Digitalisierung des Kabels ein Muss

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Kabel-TV Bild: © soupstock - Fotolia.com
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München – Die Digitalisierung des Kabels erfordert eine Einigung aller Marktteilnehmer, darüber herrscht Konsens unter den Beteiligten.

Doch die Diskussion im Panel zum Thema „Kabelfernsehen“ auf den Medientagen München zeigte, dass es offensichtlich noch nicht so weit ist. Die TV-Sender wollen erst den Ausbau der Kabelnetze abwarten, bevor sie Inhalte liefern, während der Netzbetreiber Kabel Deutschland erst ausbauen will, wenn Inhalte zur Verfügung stehen.
 
Eingangs stellte Dr. Christoph Klein, Principal von Mitveranstalter A.T. Kearney, fest, dass in diesem Jahr auf dem Kabelmarkt erstmals wieder eine optimistische Stimmung zu erkennen sei. Zum einen wegen des Verkaufs der restlichen Netze an Kabel Deutschland, zum anderen wegen der Zukunftspläne von Ish, Iesy und Kabel Baden-Württemberg.
 
Das Geschäftsmodell des Kabels in Deutschland sei nach Ansicht von Klein einzigartig, weil die Sender für die Einspeisung zahlen, weil Netzebene 3 und 4 nicht in einer Hand liegen, und weil die Betreiber der Netzebene 4 mitverdienen. Problematisch für die Digitalisierung des Kabels sei, dass die Netzebene-3-Betreiber wie Kabel Deutschland in nur einem Drittel der Kabelhaushalte die Endkundenbeziehung hätten. Der Rest werde von der Wohnungswirtschaft und von Netzebene-4-Betreibern versorgt. Die Frage nach dem „Ob“ der Digitalisierung stelle sich aber nicht. „Die Ingredienzien für die Digitalisierung sind da“, betonte Rüttger Keienburg, COO Kabel Deutschland und Präsident Deutscher Kabelverband. „Man muss sich nur noch einigen, es zu tun“. Er hob aber hervor, dass die Kabel Deutschland die Digitalisierung nicht alleine stemmen könne. Wichtig sei es zu verabreden, wie der Übergang von analog auf digital erfolgen könne. Eine Simulcast-Phase, die gleichzeitige analoge und digitale Ausstrahlung, sei notwendig und werde so lange wie nötig fortgeführt.
 
Jürgen Doetz, Präsident des Verbandes Privater Rundfunk und Telekommunikation (VPRT), war auch der Meinung, dass die Digitalisierung der Netze als Ziel nicht in Frage stehe. Er warnte aber vor weiteren Verzögerungen: „Solange es kein klares Bekenntnis zum Ausbau gibt, besteht die Gefahr, dass die Sache nicht vorankommt.“
 
Keienburg erwiderte, dass ein genereller Ausbau der Netze auf 862 MHz nicht notwendig sei. Bereits jetzt könnten 120 digitale Kanäle verbreitet werden, ohne die analogen abschalten zu müssen. Die Kabel Deutschland, so Keienburg, plane einen an den Wünschen der Kunden orientierten Ausbau. Unterstützt wurde Keienburg insoweit durch Dr. Jan B. Rittaler, Vorsitzender der Geschäftsführung, Iesy Hessen, der für einen „wertschöpfungsinduzierten Ausbau“ plädierte. Wichtig seien die Inhalte. Wenn man das Angebot für den Kunden teurer mache, ohne neue Inhalte zu bieten, wandere der Kunde zu anderen Technologien ab.
 
„Das Kabelnetz ist ein Trauerspiel“ befand Prof. Dr. Helmut Thoma, Beiratsvorsitzender des Kabelbetreibers Ish und Ex-RTL-Chef, und verwies auf die USA, wo das Kabel eines der wichtigsten Verteilmedien sei. Dort gebe es keine „künstliche Verknappung“ der Übertragungskapazitäten und keine Aufteilung in eine Netzebene 3 und 4. Nachdem Keienburg die Verbreitung lokaler Inhalte als entscheidende Stärke des Kabels sah, war auch Thoma davon überzeugt, dass das Kabelnetz Vorteile gegenüber anderen Verbreitungsmedien hat – so die Rückkanalfähigkeit, die dem Satelliten bislang noch fehle.
 
Stefan Zuschke, Geschäftsführer BC Partners, der den Kauf von Tele Columbus im Juli 2003 als reines Investment betrachtet, war auch der Meinung, dass sich der Markt konsolidiere. Er widersprach der These, dass Shareholder gegen Investitionen seien. Im Gegenteil: Sinnvolle Investitionen seien notwendig, um den Wert zu steigern.
 
Tom Groth, Chief Visioneer Sun Microsystems, kritisierte, dass in der Diskussion zu wenig die Wünsche der Kunden berücksichtigt würden. Die zentrale Frage sei, ob die Kunden technisch komplizierte und zugleich teure Angebote überhaupt annehmen würden. Er betonte die Dringlichkeit einer Einigung in der Frage der Digitalisierung. Eine solche würde auch Deutschland nach vorne bringen. [fp]

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