Das für digitale Übertragungsstandards verantwortliche Normierungsgremium DVB Project will von einem harten Umstieg auf DVB-T2 in Deutschland angeblich nichts wissen.
DVB-Gremienvorstand David Wood verwies auf einer Pressekonferenz anlässlich der Branchenmesse IBC in Amsterdam auf sichtbare Erfolge bei der europaweiten Einführung von DVB-T2. Nach der offiziellen Einführung von Freeview HD in Großbritannen bringe bereits ein Drittel aller auf der Insel verkauften terrestrischen Digital-Receiver HD-Tauglichkeit mit. Die Verkaufspreise seien auf ein Niveau von deutlich unter 100 Euro gefallen. Auch in Italien und Finnland mache DVB-T2 gute Fortschritte, zitierte der Branchendienst „Broadband TV News“ (Samstag) den Digitalspezialisten. Bis 2011 würden 60 Prozent der Finnen die neuen Dienste nutzen können. Auch in Schweden falle der Startschuss Anfang 2011. Feldversuche liefen ferner in Österreich, Dänemark, Tschechien und Deutschland.
Bezüglich eines harten Umstiegs auf DVB-T2 in Deutschland im Jahr 2014 (DIGITAL FERNSEHEN berichtete) sprach Wood trotz anderslautender Rückmeldung aus der ranche von „Fehlinterpretationen“. Offiziell sei noch keine verbindliche Entscheidung gefallen. Neben einer Simulcast-Phase, in der parallel auch Übertragungen im älteren DVB-T-Standard auf Sendung blieben, sei auch denkbar, dass ARD und ZDF das existierende DVB-T-Angebot aufrecht erhielten und lediglich um zusätzliche HD-Angebote in DVB-T2 ergänzten. Für letztere wären dann allerdings neue Endgeräte notwendig, weil bestehende DVB-T-Receiver zum erweiterten Standard nicht kompatibel sind.
Eine besondere Herausforderung in Deutschland ist laut Wood der mobile Empfang. Es gebe landesweit rund zwei Millionen DVB-T-taugliche Empfänger in PKWs und anderen Fahrzeugen. Hier sei DVB-T2 eine interessante Option, weil die Stabilität der Übertragungen gegenüber DVB-T deutlich erhöht sei.
Wood kündigte ferner an, die technische Abteilung des 3DTV-Panels im DVB Project arbeite intensiv an der Schaffung von Rahmenbedingungen für eine marktgerechte Standardisierung von DVB-3DTV. Bis Weihnachten sollte hier eine Einigung erzielt sein. Man setze darauf, dass auch Hersteller und Programmanbieter Interesse an einheitlichen und verbindlichen Vorgaben hätten, um Verunsicherungen beim Verbraucher zu vermeiden. [ar]
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