Medientreffpunkt: Wettlauf um Rundfunkfrequenzen voll entbrannt

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Bild: © JuergenL - Fotolia.com
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Der Wettbewerb in den Medienmärkten, beim Konsumenten und um die knappen Frequenzressourcen wird weltweit geführt. Die Diskussion über die zukünfige Nutzung des Frequenzspektrums ist in vollem Gange. „Dynamic Broadcasting“ könnte dabei eine Lösung für ein kooperatives Zusammenspiel der Verbreitungswege sein.

Unter dem Motto „Hybride Netze – Wettbewerb um die Frequenzen“ wurde auf dem Medientreffpunkt Mitteldeutschland in Leipzig auf zwei Veranstaltungen über die zukünftige Nutzung der knappen Frequenzen diskutiert. Zu Wort kamen Experten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Im ersten Teil der Veranstaltung gaben drei Impulsreferate eine Einführung in die Thematik. 
 
Den Anfang machte Gary Arlen (Arlen Communications LLC). Er erläuterte das aktuelle  Zusammenspiel von Rundfunkveranstaltern, Mobilfunkern und Internetplayern in den USA und verglich diese mit der in Deutschland. Zudem warf Arlen einen Blick in die Zukunft. Durch die exponentiell steigende Nutzung mobiler Endgeräte (Smartphones, Tablets) würden sich erhebliche Potenziale insbesondere für die Werbeindustrie im Online-Bereich ergeben. 

Aus diesem Grund sind auch schon jetzt viele Sender daran interessiert, ihr Spektrum für mobiles TV zu nutzen, um auch von den Einnamen aus der Internetwerbung zu profitieren. Welchen finanziellen Ertrag die Versteigerung der Frequenzen bringen werde, sei allerdings noch nicht abzusehen. Darüber hinaus müsse noch entschieden werden, von wem und wie die Frequenzen in Zukunft genutzt werden können.
 
Auf Arlens Vortrag folgte ein Referat von Simon Forge (SCF Associates Ltd), der sich unter der Unterschrift „Sharing Spectrum“ die Frage stellte, wie man am besten Frequenzen gemeinsam nutzen kann.  Er prophezeite, dass es in Zukunft nur noch das Internet als einzigen Übertragungskanal geben wird, der für alle völlig kabellos zur Verfügung steht. Daneben sprach er auch immer wieder von der Forderung nach lizenzfreien Frequenzen, die jeder nutzen kann. In diesem neuen System ist demnach fast alles erlaubt sein, was wiederum zur Folge hat, dass sich auch für die Politik neue Aufgaben ergeben. So sollen sie künftig nicht nur kontrollieren, sondern auch zwischen Rundfunk- und Internetanbieter koodinieren. 
 
Schließlich stellte Piotr Palka (TU Braunschweig)  mit dem Modell „Dynamic Broadcast“ eine neue Technologie zur effizienteren Nutzung des Frequenzspektrums vor. Aufgrund der nur begrenzten Frequenzressourcen müsse es zu einer Neuverteilung der Frequenzbänder kommen. Durch eine Dynamisierung des Rundfunks könnten diese Ressourcen frei werden und im Gegenzug neu genutzt werden. 
 
Beispielsweise könnten zeitweise nicht genutzte Ressourcen Betreibern drahtloser Breitbandnetze zur Verfügung gestellt werden. So enstünde eine Partnerschaft zwischen Rundfunkbetreiber und Internetdienstanbieter. Zudem könnten Inhalte in einer Vorabübertragung verschlüsselt auf einem Speichermedium abgelegt werden und Mehrfachübertragungen vermieden werden, ohne dass dabei der Endnutzer seine Mediennutzung umstellen muss. 
 
In einer anschießenden Podiumsdiskussion schilderten zunächst Bernd Kraus (Media Broadcast) und Karl-Heinz Laudan (Deutsche Telekom) ihre Sicht auf den Wettbewerb um die Frequenzen. Kraus äußerte sich zunächst kritisch zur 2. Digitalen Dividende. Auch nach einer Neuaufteilung werde das Frequenzspektrum früher oder später an seine Kapazitätsgrenzen stoßen. Als endgültige Konsequenz würde die 2. Digitale Dividende den terrestrischen Übertragungsweg in Frage stellen, da man mit einem Verlust von über 30 Prozent an DVB-T rechnen müsse. 
 
Im Anschluss betonte Laudan die Erfolgsfaktoren des neuen Mobilfunkstandards LTE. Die steigenden Anforderungen an Datenübertragungsvolumen könnten, so Laudan, durch das Zusammenspiel von höherer Performance, dem Ausbau der Basisstationen, durch die Nutzung anderer Übertragungswege sowie durch eine Erweiterung des Spektrums erreicht werden. 
 
Iris Henseler-Unger von der Bundesnetzagentur bezeichnete den bisherigen Netzausbau in Deutschland als Erfolg. Der flächendeckende Ausbau von LTE sei derzeit nur durch den Ausbau des Frequenzspektrums möglich. Außerdem sprach sie sich  für ein kooperatives Modell aus, in dem die Bundesnetzagentur die „Rolle des Mediators“ übernehmen könne. 
 
Dagegen forderte Tobias Schmid (RTL Group), dass sich die drei politischen Ebenen (Länder-, Bundes- und Europaebene) erst einmal darauf einigen sollten, was sie wollen. Erst dann könne man über Lösungswege sprechen. Mögliche finanzielle Belastungen dürften dabei aber nicht erneut zu Lasten der terrestrischen Sender gehen. Im Hinblick auf den europäischen Binnenmarkt betonte Andreas Geiss (EU-Kommission), dass die EU weniger in Vergabeverfahren, sondern vor allem in der technischen Koordination aktiv sei, wodurch die Fragmentierung der europäischen Netze vermieden werden soll. [hol]

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