Leipzig – Die Medienanstalten von Sachsen-Anhalt und Sachsen verkündeten heute den Zuschlag für das DVB-T-Angebot der RTL-Gruppe in Mitteldeutschland.
Die RTL-Gruppe will die DVB-T-Verbreitung in Mitteldeutschland mit sechs ihrer Programme bereichern. Das klingt gut und findet bei oberflächlicher Betrachtung viel Beifall beim Publikum, denn die Nachfragen, warum denn die privaten Sender im DVB-T-Angebot in Mitteldeutschland fehlen, häufen sich.
Das Modell, mit dem RTL – sekundiert von Eutelsat – in Stuttgart und Halle/Leipzig starten will, ist es wirklich geeignet, TV-Zuschauer in Massen zu locken? Wohl kaum.
RTL startet mit zwei – nun, nennen wir sie „Killer-Applikationen“. Zum ersten setzt RTL auf die MPEG-4-Kompression, anstelle der vom Markt genutzten MPEG-2-Kompression. Die besitzt den Charme, dass sich mehr Programme pro Multiplex verbreiten lassen, da die pro Programm benötigte Bandbreite sinkt. Der Pferdefuß daran: TV-Interessierte benötigen einen gänzlich neuen Receiver, einen, der mit eben diesem Kompressionsstandard MPEG-4 etwas anfangen kann.
Zum zweiten verschlüsseln RTL und Eutelsat das Programmangebot gundhaft. Grundverschlüsselung? Da war doch mal was…. Ja, Entavio hieß das Projekt. Es scheiterte am vehementen Widerstand des Endkunden. Nun also DVB-T und nicht Satellit. Aber, warum sollte es diesmal anders sein?
Denn auch diesmal geht ohne Smartcard nichts. Auch die Grundverschlüsselung bedingt einen neuen Receiver. Für den soll der geneigte Kunde maximal 100 Euro ausgeben müssen. Für die beiden Pay-TV-Programme RTL Passion und RTL Crime werden – nach einer Schnupperphase von einem Jahr – monatliche Gebühren, wie bei jedem gewöhnlichen Pay-TV, fällig.
Wo aber liegt der Mehrwert für den Endkunden, der vielleicht erst vor kurzem ein neues DVB-T- (MPEG-2)-Gerät erworben hat? Die RTL-Aussage dazu war so klar wie auch mutig: Die sechs Programme, die der TV-Zuseher zusätzlich konsumieren kann, sind der Mehrwert. Ob das reichen wird, damit der Endkunde sein (altes DVB-T-Gerät) in die Rumpelkammer packt und sich ein neues RTL-Eutelsat-Gerät zulegt? Zweifel sind angebracht.
Ich hätte RTL einen konsequenteren Weg empfohlen. Ein DVB-T-Angebot mit sechs hochauflösenden Sendern, also sechs HDTV-Programme via DVB-T. Das wäre ein Paukenschlag in der HDTV-Wüste Deutschland und ein mit den Augen erlebbarer Mehrwert.
Auf jeden Fall ein Angebot, das wohl deutlich mehr Kunden zur Nutzung des RTL-Eutelsat-Angebotes verführt hätte, als es das jetzt vorliegende jemals verführen wird.
Uwe Gajowski[mg]
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