Das Projekt Viseo Plus wird Ende 2014 zu Ende gehen. In den Großräumen Halle/Leipzig und Stuttgart beendet die Mediengruppe RTL dann ihre DVB-T-Ausstrahlung, die jedoch aufgrund der proprietären Viseo-Plus-Plattform ohnehin kaum ein Zuschauer nutzen wollte oder konnte.
Zuerst die gute Nachricht: RTL wird seine Ausstrahlung via DVB-T entgegen früherer Planungen auch über 2014 hinaus fortsetzen. Nun die schlechte Nachricht: In den Großräumen Halle/Leipzig und Stuttgart ist Ende des Jahres trotzdem Schluss. Die dort für die DVB-T-Ausstrahlung der Mediengruppe RTL genutzte Plattform Viseo Plus wird eingestellt.
Viseo Plus, das war 2009 der Versuch von RTL und Eutelsat Deutschland, eine eigene DVB-T-Plattform zu etablieren. Diese sollte an Stelle der sonst für DVB-T üblichen Videocodierung in MPEG2 das effizientere MPEG4-Verfahren nutzen, wodurch mehr Sender über einen einzigen Multiplex ausgestrahlt werden konnten. Erstmals ergänzte der Anbieter dabei sein übliches DVB-T-Angebot um die Pay-TV-Sender RTL Crime und RTL Passion.
Eigentlich ein technischer Fortschritt, der jedoch auch eine neue Empfangshardware benötigte – und hier fingen die Probleme bereits an. Denn es genügte offenbar nicht, in MPEG4 auszustrahlen und nur die Pay-TV-Sender zu verschlüsseln. Statt dessen wurde die gesamte Plattform mit einer Grundverschlüsselung versehen, die sich nur mit bestimmten Receivern decodieren ließ. Zwei Geräte von Topfield und Zenega wurden dabei angeboten, die jedoch schnell wieder aus dem Handel verschwunden waren und wegen der offenbar geringen Nachfrage nicht nachproduziert wurden. Die Folge: Bereits 2011 war die Empfangshardware weitgehend aus dem Handel verschwunden und auch Viseo Plus verschwand nahezu vollständig aus der öffentlichen Wahrnehmung.
Obwohl dabei zumindest die Free-TV-Sender RTL, RTL2, Vox und Super RTL kostenlos empfangbar sind, während für RTL Crime und RTL Passion nach dem ersten Jahr eine monatliche Gebühr von 2,99 Euro verlangt wird, sorgte die Grundverschlüsselung für eine unnötig hohe Einstiegshürde, welche die Zuschauer letztlich von der Plattform fernhielt.
Für RTL war es der Versuch, für die DVB-T-Verbreitung ein neues Geschäftsmodell zu erschließen, mit dem sich die im Gegensatz zu anderen Verbreitungswegen hohen Verbreitungskosten refinanzieren ließen. Gleichzeitig versuchte man offensichtlich, über die Grundverschlüsselung einseitig einen Signalschutz durchzusetzen, der über Satellit am Wiederstand der Kartellbehörden gescheitert war. Was hier den eigenen Interessen diente, ging jedoch offensichtlich an den Wünschen der Zuschauer vorbei.
Interessant ist jedoch, dass die verschlüsselte Ausstrahlung über Antenne nun wohl dennoch großflächig eingeführt wird – 2016 mit der Einführung des neuen Übertragungsstandards DVB-T2. Dieser soll die kostengünstige Übertragung von HD-Programmen ermöglichen und die gibt es bekanntlich bei den meisten Privatsendern auch auf anderen Verbreitungswegen nur verschlüsselt. Trotz des wenig rühmlichen Experiments mit Viseo Plus dürfte RTL und anderen Veranstaltern hier das Projekt HD Plus Mut machen, bei dem ein ähnliches Konzept seit 2009 über Satellit erfolgreich verfolgt wird – mit breitem Support der Hardware-Hersteller. [ps]
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