Erst in der vergangenen Woche hatten ARD und ZDF ihre Pläne offenbart, ab 2017 mit dem Umstieg der terrestrischen TV-Übertragung auf DVB-T2 beginnen zu wollen. DIGITAL FERNSEHEN sprach mit dem Produktionsdirektor des ZDF, Andreas Bereczky, über die technischen und medienpolitischen Vorraussetzungen sowie über die Rolle der Privatsender.
Herr Bereczky, neben der ARD hat auch das ZDF angekündigt, ab 2017 mitder Programmausstrahlung über DVB-T2 beginnen zu wollen. Warum peilt mandafür nicht einen früheren Termin an?
Andreas Bereczky: Für einen möglichst reibungslosen und verbraucherfreundlichen Systemwechsel müssen die technischen Parameterund der geplante Zeitpunkt des Umstiegs frühzeitig kommuniziert werden.Nur so können sich alle Marktteilnehmer, insbesondere Geräteindustrie undZuschauer, rechtzeitig darauf einstellen. Dies ist unbedingterforderlich, da die gesamten DVB-T-Empfangsgeräte mit dem neuenStandard nicht mehr nutzbar sind und von daher ausgetauscht werdenmüssen.
Neben der Umstellung des Übertragungsstandards auf DVB-T2 planenwir nach derzeitigen Überlegungen auch die Umstellung desVideokompressionsstandards auf HEVC (Anm. d. Red.: auch als H.265bezeichnet) Damit erreichen wir einen maximal effizienten undzukunftsfähigen Systemwechsel, müssen dabei aber insbesondere auf dieVerfügbarkeit von entsprechenden Empfangsgeräten Rücksicht nehmen.
Sicherlich sind für einen Start von DVB-T2 zunächst noch zahlreicheAbstimmungen etwa mit den Betreibern der Sendeanlagen, den Herstellernvon Endgeräten für den Empfang, der Politik und mit anderenRundfunkveranstaltern notwendig. Befinden Sie sich hier bereits inGesprächen?
Bereczky: In der Tat bedarf es für einen erfolgreichen Umstiegzahlreicher Abstimmungen. Wir befinden uns diesbezüglich erst am Anfangeines komplexen Prozesses. Mit der jetzigen Ankündigung des angepeiltenUmstiegs ab 2017 haben wir ein erstes wichtiges Signal in den Markt undin Richtung Medien- und Frequenzpolitik gegeben. Alles weitere gilt esin den kommenden Wochen und Monaten anzugehen.
In der Vergangenheit haben ARD und ZDF stets betont, dass sie sich füreine Einführung von DVB-T2 eine Zusammenarbeit mit den privatenProgrammveranstaltern wünschen. Werden Sie die Pläne für den Umstiegnotfalls auch ohne eine Beteiligung der Privatsender forcieren?
Bereczky: Natürlich ist es wünschenswert, dass auch die privatenProgrammveranstalter mit dabei sind. Diese sollten die Chancen einesUmstiegs auf ein zukunfts- und wettbewerbsfähiges DVB-T2-Systemebenfalls nutzen und so auch portabel und mobil ohne „Datenbremse“empfangbar bleiben. Die Entscheidung in unserem Haus ist jedoch nichtzwingend an ein „mitgehen“ der Privaten gebunden.
Gibt es von Ihrer Seite aus schon Einschätzungen oder gar Pläne, wanndie Vorbereitungen auf einen Umstieg wirklich mit konkreten Maßnahmenbeginnen könnten?
Bereczky: Dazu können wir derzeit leider keine konkrete Aussage treffen.Unsere Erfahrungen aus dem Umstieg der analogen auf die digitaleTerrestrik sowie die Abschaltung des analogen Satelliten werden dabeisicher sehr hilfreich sein und eine Orientierung hinsichtlich dernotwendigen Maßnahmen und zeitlichen Vorläufe geben.
Ein großer Stolperstein für einen Umstieg auf DVB-T2 könnte diesogenannte Digitale Dividende II sein. Alle Rundfunkveranstalter warnendavor, das 700-MHz-Frequenzband frühzeitig an die Mobilfunkanbieter zuübergeben und es so für den Rundfunk unbrauchbar zu machen. DieBundesnetzagentur argumentiert hingegen, dass Frequenzband sei gar nichtnotwendig für eine Weiterentwicklung der Terrestrik. Wie wichtig istdenn das 700-MHz-Frequenzband tatsächlich?
Bereczky: Das 700-MHz-Band wird derzeit intensiv durch den Rundfunkgenutzt. Für den angestrebten inselweisen Umstieg auf DVB-T2 benötigtder Rundfunk unbedingt dieses Band. Dem überraschenden Plan derBundesnetzagentur, das für die Rundfunkverbreitung wichtige 700-MHz-Bandbereits 2015 zu versteigern und ab 2017 dem Mobilfunk für eine Nutzungzur Verfügung zu stellen, ist daher eine klare Absage zu erteilen.
Vielen Dank für das Gespräch.[ps]
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