Hindennach: Unitymedia hat die größte Kundenakzeptanz

9
300
Kabel-TV Bild: © soupstock - Fotolia.com
Bild: © soupstock - Fotolia.com

Das Jahr 2016 brachte bereits viel Bewegung bei Unitymedia. Im Interview mit DIGITAL FERNSEHEN bezog der Konzern zur fortschreitenden Analogabschaltung, UHD und dem Ausbau des Wi-Fi-Netzes Stellung.

Herr Hindennach, seit nunmehr einem Jahr ist die analoge Abschmelze im Unitymedia-Kabel im Gange. Bei der Einführung des digitalen Antennenfernsehens wurde pro Region von heute auf morgen digital umgestellt. Warum dauert es in den Kabelnetzen so lange, die analogen Kanäle abzuschalten?
 
Christian Hindennach: Das analoge Antennenfernsehen wurde kurz vor der Abschaltung nur noch von einer verschwindend kleinen Minderheit genutzt. Deshalb interessierte die Komplettabschaltung damals kaum jemanden. Auch heute spielen Änderungen im Antennenfernsehen keine große Rolle: Egal, ob die Antennensender die Receiver ihrer Kunden jetzt mit DVB-T 2 überflüssig machen oder die privaten Sender plötzlich Geld verlangen. Man hört wenig Protest, weil es um eine Nischentechnologie geht. Beim Kabel ist das anders. Wir bedienen einen Massenmarkt. Wir haben daher die Abschaltung der analogen Programme in unseren Netzen gemeinsam mit unseren wichtigsten Marktpartnern – insbesondere der Wohnungswirtschaft, den Landesmedienanstalten und den Programmveranstaltern – abgestimmt. Gerade die  Wohnungswirtschaft hat in den vergangenen Jahren eine  längere Übergangfrist bzw. einen hohen Anteil an digitalen Nutzern als Grundvoraussetzung für den nun finalen Schritt verlangt. Diesen hohen Anteil  an digitalen Nutzern von mindestens 80-90 Prozent haben wir in unserem Footprint nun erreicht.

Wie ist Ihr Resümee nach den zurückliegenden Monaten? Wie viel wurde schon geschafft? Oder anders gefragt: Wie viel haben Sie noch vor sich?
 
Hindennach: Wir sind der Kabelnetzbetreiber mit der größten Kundenakzeptanz für digitale Angebote. Darum konnten wir als erster großer Kabelnetzbetreiber die Volldigitalisierung für 2017 ankündigen. Im Rahmen eines Pilotprojekts stellen wir Hanau in Hessen im September 2016 komplett auf digitale Versorgung um. Durch das Pilotprojekt wollen wir Erfahrungen dazu sammeln, wie wir unsere Kunden optimal beim Umstieg auf Digital-TV unterstützen können.
 
Wie viele Zuschauer schauen heute tatsächlich noch analog im Unitymedia-Netz und warum?
 
Hindennach: Im vergangenen Jahr lag unsere Digitalisierungsquote bei etwa 77 Prozent. Der Anteil der Digital-Zuschauer steigt bei Unitymedia jährlich im Schnitt um rund acht Prozent. Durch unsere Ankündigung zur Analog-Abschaltung in Kombination mit der Fußball-EM und den bevorstehenden Olympischen Spielen erwarten wir in diesem Jahr einen Sprung auf über 85 Prozent. Neue Zahlen liegen uns voraussichtlich im August vor.
 
Sind Sie der Meinung, dass Sie mit dem Abschaltdatum 2017 alle Analogzuschauer von selbst zum Digitalwechsel im Kabel bewegen können. Welche Anreize sind für diese Zuschauer nötig, um diese mit analoger Abschaltung nicht an andere Infrastrukturbetreiber zu verlieren?
 
Hindennach: Es gibt  kaum Zuschauer, die sich bewusst für den analogen Empfang entscheiden. Wer noch analog schaut, interessiert sich meist nicht sonderlich für die Übertragungsweise. Wir haben ein Verbrauchersegment identifiziert, das Veränderungen ganz allgemein passiv gegenüber steht. Die zu erreichen, ist eine echte Herausforderung für unsere Kommunikation. Daher verwenden wir darauf höchste Konzentration.
 
Sie sprachen schon bei der Landesmedienanstalt in Düsseldorf davon, Betroffenen eine Digitalbox kostenlos zur Verfügung zu stellen. Welche wird das sein? Sind möglicherweise noch Horizon-Boxen aus dem Jahre 2013 übrig geblieben?
 
Hindennach: Wir stellen diesen Kunden ein benutzerfreundliches Receiver-Modell zur Verfügung Wie das bei den Kunden ankommt, erfahren wir erstmals bei unserem Pilotprojekt in Hanau.
 
Wer schließt diese Box beim Kunden an? Kommt ein von Unitymedia beauftragter Service-Techniker zu den Kunden raus?
 
Hindennach: Das wird nicht nötig sein. Der Receiver wird einfach in die digitale TV-Buchse gesteckt, mit dem Fernseher verbunden und schon kann es losgehen.
 
Apropos Digitalbox: Mit der Horizon-Box hat Unitymedia ein attraktives Endgerät für seine Zuschauer geschaffen, allerdings bleibt UHD noch außen vor. Wann wird sich das ändern?
 
Hindennach: Wir beobachten die Nachfrage nach UHD sehr aufmerksam. Diese Auflösung wird irgendwann sicher kommen. Momentan ist die Nachfrage danach noch zu gering.
 
Wann wird es die Horizon-Oberfläche und Videothek-Inhalte in Zukunft auch ohne Box geben? Gibt es da schon Planungen?
 
Hindennach: Mit unserem Multicscreen-Service Horizon Go ist der Kunde schon heute unabhängig von seiner Set Top Box. Neben mehr als 100 Sendern, die der Kunde unterwegs nutzen kann, stehen ihm über Horizon Go inzwischen auch knapp 40 HD-Sender und die meisten unserer VoD-Inhalte zur Verfügung. Seit April 2016 unterstützt die Horizon Go App auch Google Chromecast und Apple Play. Damit haben Nutzer die Möglichkeit, TV-Inhalte per Smartphone oder Tablet ohne Zusatzkosten auf weitere TV-Bildschirme im Haus zu übertragen.
 
Kommen Mediatheken und VoD-Dienste bei Horizon in Kürze hinzu?
 
Hindennach: Es gibt bereits Mediatheken und VoD-Dienste auf HORIZON. Wir entwickeln die Plattform ständig weiter und ergänzen auch laufend weitere TV Archive mit kostenlosen Inhalten für unsere Kunden.
 
Anders gefragt: Welche bestehenden OTT-Inhalte hätten Sie gern auf der eigenen Plattform?
 
Hindennach: Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, sind wir natürlich offen für weitere Partnerschaften.
 
Die Zuschauer von Shoppingkanälen freuen sich an den Möglichkeiten der Interaktivität durch HbbTV. Ist HbbTV ein Thema für Unitymedia?
 
Hindennach: Aktuell nicht. Viele der Funktionen von HbbTV sind über Horizon ja längst verfügbar: So findet der Kunde zum Beispiel Inhalte aus dem Catch Up- / Mediathek-Bereich über die Benutzerführung auf Horizon. Relevante Sendungen kann er über den Programmführer, über die Videothek, die Suchfunktion, über persönliche Empfehlungen finden und ansteuern. HbbTV präsentiert durch die Unterteilung auf einzelne Sender immer nur einen Ausschnitt des Gesamtangebots. Wir gehen mit Horizon einen anderen Weg, weil wir überzeugt sind, dass der Kunde eine ganzheitliche Lösung bevorzugt.
 
Einige Funktionen bei Horizon waren bis dato noch deaktiviert. Welche davon werden künftig zum Einsatz kommen? Wie ist da die Planung?
 
Hindennach: Wir haben mit Horizon eine Menge vor und werden Neuerungen sofort ankündigen, sobald wir sie für unsere Kunden verfügbar machen.
 
Mit Horizon haben Sie ja schon eine Multimediazentrale ins Wohnzimmer gebracht. Könnte diese auch smarte Dienste im Hause künftig für den Nutzer steuern?
 
Hindennach: Im Bereich SmartHome schauen wir uns natürlich immer wieder interessante Dienste für unsere Kunden an, und zwar übergreifend und ganz unabhängig von Horizon.
 
Der Ausbau der Wifi Spots schreitet voran, nach den öffentlichen sind nun die 1,5 Millionen Spots beim Kunden dran. Wieviel Prozent des Unitymedia Gebietes werden nach Abschluss der zweiten Phase mit mobilem WiFi versorgt sein?
 
Hindennach: Wir befinden uns aktuell noch im Roll-Out. Die vollen 1,5 Millionen WifiSpots werden voraussichtlich bis zum Jahresende aktiviert sein. Erste Stichproben in unserem Verbreitungsgebiet zeigen, dass in Wohngebieten bereits eine große Zahl von WifiSpot Signalen ausgesendet werden. Im Vergleich dazu haben wir interessanter Weise deutlich weniger Telekom_Fon Signale erfasst – und das obwohl die Telekom schon ein paar Jahre mit WLAN-To-Go im Markt ist. Ich habe die Abdeckung letzte Woche selbst getestet. Mein Handy hat sich schon an mehreren Stellen automatisch bei einem Unitymedia WifiSpot eingeloggt. Das hat ausgezeichnet geklappt. Genau dieses nahtlose Nutzungserlebnis wollen wir an möglichst vielen Orten bieten.
 
Gibt es Gebiete in Ihrem Versorgungsbereich, die Ihnen beim WiFi-Spot-Ausbau noch Sorgen bereiten? Wenn ja, welche und aus welchem Grund?
 
Hindennach: Das WifiSpot-Netz ist für uns alles andere als ein Sorgenkind. Es hilft uns dabei, unsere Konnektivität und unsere Unterhaltungsinhalte auf die Straße zu bringen. Seit dem Startschuss für die Homespots Anfang Juli stehen unseren Kunden bereits rund eine Million WifiSpots zur Verfügung. Bis zum Jahresende wird  diese Zahl auf 1,5 Millionen gestiegen sein. Hinzu kommen die öffentlichen Spots, mit denen wir ganze Plätze und Straßenzüge ausleuchten und die auch Nicht-Kunden zur Verfügung stehen. Auch bieten immer mehr Cafés und Restaurants sogenannte PowerSpots an, über die jedermann ins Netz gehen kann.
 
Mit New Build gibt es einen weiteren Bereich innerhalb der Geschäftsleitung, um neue Kunden zu gewinnen, die bislang nicht an das Netz von Unitymedia angeschlossen waren. Wie kommen Sie voran? Wie viele Wohneinheiten werden sie in diesem Jahr noch ans Netz bringen, welche Summe an Zugewinn von Wohneinheiten ist für 2017 geplant?
 
Hindennach: Wir haben von Januar bis Ende März 2016 mehr als 30.000 Haushalte ohne öffentliche Förderung neu an unser Koax-Glasfasernetz angeschlossen oder durch Modernisierung der Hausverkabelung erstmals in die Lage versetzt, schnelles Internet zu nutzen. [Die Zahlen für den Zeitraum April bis Juni stellen wir am 5. August im Rahmen unserer Quartalszahlen vor.] Für das Geschäftsjahr 2016 peilen wir mehr als 200.000 Haushalte an.
 
Als Infrastrukturbetreiber könnte man sich weitere Geschäftsfelder vornehmen, die man mit anbieten könnte. Mal ins Blaue hinein gesponnen: Ist Mobilfunk, Wasser, Strom oder Sicherheitstechnik als zusätzliches Vermarktungsmodell bei Unitymedia vorstellbar?
 
Hindennach: Mobilfunk gehört längst zu unserem Produktportfolio aber wir planen weitere Entwicklungsschritte hin zu ganzheitlicher Konnektivität – zuhause und unterwegs. Für unser Kundensegment Wohnungswirtschaft schauen wir uns viele spannende mögliche Produkt und Vermarktungsmodelle an. Z.B. vermarkten wir seit Kurzem mit dem digitalen Türschließsystem KIWI.KI auch digitale Sicherheitslösungen.
 
Vielen Dank für das Gespräch![buhl]

Das Interview gibt die Meinung des Interviewpartners wieder. Diese muss nicht der Meinung des Verlages entsprechen. Für die Aussagen des Interviewpartners wird keine Haftung übernommen.

Bildquelle:

  • Empfang_Kabel_Artikelbild: © soupstock - Fotolia.com
9 Kommentare im Forum
  1. Nein! Echt? Ein VP von Unitimedia sagt, daß sein Arbeitgeber die größte Kundenakzeptanz hat? Auf deutsch: Hier wurde dem Herrn Hindennach eine kostenlose Werbeplattform gegeben und das ganze in ein Interview verpackt, damit es nicht gar so auffällt. Oder wie soll ich die gestellten Fragen sonst interpretieren? Kostenlose Box, Horizon ist was ganz was tolles und eine Multimediazentrale gibt es. Wow! Hat DF eigentlich was für das Interview bezahlt, oder der gute Herr Hindennach?
  2. Zitat von Burkhard Koenitzer aus dem Jahre 2004: Jeden Morgen, gleich nach dem Wachwerden, danke ich dem Herrgott, dass ich keinen Kabelanschluss habe. Die Übereinstimmung zwischen den TV-Programmen, die Unitymedia einspeist, und den ersten 150 Plätzen der Favoriten-Liste meiner Dreambox liegt unter 10%. Fernseh-Kabel von Unitymedia ist für mich völlig uninteressant und irrelevant, weil 90% des linearen Fernsehens, was ich mir angucke, bei Unitymedia schlichtweg nicht eingespeist wird. Die Kongruenz zwischen meiner Favoriten-Liste und dem Programmangebot von Unitymedia war deutlich höher, als ich noch Kunde von Sky Deuschland war. Die meisten Sky-Kunden fühlen sich von Unitymedia benachteiligt und hätten lieber Satelliten-Direktempfang. Die Akzeptanz von Unitymedia ist in Wirklichkeit hundsmiserabel schlecht; die Thread-Überschrift ist Unfug. Positiv erwähnen darf ich, dass Unitymedia im analogen Kabel-Radio (vorläufig noch) BFBS einspeist. Ich empfange das in besserer Qualität über Satellit (DVB-S2), aber mit erhöhtem Antennen-Aufwand. Laut Mischobo soll das analoge Kabelradio aber demnächst abgeschaltet werden. Aus meiner Sicht ist Kabel-TV von Unitymedia so überflüssig wie ein Kropf. Ich empfange mit einer 10 € Zimmerantenne DVB-T2 und habe mir bereits das Freenet CI+ Modul gekauft. Umgeben von der Konkurrenz durch DVB-S2 und DVB-T2 ist das Fernsehkabel von Unitymedia ab 4/2017 völlig überflüssig. Es hat Null Mehrwert. Wer im Einzugsgebiet von Unitymedia wohnt, könnte über Satellit problemlos die Olympia-Zusatzprogramme der BBC empfangen. Das halte ich für einen echten Mehrwert. Unitymedia war gestern.
  3. Also schaust Du weder Sky die ÖR noch die Privaten.... Wozu willst Du dann noch DVB-T2 zusätzlich haben wenn dich diese Sender nicht Interessieren?!
Alle Kommentare 9 im Forum anzeigen

Kommentieren Sie den Artikel im Forum