Rebellierende Anleihegläubiger wollen die Neuordnung des deutschen TV-Kabelmarkts torpedieren. Bondholder und Banken streiten sich derzeit vor dem Landgericht in Köln.
Es geht um die Frage, ob die Versteigerung des nordrhein-westfälischen Fernsehkabelnetz-Betreibers Ish im Januar vergangenen Jahr rechtmäßig war. Das Verfahren kommt für die Ish-Eigner – ein Konsortium von knapp 40 Banken mit der Deutschen Bank und der Citigroup an der Spitze – zu einem sehr ungelegenen Zeitpunkt. Denn der Streit könnte die derzeit laufenden Verhandlungen über einen Verkauf von Ish erschweren. Mit etwa vier Millionen Kunden ist das Unternehmen der zweitgrößte deutsche TV-Kabelanbieter. Der Kaufpreis dürfte um die 1,3 Mrd. Euro liegen.
Hintergrund des Verfahrens ist die Pleite der ehemaligen Ish-Muttergesellschaft Callahan NRW im Jahr 2002. Wegen Verbindlichkeiten von knapp 900 Mio. Euro machten die Banken damals von ihrem Pfandrecht Gebrauch und richteten eine Auktion für Ish aus. Das Konsortium trat als einziger Bieter auf und ersteigerte den Kabelbetreiber für 275 Mio. Euro.
Die Umstände der Auktion beschäftigt nun das Gericht. Der Auktionstermin für den 31. Januar 2003 sei erst Anfang des Monats und somit viel zu spät bekannt gegeben worden, argumentieren die Vertreter der Anleihegläubiger. Die Unternehmensdaten seien zudem nicht wirklich öffentlich zugänglich gewesen. „Es ist nicht ernsthaft versucht worden, mehr Wert herauszuschlagen“, hieß es aus Kreisen der Bondholder.
Der US-Investor Richard Callahan hatte die Mehrheit am nordrhein-westfälischen Kabelnetz Mitte 2000 für etwa 1,8 Mrd. Euro von der Deutschen Telekom gekauft. Über 1 Mrd. Euro schossen mehrere
britische und US-Fondsgesellschaften über die Bank HSBC als Treuhänder zu. Vom Versteigerungserlös erhielten sie nichts – wogegen sich die Anleihegläubiger nun zur Wehr setzen. [lf]
Bildquelle:
- Empfang_Kabel_Artikelbild: © soupstock - Fotolia.com