Zur Zukunft von DVB-T haben sich in den vergangenen Wochen nahezu alle großen Sender in Deutschland geäußert. Die Privatsender sehen die DVB-T-Verbreitung weiter mit gemischten Gefühlen. DIGITALFERNSEHEN.de sprach mit ProSiebenSat.1-Sprecherin Susanne Lang über die Zukunft von DVB-T und über mögliche neue Geschäftsmodelle.
Frau Lang, wie steht ProSiebenSat.1 zur Verbreitung seiner Programme über den Standard DVB-T über den derzeit vertraglich vereinbarten Zeitraum hinaus? Werden Sie die Verbreitung Ihrer Programme über DVB-T2 über 2014 hinaus ebenfalls wie RTL auf den Prüfstand stellen?
Susanne Lang: Unsere Verträge für DVB-T laufen noch bis Ende 2014. Damit ist erst einmal sicher, dass wir unser Signal auch in den kommenden zwei Jahren terrestrisch ausstrahlen werden. Grundsätzlich sind wir auch für jeden technologischen Fortschritt offen, der unseren Zuschauern einen echten Mehrwert bietet. Beim Thema DVB-T2 können wir im Moment allerdings noch keine genaue Prognose abgeben, wann das Thema tatsächlich marktrelevant wird. Das hängt von verschiedenen Faktoren ab.
Der neue Übertragungsstandard DVB-T2 verspricht auch die HD-Ausstrahlung von TV-Programmen. Glauben Sie, dass das terrestrische Fernsehen grundsätzlich an Attraktivität gewinnen wird, wenn es in diesem Punkt zu Satellit und Kabel aufschließen kann?
Lang: Letztendlich erwartet jeder Zuschauer von seinem neuen, großen TV-Flachbildschirm im Wohnzimmer ein hervorragendes TV-Bild. Die HD-Ausstrahlung kann dies leisten. Soll also die Terrestrik weiter den großen Bildschirm im Wohnzimmer versorgen können, so kann ein DVB-T der Zukunft hochauflösendes Fernsehen nicht ignorieren. Der neue Standard DVB-T2 gekoppelt mit einer effektiven Kompressionstechnik erhöht die mögliche Übertragungskapazität über die vorhandenen knappen Frequenzressourcen und ermöglicht somit auch die Übertragung eines attraktiven Angebots von HDTV Programmen. Mit der zusätzlichen Einbindung von hybriden Angeboten könnte die Terrestrik damit sicherlich an Attraktivität zulegen.
Ist eine Verschlüsselung etwa von hochauflösenden Programmen über DVB-T2 Ihrer Meinung nach eine Möglichkeit, die terrestrische Ausstrahlung für die Privatveranstalter profitabler zu gestalten? Ein ähnliches Modell hat in Form von HD Plus beim Satellitenfernsehen großen Erfolg.
Lang: Die Terrestrik muss sich weiterentwickeln, der technologische Grundstein ist mit dem Standard DVB-T2 gelegt. Doch auch wenn die Technologie effektiver geworden ist, so ändert dies nichts daran, dass die terrestrische Ausstrahlung für einen privaten Programmveranstalter refinanzierbar bleiben muss. Modelle, wie sie im Kabel oder Satellit eingeführt wurden, sind dabei eine Möglichkeit – ins besonders bei einer HDTV–Ausstrahlung werden ähnliche Kriterien notwendig werden. Doch auch weitere Geschäftsmodelle, die in Summe die Kosten für die Terrestrik reduzieren, müssen möglich sein.
Der ebenfalls kürzlich vorgestellte Video-Kommpressionsstandard HEVC könnte die Datenraten für die HD-Ausstrahlung von TV-Programmen deutlich verringern. Wäre eine zeitgleiche Einführung von DVB-T2 und HEVC Ihrer Meinung nach eine geeignete Maßnahme um die Verbreitungskosten der Programme für die Veranstalter langfristig zu senken?
Lang: HEVC hat gezeigt, dass eine weitere Verringerung der Datenrate im Vergleich zu dem nun etablierten Kompressionsstandard H.264/MPEG4 möglich ist. Folglich könnten damit Verbreitungskosten verringert werden. Eine Verwendung dieser Technik wäre bei Einführung von DVB-T2 sicherlich wünschenswert, jedoch befindet sich HEVC noch in den Kinderschuhen, so dass auch in absehbarer Dauer Endgeräte noch teuer sein werden. Die Einführung von DVB-T2 könnte je nach Einführungsszenario durch die zeitgleiche Verwendung von HEVC sogar behindert werden.
Vielen Dank für das Gespräch.[ps]
Bildquelle:
- Empfang_DVB-T_Artikelbild: © JuergenL - Fotolia.com