Bis zu 400 MBit/s möchte Tele Columbus künftig bei Internetanschlüssen bieten. Das angekündigte Ausbauprojekt scheint dabei der Versuch zu sein, den Kabelnetzbetreiber vor dem geplanten Börsengang als Technologieführer zu präsentieren. Dabei handelt es sich bislang nur um ein Leuchtturmprojekt.
100, 200 oder doch besser 400 MBit/s? Internetanbieter scheinen sich mit ihren Geschwindigkeitsversprechen dieser Tage gegenseitig zu übertrumpfen. Nachdem 2014 zunächst die Deutsche Telekom Schlagzeilen mit ihrem Vectoring-Ausbau auf 100 Mbit/s machte und gegen Ende des Jahres die Kabelnetzbetreiber Unitymedia Kabel BW und Kabel Deutschland teilweise bis zu 200 MBit/s im Download einführten, kommt die neue Bestmarke nun von Tele Columbus.
Ab dem 1. April 2015 möchte der Kabelnetzbetreiber erstmals Downloadgeschwindigkeiten von bis zu 400 Mbit/s anbieten – ein deutlicher Tempo-Boost, schließlich liegt die bisher vermarktete Höchstgeschwindigkeit in ausgebauten Gebieten bei 150 MBit/s und somit unter dem Spitzenwert von Unitymedia Kabel BW. Verfügbar sein sollen die neuen Spitzenanschlüsse zunächst auch nur für rund 40 000 Haushalte in der Region Potsdam.
Um das Netz aufzurüsten, investiert Tele Columbus dabei in den zusätzlichen Ausbau. Laut Kabelnetzbetreiber werden dazu die Aktivkomponenten in der lokalen Kopfstelle verstärkt und die breitbandige Datenanbindung des Netzes zusätzlich erweitert. Ein genaues Preismodell für die Buchung der 400-MBit/s-Anschlüsse will Tele Columbus noch vorstellen.
Insgesamt scheint es sich beim angekündigten Ausbau jedoch nur um eine Art Leuchtturmprojekt zu handeln. Denn ein konkreter Zeitplan, auch den Rest der Tele-Columbus-Netze auf bis zu 400 MBit/s auszubauen, wurden bislang nicht kommuniziert. Lediglich relativ unkonkrete Planungen, den Ausbau auch in anderen Netzen anzustreben, wurden genannt. Da sich auch andere Kabelnetzbetreiber mit derartigen Ankündigungen noch zurückhalten, dürfte ein netzweiter Ausbau wohl noch einige Zeit auf sich warten lassen.
Tatsächlich macht es den Eindruck, als würde der Kabelnetzbetreiber kurz vor seinem für das erste Halbjahr 2015 geplanten Börsenstart nach einem neuen Thema suchen, nachdem Tele Columbus in den vergangenen Monaten eher Schlagzeilen mit dem Verlust von Wohneinheiten gemacht hatte. Und womit ließe sich als Kabelnetzbetreiber in diesen Tagen besser Werbung machen, als mit neuen Spitzengeschwindigkeiten im Internet? Immerhin könnte sich Tele Columbus mit einem Ortsnetz, in dem Geschwindigkeiten von bis zu 400 MBit/s möglich sind, als schnellster Kabelnetzbetreiber positionieren, auch wenn Konkurrenten in der Fläche weiterhin schneller aufgestellt sind als die Berliner.
Dabei wäre gerade auch der Netzausbau in der Fläche ein wichtiges Thema für Tele Columbus. So kann der Netzbetreiber seine Spitzenprodukte aktuell noch nicht allen angeschlossenen Haushalten anbieten. Noch immer warten viele Kunden darauf, dass auch ihre Netze für schnelles Internet und ein umfangreiches HDTV-Angebot ausgebaut werden. [ps]
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