Der deutsche Kabelnetzverband Anga widerspricht Zahlen des Satellitenbetreibers SES Astra, wonach der Satellit in Deutschland dem Breitbandkabel als meistgenutzter Übertragungsweg den Rang abgelaufen hat. Die Anga verweist auf Erhebungen des Marktforschers GfK, die den Kabelempfang weiterhin vorne sehen.
Der Kabelanschluss bleibe auch 2012 mit mehr als 18 Millionen Fernsehhaushalten der reichweitenstärkste Empfangsweg, erklärte Anga-Präsident Thomas Braun am Freitag unter Verweis auf „Erhebungen des in der deutschen Fernsehforschung führenden Marktforschers GfK“. Dieser habe im AGF-Fernsehpanel zum 1. Januar 2012 in bundesdeutschen Haushalten einen Kabelanteil von 48,6 Prozent gegenüber 47,4 Prozent für den Satellitendirektempfang ausgewiesen.
Ironischerweise verwies der Kabelverband dabei auf eine grafische Darstellung der AGF, die dokumentiert, dass der Satellit seit Jahren kontinuierlich an Reichweite gewinnt, während der Kabelempfang zunehmend an Marktanteilen verliert. Innerhalb der letzten 5 Jahre konnten sich demnach Astra, Eutelsat und Co. von 41,9 auf 47,4 Prozent steigern, während Kabel Deutschland, Unitymedia und Co. von 54 auf 48,6 Prozent mehr als 5 Prozentpunkte verloren.
„Damit bleibt auch zu Beginn des laufenden Jahres die Rangfolge bestehen, die der Digitalisierungsbericht 2011 der Medienanstalten aufgezeigt hat“, erklärte die Anga trotzdem selbstbewusst und geht damit auf Konfrontationskurs zum Satellitenbetreiber SES Astra. Dieser hatte in der laufenden Woche den vom Marktforscher TNS Infratest erhobenen „TV Monitor 2012“ vorgelegt. Dieser gelangt zu dem Ergebnis, dass das Kabel mit 17,4 Millionen Empfangshaushalten in Deutschland erstmals hinter den Satelliten (17,5 Millionen) zurückgefallen sei (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete).
Darüber hinaus verwies Anga-Präsident Braun auf den „großen Vorsprung in der Königsdisziplin der interaktiven Medienwelt“. Mehr als 3,5 Millionen Haushalte nutzten sowohl TV- als auch Breitbandinternetdienste der Kabelnetzbetreiber. Der Satellit sei diesbezüglich keine Alternative. „Wer dagegen allein auf Fernsehen setzt, fährt unseres Erachtens auf einer Einbahnstraße, die irgendwann in der Sackgasse enden wird“, verteilte der Funktionär einen Seitenhieb an die Adresse der Satellitenindustrie.
Braun sprach außerdem von einer erhebliche Wettbewerbsverzerrung. So sei der Satellitenempfang für die Bürger nur vordergründig kostenlos. Tatsächlich würden ARD und ZDF laut aktuellem KEF-Bericht jährlich mehr als 60 Millionen Euro für die Satellitenausstrahlung aufwenden. Kabelnetzbetreiber würden hingegen deutlich weniger oder gar keine Zahlungen für den Programmtransport erhalten, spielte er auf die von den öffentlich-rechtlichen Anbietern geplante Einstellung der Zahlung von Einspeisegebühren ab 2013 an.
Umgekehrt flössen ARD und ZDF aus den Endkundenumsätzen der Kabelnetzbetreiber „erhebliche urheber- und leistungsschutzrechtliche Vergütungen“ zu, so Braun weiter. „Die Programmveranstalter sollten den verschwenderischen Einsatz von Rundfunkgebühren konsequent eindämmen und sich stattdessen fair und angemessen an den Infrastrukturkosten aller konkurrierenden Netzbetreiber beteiligen“, forderte er die Interessen der Kabelbranche ein. [ar]
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