Der Schweizer Kabelnetzbetreiber Cablecom beugt sich dem Druck von Medien und Öffentlichkeit und schafft eine umstrittene globale Aufzeichnungsblockade für Digital-TV-Sender ab.
Bereits ab dem 1. September könnten Kunden, die digitales Kabelfernsehen per „DigiCard“-CAM in Fernsehen und Receivern mit Common-Interface-Einschub empfangen, Sendungen auf interne oder externe Speichermedien aufzeichnen. Der bisher bestehende Kopierschutz werde durch ein Software-Update automatisch aufgehoben, teilte das Unternehmen am Dienstagvormittag mit.
Zu den Gründen für den Sinneswandel äußerte sich Cablecom nicht näher und sprach schwammig von „technischen Gründen“, die den bisher notwendigen statischen Kopierschutz überflüssig machten. Er solle künftig durch eine dynamische Lösung ersetzt werden, die allerdings uneingeschränkten Aufnahmen weiterhin einen Riegel vorschiebt: Programmanbieter könnten selbständig und fallweise entscheiden, bei welchen Kanälen sie die Aufnahmefunktion einschränken wollen, hieß es ohne nähere Einzelheiten.
Aktuell setze allerdings kein Sender in der Schweiz entsprechende Maßnahmen ein. Nach Informationen von DIGITAL FERNSEHEN verhandelt der Betreiber mit den deutschen Privatsender-Gruppen Pro Sieben Sat 1 und RTL über eine Verbreitung der hochauflösenden HD-Plus-Ableger. Die Änderungen beim Kopierschutz könnten vorbereitend der Umsetzung für die weitreichenden technischen Einschränkungen bei Aufnahme und zeitversetzter Wiedergabe dienen, welche die deutschen Privatsender bei ihren Verbreitungspartnern einfordern.
Das erforderliche Software-Update wird nach Cablecom-Angaben automatisch auf die CAMs eingespielt, die für einmalig 99 Schweizer Franken im Handel angeboten werden. Die Kunden müssten nichts unternehmen. Nicht betroffen sind Kunden, die Cablecom-Fernsehen über klassische Set-Top-Boxen empfangen. [ar]
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