom im Mai muss Vodafone jedoch seinen Übernahmeplan für die KDG erneut aus der Schublade gezogen haben, denn bereits Mitte Juni erhielt der Vorstand von Kabel Deutschland ein erstes Angebot von Vodafone, welches jedoch nach Insider-Informationen als zu niedrig abgewiesen wurde. Nachdem auch Liberty Global in der vergangenen Woche einen Vorstoß gewagt hatte, besserte man bei Vodafone das eigene Angebot jedoch nach und erreichte so offenbar erst am vergangenen Freitag in Geheimgesprächen eine Übereinkunft mit dem Kabel-Deutschland-Vorstand um Adrian von Hammerstein.
Vodafone hat demnach ein neues Übernahmeangebot für den Kabelnetzbetreiber vorgelegt, dass diesen mit einem Wert von 87 Euro je Aktie entsprechend einem Eigenkapitalwert des Unternehmens von rund 7,7 Milliarden Euro bewertet (hinzu kommen 3,0 Milliarden Euro an Verbindlichkeiten). Für den britischen Mobilfunk-Konzern wäre dies die größte Übernahme seit mehr als zehn Jahren. Noch stehen beide Unternehmen jedoch ganz am Anfang der Übernahmeplanungen. Fraglich ist bislang beispielsweise, unter welchen Auflagen das Bundeskartellamt eine Übernahme von Kabel Deutschland überhaupt gestatten würde. [ps]
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