
Lauchhammer – Vertreter des Fachverbands Rundfunkempfangs- und Kabelanlagen (FRK) haben gravierende Bedenken bei der Nutzung der Digitalen Dividende für Mobilfunk. Ein Feldversuch in der Erzgebirgsstadt Oberwiesenthal untermauerte entsprechende Befürchtungen.
Der Fachverband Rundfunkempfangs- und Kabelanlagen (FRK) sieht Bedenken der Mittelständler gegen die Nutzung der Digitalen Dividende für Mobilfunk bestätigt. Unterstützung erhält der FRKdurch ein Gutachten zum „Feldversuch Digitale Dividende in der Stadt Oberwiesenthal und messtechnische Ermittlung der Auswirkungen auf die digitale und analoge Übertragung sowie für Breitbandinternetangebote im Kabel-TV-Netz“.
Der Versuch wurde gemeinsam vom FRK mit Vodafone Deutschland durchgeführt. Dabei konnte erstmalig in einem praxisnahen Feldversuch die Auswirkung von UMTS-Uplink (funktechnische Verbindung vom Mobilfunkgerät zur Basisstation) in einem Kabel-TV-Netz messtechnisch ermittelt werden. FRK-Vertreter Frank Mietho und Ralf Berger betonten, diese Untersuchungen seien nicht unter Laborbedingungen durchgeführt worden, und daher ein wesentlicher Fortschritt gegenüber den bisherigen Untersuchungen.
Laut den FRK-Vertretern sind Einstrahlungsstörungen in den Kabelnetzen von der Qualität der Kabelnetze abhängig. Fachgerecht errichtete und betriebene Kabelnetze würden nicht gestört. So belegten im konkreten Fall die Messungen die Dichtheit des dortigen Kabel-TV-Verteilnetzes gegenüber elektromagnetischer Strahlung im relevanten Frequenzbereich. Daher sei bei Einstrahlung der Störstrahlung in Kabelnetze keine Beeinflussung von DVB-C (digital video broadcasting-cable) und analogem TV im koaxialen Verteilnetz selbst nachgewiesen worden.
Dagegen störten die UMTS-Uplink-Modems (hier im UHF-Kanal 65) durch Direkteinstrahlung in Settopboxen für DVB-C, in Kabelmodems und in analogen TV-Geräten erheblich. Damit wurden die Resultate verschiedener nationaler und internationaler Studien auch in Oberwiesenthal bestätigt. Auch Kabel-Modems für Breitbandkommunikation werden gestört.
Berger sagte dazu: „Neu ist die gewonnene Erfahrung hinsichtlich des Ausfalls der Kommunikation für „High speed“-Internet. Bei Cable Modems (CM) ist die Störung gravierend, da diese Modems bei plötzlichem Leistungsanstieg des UMTS-Uplinks die Kommunikation zur CMTS verlieren. Nach Aussage des CMTS-Lieferanten dauert es dann etwa fünf Minuten bis zur neuerlichen Einbuchung, was auch während des Versuchs bestätigt wurde.“
Berger und Mietho sehen darin eine erhebliche Bedrohung schon aktiver Breitbandnetze. Und das nicht nur im ländlichen Bereich sondern auch und besonders in den städtischen Regionen, sofern auch dort die Digitale Dividende genutzt werden sollte. Dies bedrohe Investitionen mittelständischer Firmen in Millionen und mache Nachinvestitionen in bereits vorhandene Netzinfrastrukturen, mit erheblich höherer Bandbreite als Mobilfunk sie biete, notwendig.
Hier müsse der Bundesratsbeschluss des letzten Sommers greifen. Darin heißt es: „Vor der tatsächlichen Frequenzvergabe und Nutzung der Digitalen Dividende ist für die Störproblematiken für drahtlose Produktionsmittel und sowohl für leitungsgebundene als auch für nicht leitungsgebundene Rundfunkübertragung eine befriedigende Lösung aufzuzeigen. Außerdem sieht der Bundesrat die Notwendigkeit, den Nutzern von drahtlosen Mikrofonen bereits vor Beginn des Versteigerungsverfahrens ein gleichwertiges Ersatzspektrum verbindlich zu benennen.“
Die FKR-Vertreter appellierten an die Bundesnetzagentur und die Politik, die Versteigerung der Frequenzen nicht zu beginnen, bevor diese Probleme für existierende, bereits auf Triple-Play hochgerüstete Kabel-TV-Netze, mit bereits aktiven Internet- und IP-Telefonie nutzenden Kunden, gelöst seien.
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