Workshop: Überwachungskameras über DVB-T auf mehreren TVs

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Am DVB-T-Modulator sind das vom HDD-Rekorder kommende HDMI-Kabel, sowie die TV-Antenne und Hausverteilung anzuschließen

Gewöhnlich kann man Überwachungskameras nur über einen Bildschirm ansehen. Mit DVB-T lässt sich der Kreis der TVs vergrößern, über die man das Geschehen außen beobachten kann.

Überwachungskameras

Vermehrt werden Einfamilienhäuser mit Überwachungskameras ausgestattet, um potentielle Langfinger abzuschrecken oder sie zumindest nachträglich identifizieren zu können.

Die HDD-Rekorder von Überwachungskameraanlagen lassen nur den Anschluss eines einzigen Fernsehers über HDMI zu. Was im Grunde auch Sinn macht, weil man über den Rekorder, genau genommen ist er die Steuerzentrale der Anlage, jede Kamera einzeln anwählen und in voller Qualität bildschirmfüllend betrachten kann. Zudem kann man aufgezeichnete Ereignisse kontrollieren. Etwa um festzustellen, ob es nur Nachbars Katze war oder ob sich eine fremde Person für das heimische Anwesen zu interessieren scheint. Von diesen Möglichkeiten wird man aber eher selten Gebrauch machen. Meist wird die Überwachungsanlage zum Beispiel im Vierquadrantenmodus laufen, der einen schnellen Überblick bietet, was vier Kameras gerade einfangen.

Dass man aber immer zum Hauptfernseher latschen muss, wenn man mal schnell einen Blick auf die Kameras zu werfen, ist nicht gerade komfortabel. Hinzu kommt, dass mögliche nächtliche Besucher wahrscheinlich gerade hier nach dem Aufzeichnungsgerät der Außenkameras suchen und auch mitnehmen würden. Womit die Anlage ohne praktischen Nutzen wäre.

Der DVB-T-Modulator ist auf einen freien Kanal zu programmieren, sodass sich die Kameras und reguläre TV-Sender nicht in die Quere kommen

Mehrere TVs anspeisen

Diese und weitere Überlegungen haben uns bewogen, den HDD-Rekorder vom Erdgeschoß auszusiedeln und ihn stattdessen an einen Ort unterzubringen, wo es zwar auch einen Fernseher gibt, aber von dem es auch nicht weit zur terrestrischen Antennenverteilanlage am Dachboden ist.

Denn unser Ziel ist es, die Überwachungskameras an allen Fernsehern im Haushalt zugänglich zu machen. Dazu bietet sich ein DVB-T-Modulator an. An dessen HDMI-Eingang wird der HDD-Rekorder der Überwachungsanlage angeschlossen. Weiter wird der Modulator in die bestehende Antennen-Verteilanlage geschliffen. Dazu ist an seinem Antenneneingang zum Beispiel die Dachantenne anzuschließen, über die die vor Ort verfügbaren DVB-T2-Multiplexe empfangen werden. An der Ausgangsbuchse ist die Verteilanlage anzuschließen, über die alle im Haushalt angeschlossenen TVs DVB-T2 erhalten.

Dazu braucht es allerdings einen etwas größeren DVB-T-Modulator, der neben einem Antennenausgang auch einen -eingang besitzt. Der kann sogar preiswerter als einer der kleineren Modelle sein. Für ein benötigtes Modell muss man ab rund 105 Euro rechnen.

Unsere am HDD-Rekorder angeschlossene HDMI-Leitung führt nicht zum nächstgelegenen Fernseher, sondern zu einem DVB-T-Modulator

DVB-T-Modulator

Aus dem per HDMI zugespielten Signal generiert der DVB-T-Modulator einen, aus einem Programm bestehenden Multiplex. Dazu nutzten die uns bekannten Modelle DVB-T mit dem Komprimierungsstandard MPEG-4. Auf diese Weise kann das Videosignal des HDD-Rekorders der Überwachungsanlage  in voller HD-Auflösung mit 1920 x 1080 Pixel übertragen werden. Wobei gleich hier festgehalten werden kann, dass die vom DVB-T-Modulator ausgegebene Bildqualität so gut wie vollständig der des HDMI-Ausgangs des HDD-Rekorders entspricht. Zumindest wir konnten keine Unterschiede ausmachen. Um eine perfekte Bildqualität zu gewährleisten, arbeiten HDMI-DVB-T-Modulatoren mit einer weitgehend starren Datenrate. Sie liegt bei rund 18 MBit/s und liegt weit über dem, was uns reguläre TV-Programme über DVB-T je angeboten haben.

HDMI-Modulatoren erlauben das freie programmieren sämtlicher DVB-T-Übertragungsparameter, wie der Ausgabefrequenz, Modulationsart und Fehlerkorrektur. Zunächst ist ein vor Ort freier, nicht von regulären TV-Anbietern genutzte, UHF-Kanal zu ermitteln. Dieser ist am Modulator zu programmieren. Wobei der tiefsten freien Frequenz der Vorzug zu geben ist. Denn je tiefer die Frequenz, umso weniger macht sich die Kabeldämpfung bemerkbar, die vor allem bei langen oder alten Antennenkabeln unangenehm auffallen kann.

Alternativ bieten diverse DVB-T-Modulatoren auch eine Ausgabe im VHF -Band-3 von Kanal 5 bis 12 an. Da hier mit deutlich geringeren Frequenzen als im UHF-Fernsehband gearbeitet wird, würde hier eine besonders geringe Dämpfung auftreten. Womit sich problemlos auch große Längen überbrücken lassen würden. Doch längst nicht jeder DVB-T/T2-Tuner, egal ob in unseren Fernsehern eingebaut oder als separate Box, deckt den VHF-Bereich ab. Also kein Empfang des eigenen Überwachungskamera-Multiplexes. Weiter wird das VHF-Band 3 insbesondere in Deutschland recht intensiv für DAB+ Digitalradio genutzt. Womit man hier ohnehin kaum noch einen freien Kanal finden würde.

Das DVB-T-Signal der Überwachungsanlage, hier benannt als KV-1, findet sich mitten in der TV-Kanalliste und ist wie ein normaler TV-Sender anzusehen

Überwachungskameras überall

Nach einem erneuten Sendersuchlauf an allen an der Heimverteilung angeschlossenen Empfangsgeräten wird nun zu den üblichen ortsüblichen DVB-T2-Fernsehprogrammen ein weiterer „Sender“ gelistet. Es ist der Kanal, auf dem die Kameras der Überwachungsanlage zu sehen sind. Dieser „neue Sender“ lässt sich in der Kanalliste, genauso, wie alle anderen Programme verschieben, sodass man ihn an einem leicht wieder auffindbaren Platz ablegen kann.

Über DVB-T ist auf allen Fernsehern das vom HDD-Rekorder ausgegebene Bild zu sehen. Wobei am Rekorder einzustellen ist, welches Bild in der Hausanlage verteilt werden soll. Das kann zum Beispiel eine bestimmte Kamera im Vollbildmodus sein oder etwa ein Vierquadrant, um sich einen schnellen Überblick über vier angeschlossene Kameras zu verschaffen.

Dank Full-HD bietet der Vierquadrant noch bei allen vier Kameras ein gut erkennbares, detailreiches Bild. Wird eine Überwachungsanlage mit mehr Kameras betrieben, können, je nach HDD-Rekorder, über den Übersichtsbildschirm alternativ auch neun Kamerabilder live gezeigt werden. Da hier die Bilder nur noch mit einem Neuntel ihrer ursprünglichen Auflösung gezeigt werden, gehen in ihnen viele Details verloren. Am Ende kommt es darauf an, eine Bildausgabe zu wählen, die einerseits das Sicherheitsbedürfnis bestmöglich erfüllt und an allen Fernsehern auch eine noch gute Erkennbarkeit aller übertragenen Kamera-Livebilder gewährleistet.

Zeitverzögerung

Zur Erstellung eines DVB-T-Multiplexes aus dem zugespielten HDMI-Signal benötigt der Modulator etwas Zeit. Womit das über DVB-T ausgegebene Bild der Überwachungskameras etwa um 1,5 bis 2 Sekunden der Realität nachhinkt.

Diese Zeitverzögerung kommt auch zum Tragen, wenn man etwa am Rekorder und gleichzeitig auch Steuergerät, beliebige Einstellungen vornehmen möchte. Möchte man etwa eine Schaltfläche mit der Maus anklicken, wird diese Aktion erst mit etwas Verzögerung am Bildschirm sichtbar. Was zugegeben durchaus nerven kann. Während solcher, wohl meist nur selten auftretenden Fällen empfehlen wir zusätzlich eine HDMI-Leitung zum vorhandenen Fernseher zu verlegen und diese bei Bedarf an der Überwachungsanlage anzuschließen.

Fazit

Die Verbreitung der Bilder der Überwachungskameras über die Hausantennenanlage bedeutet auf den ersten Blick zwar eine Einschränkung beim Bedienungsumfang. Tatsächlich wird dieser kaum eingeschränkt. Dazu gewinnt man aber, dass die Kameras nun über alle angeschlossenen Fernseher zugänglich sind. Womit man auch mal schnell einen Blick im Hobbyraum, der Küche oder etwa dem Wohnzimmer ins Freie werfen kann. Auf diese Weise lässt sich auch schneller eruieren, wer gerade sein Unwesen rund ums Haus, dem Hof oder dem Garten treibt.

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