
Leipzig – Die privaten Fernsehanbieter in Deutschland geben dem Digitalfernsehen DVB-T unterschiedliche Zukunftschancen.
Während die RTL-Gruppe noch in diesem Jahr mit der Ausstrahlung von sechs Programmen in der Region Halle/Leipzig und weiten Teilen Sachsen-Anhalts beginnen will, hält sich die Pro-Sieben-Sat-1-Gruppe zurück.
Auf dem Medientreffpunkt Mitteldeutschland in Leipzig stellte Andre Prahl von der RTL-Mediengruppe die Pläne seiner Senderfamilie für die Region Mitteldeutschland vor. So soll im dritten Quartal mit der Ausstrahlung von sechs Programmen über das terrestrische Digitalfernsehen begonnen werden. Vier Programme sollen kostenfrei empfangbar sein und zwei weitere nach einer sechsmonatigen Testphase als Bezahlsender ausgestrahlt werden.
Laut Prahl werde für den Empfang aller Sender jedoch eine neue Empfangsbox nötig, da die Programme verschlüsselt übertragen würden. Zuschauer, die schon jetzt über DVB-T fernsehen, könnten die Sender der RTL-Gruppe nicht empfangen. Die RTL-Mediengruppe plant, RTL, RTL 2, Super RTL und Vox frei empfangbar zu verbreiten. Die Sender RTL Crime und RTL Passion sollen kostenpflichtig ausgestrahlt werden (DIGITAL FERNSEHEN berichtete).
Heiko Zysk, Pro Sieben Sat 1, glaubt nicht an den kommerziellen Erfolg der RTL-Pläne. Sein Haus habe von solchen Gedanken Abstand genommen. Es gebe zu viele technische Probleme, wie geringe Reichweite und entsprechend wenig Nutzer, zu hohe Kosten und ein Standard-Wirrwar beim DVB-T. Das stärkste Argument, so Zysk, sei aber die Schwierigkeit, die genaue Zahl der Nutzer zu ermitteln. Und das sei schließlich für die Werbeindustrie das Hauptargument.
Das größte Hindernis für eine flächendeckende Verbreitung von DVB-T sieht Gerhard Schaas vom Gerätehersteller Loewe in den vielen unterschiedlichen Standards. Angefangen von Verschlüsselung der Signale bis zu ihrer Verbreitung. Schaas sagte. „Ich wünsche der RTL-Gruppe viel Erfolg mit ihrem Vorhaben, glaube aber ehrlich gesagt nicht daran“.
Martin Heine, der Chef der Landesmedienanstalt Sachsen-Anhalt (MSA) zeigte sich über das Engagement der RTL-Gruppe erfreut. Er hoffe darauf, dass sich nach RTL auch andere private Anbieter dem DVB-T öffnen und es so noch attraktiver machen. Dass RTL der einzige Bieter für die Ausschreibung der MSA gewesen war, erklärte Heine mit den nicht zu unterschätzenden finanziellen Risiken eines solchen Schrittes.
In der Region Halle/Leipzig werden seit 2005 die Programme von ARD und ZDF über DVB-T ausgestrahlt. [cg]
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