Lauchhammer – Der Fachverband Rundfunkempfangs- und Kabelanlagen (FRK) hat gegenüber DIGITAL FERNSEHEN erstmals Details zu seinem angekündigten Free-TV-Angebot für die unabhängigen Kabelnetzbetreiber bekanntgegeben.
Dabei ging der geschäftsführender stellvertretender Vorsitzende des FRK Heinz-Peter Labonte auch auf das gemeinsame Konkurrenzangebot von Tele Columbus und Eutelsat ein.
DIGITAL FERNSEHEN: Herr Labonte, wird der FRK seine Pläne auch nach der Ankündigung von Eutelsat/Tele Columbus weiter betreiben und ein eigenes Free-TV-Paket aufbauen?
Heinz-Peter Labonte: Selbstverständlich. Wir haben mit der Kabeldienstleistungsgesellschaft (KDL) ein anderes, ein an der Nachfrage orientiertesKonzept entwickelt, das sich eben unmittelbar nach den Interessen der mittelständischen unabhängigen Kabelnetzbetreiber (uKNB) richtet.
DF: Der Start ihres Pakets war für Oktober/November angekündigt, Eutelsat und Tele Columbus wollen bereits im Mai am Markt sein. Ist ihnen die Konkurrenz einfach zuvorgekommen?
Labonte: Nein. Das FRK-Konzept war immer zum Start in das Weihnachtsgeschäft 2008 geplant. Und wieso Konkurrenz? Die von FRK-Mitgliedern initiierte KDL optimiert zirka 20 über acht Transponder verbreitete frei empfangbare TV Programme auf zunächst zwei Transpondern.
Diese werden verschlüsselt zu den über 80 000 Kopfstellen der unabhängigen Kabelnetzbetreiber (nKNB) mit ihren über acht Millionen Kunden geschickt. Dort werden diese beiden Transponder zentral vom uKNB entschlüsselt und für den Kundenhaushalt frei empfangbar zu dessen Fernsehgerät über die Kabelanlage weitergeleitet.
Darüber hinaus sind nicht nur weitere 18 digitale ARD- und sechs digitale ZDF- Programme sondern auch noch ein bereits optimierter Sat-Transponder mit weiteren zehn interessanten Digitalprogrammen zu empfangen. Meines Wissens plant ein solches Angebot bisher kein Mitglied der in anderen Verbänden organisierten Wettbewerbern der KDL gemeinsam mit Eutelsat.
DF: Wie steht der FRK zu den Plänen von Eutelsat und Tele Columbus?
Labonte: Positiv. Da unser kundenorientiertes Konzept sich positiv von deren bisher kommunizierten Konzept nicht nur in der oben beschriebenen Zahl von etwa 56 frei empfangbaren Programmen unterscheidet, sondern noch weitere, aus meiner Sicht positive Unterscheidungsmerkmale aufweist.
Die uKNB, die dieses KDL-Konzept nutzen und die Chancen für eine beschleunigte Digitalisierung der Fernsehgeräte ihrer Kabel- oder Sat-Zuführungskunden ergreifen wollen, erhalten noch weitere Unterstützung. Das Konzept der KDL wird vom FRK durch eine Empfehlung der Mitgliederversammlung unterstützt.
Dazu gehört ebenfalls, den uKNB zusätzlich auch Lösungen für die Finanzierung der Kopfstellenaufrüstung vorzuhalten. Dies gilt insbesondere auch für die Finanzierung einer 100-prozentigen Versorgung ihrer Kunden mit digitalen Aufrüstboxen (Set Top Boxen). Sowohl hinsichtlich der Unterstützung durch Finanzierungspartner als auch bezüglich Finanzierung der Boxen.
DF: Welche Erfolgsaussichten räumen Sie dem Gemeinschaftsprojekt von Eutelsat und Tele Columbus ein?
Labonte: Da mit den zur Orion-Gruppe gehörenden Firmen Telecolumbus, EWT, Bosch Breitbandbetze und Primacom rund vier Millionen Kunden gegen Kabel Deutschland, Unitymedia etc. verteidigt werden müssen, könnte daraus etwas werden. Aber man muss erst einmal abwarten, wie das Angebot denn tatsächlich aussieht, welche Programme denn tatsächlich angeboten werden. Oder ob es ebenfalls zu einer Kollektiventschlüsselung an der Kopfstelle kommt. Oder ob gar im Gegensatz dazu die eigentlich frei empfangbaren Programme zunächst zwangs(grund)verschlüsselt vom Kunden nur gegen Kauf einer Entschlüsselungskarte (Smart Card) individuell entschlüsselt werden muss.
Letztlich entscheidend sind die Preise, zu denen welche Programmpakete auch immer angeboten werden. Auch ist völlig offen, welche Rolle die preiserhöhenden Angebote von RTL und ProSiebenSat.1 spielen.
DF: Wird ihr Verband, immer vorausgesetzt das Projekt startet auch, seinen Mitgliedern eine Zusammenarbeit mit Eutelsat und Tele Columbus empfehlen?
Labonte: Wir gehen davon aus, dass nicht nur unsere Mitglieder sondern jeder uKNB intelligent genug ist, die Angebote zu vergleichen. Letztlich entscheidet das Preis-Leistungsverhältnis. Wir werden aber sicherlich als Verband diesen Vergleich durchführen und dann das aus unsrer Sicht bessere Angebot empfehlen. Dabei hat die KDL sicherlich einen Vorteil, da sie von Beginn an den FRK in die Definition der an der Nachfrage orientierte Angebotsstruktur beteiligte, im Gegensatz zu Eutelsat und Tele Columbus.
DF: Herr Labonte, vielen Dank für das Gespräch.[lf]
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