Nachdem das Bundeskartellamt bezüglich der geplanten Übernahme von Tele Columbus neue Zusagenforderungen an Kabel Deutschland gerichtet hatte, scheint das Unternehmen die Übernahme nun vollständig abgeblasen zu haben. Statt dessen könnte sich die KDG ihrerseits gegen eine mögliche feindliche Übernahme durch Vodafone rüsten.
Nur wenige Tage nachdem das Bundeskartellamt (BKartA) am Montag die bisherigen Zusagen von Kabel Deutschland für die geplante Übernahme des Konkurrenten Tele Columbus für unzureichend erklärt hat, dürfte die von der KDG angedachte Fusion nun endgültig vom Tisch sein. Zwar endet das Entscheidungsverfahren der Kartellbehörde offiziell erst am kommenden Montag (25. Februar 2013), doch hat man bei Kabel Deutschland de facto bereits am gestrigen Mittwoch (20. Februar 2013) alle Übernahmepläne ad Acta gelegt. Indiz dafür ist ein neues Investitionsprogramm für den Ausbau der Netzinfrastruktur, das am Mittwoch im Rahmen der Verkündung der aktuellen Quartalszahlen vorgestellt wurde. Investitionen in Netzausbau
So sollen in den nächsten zwei Geschäftsjahren insgesamt 300 Millionen Euro zusätzlich zu den bisher geplanten Mitteln in den Netzausbau investiert werden. Mit seiner Entscheidung für die Investitionen hat der Vorstand nach eigenen Angaben bislang für spätere Jahre vorgesehene Investitionsmaßnahmen vorgezogen, um die Netzkapazität für schnelles Internet, Video-on-Demand und WLAN-Angebote deutlich zu erweitern.
Dabei ist anzunehmen, dass es sich bei den zu investierenden 300 Millionen Euro um Gelder handelt, die ursprünglich zur Finanzierung der geplanten Tele-Columbus-Übernahme angedacht waren. Eine entsprechende Summe in Form einer Anleihe hatte die Kabel Deutschland Holding AG am 18. Juni 2012 begeben, um die Brückenfinanzierung für die Übernahme in Höhe von 600 Millionen Euro teilweise zu ersetzen. Bereits damals war angekündigt worden, dass die Anleihe in Höhe von 300 Millionen Euro für den Fall, dass die Tele-Columbus-Übernahme nicht vollzogen werden kann, anderen Geschäftszwecken dienen solle.
Dazu passt auch eine aktuelle Ankündigung von Kabel-Deutschland-Chef Adrian von Hammerstein. Dieser hatte am Montag im Anschluss an die Mitteilung des BKartA, dass die bisherigen Zusagen der KDG für eine Übernahme von Tele Columbus nicht ausreichend seien, verlauten lassen, dass sein Unternehmen nicht auf die Fusion angewiesen sei und sich stattdessen auf sein eigenes organisches Wachstumspotential konzentrieren werde. Angesichts dieser Entwicklungen ist nicht davon auszugehen, dass es im Hauptprüfverfahren des Kartellamts zur Übernahme von Tele Columbus durch die KDG bis zum kommenden Montag noch zu einer überraschenden Wendung kommen könnte.Rüstet sich die KDG gegen Vodafone?
Vorstellbar ist hingegen, dass Kabel Deutschland bereits vor dem 18. Januar von den Bedenken der Kartellwächter informiert wurde. Dafür spricht, dass die Verkündung des neuen Investitionsprogramms für den Ausbau der Kabelnetze bereits am 20. Februar, also relativ kurzfristig, erfolgte. Zudem war bereits in der vergangenen Woche bekannt geworden, dass der Termin für ein Urteil im Hauptprüfverfahren zur Tele-Columbus-Übernahme von Seiten des BKartA vom 15. Februar 2013 auf den 25. Februar 2013 vertagt worden war. Es ist anzunehmen, dass diese Terminverschiebung mit den geäußerten Bedenken zusammenhängt. Offenbar wollte das Kartellamt dem Netzbetreiber genügen Zeit einräumen, um über weitere Zugeständnisse nachzudenken. Bei Kabel Deutschland hat man sich dagegen entschieden und verkündet, dass die neuerliche Zusagenforderung der Kartellbehörde für das Unternehmen wirtschaftlich nicht vertretbar sei.
Ebenfalls eine Rolle könnte dabei die in der vergangenen Woche bekannt gewordene Absicht von Vodafone gespielt haben, Kabel Deutschland zu übernehmen. So legen das beschlossene Investitionsprogramm und die im gleichen Atemzug verkündete Ausschüttung einer hohen Dividende an die Aktionäre den Schluss nahe, dass man in Unterföhring bemüht ist, den Aktienwert des Unternehmens zu steigern um so die Hürde für eine feindliche Übernahme möglichst hoch zu legen. [Patrick Schulze]
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