Im Münchner Vorort Markt Indersdorf nimmt die Gemeinde ein kleines Glasfasernetz in Betrieb, das von einem Kabelnetzanbieter betrieben wird.
Das Wettrüsten ist in der Telekommunikationsbranche schon lange Standard. Jeder will der Beste sein und sich mit noch schnelleren Internetanschlüssen profilieren. Tele Columbus ging mit 400 Mbit/s in Potsdam an den Start (DOCSIS 3.0 via Kupferleitung), Unitymedia und Vodafone Kabel (Deutschland) sind inzwischen ebenfalls mit einer „400er Leitung“ am Start. Wenn auch teilweise nur punktuell in einigen Städten.
Eigentlich ist es auch egal, wie große „Kuchenstücke“ man beim Shared Medium Kabelanschluss verkauft. Hauptsache der Endkunde nutzt es nur in kleinem Maße. In der Branche ist es kein Geheimnis, dass DSL- und Kabelinternetanschlüsse bis zu 210fach überbucht sind. Auch die neuen reinen Glasfasernetze (GPONs) sind Verteilnetze, bei denen 64 und mehr Anschlüsse zuerst passiv gebündelt werden.
Beim Glasfasernetz in Markt Indersdorf kommen einige Besonderheiten zusammen: Das Netz ist in Gemeindeeigentum, der Betrieb wurde ausgeschrieben und an den Münchner Kabelnetzbetreiber KMS – Kabel & Medien Service – vergeben. Die KMS ist seit Jahrzehnten bekannt für innovative Lösungen für die Wohnungswirtschaft. 70 Prozent des Unternehmens gehören Tele Columbus, 30 Prozent aus historischen Gründen Vodafone Kabel. Mit einem Kabelnetz hat das Glasfasernetz für rund 3500 Haushalte in Markt Indersdorf jedoch nichts mehr gemein. Lediglich die Inhalte (Internet, Telefonie, Rundfunk) sind noch identisch. Das ist ein Netz, das auch ein Citycarrier oder die Telekom bauen könnte. In ein paar Jahrzehnten wird es keine Kabel- und auch keine Telefonienetze mehr geben, sondern nur noch einheitliche Glasfasernetze.
Da das Netz nicht der KMS bzw. deren Mehrheitsgesellschafter Tele Columbus gehört, wird man eine wohlüberlegte Preispolitik fahren müssen, ansonsten ist man bei der nächsten Vertragsverlängerung mit der Gemeinde draußen. Die massiven Preiserhöhungen, wie sie Tele Columbus aktuell in anderen Regionen durchzieht und auch Verbraucherzentralen auf den Plan ruft, sind hier nicht möglich.
Die nun angepriesenen 1 Gigabit/s werden auch erst gegen Ende des Jahres angeboten werden. Welche Steigerung ist da nun noch für Konkurrenten drin? Vielleicht: „Anbieter XY kündigt 10 Gigabit für 2020 an“. Wichtiger als die Geschwindigkeitsinflation ist auch der Ausbau der Backbone-Kapazitäten im Hintergrund und weniger Überbuchung. [Ein Kommentar von Stefan Hofmeir, Herausgeber ]
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