Digitale Dividende II: Bleibt DVB-T auf der Strecke?

13
47
Bild: © JuergenL - Fotolia.com
Bild: © JuergenL - Fotolia.com

In der Debatte um die Digitale Dividende II kollidieren die Interessen von Rundfunk und Mobilfunk. Auch wenn nahezu alle Beteiligten auf die Wichtigkeit des terrestrischen Rundfunks hinweisen, sieht es so aus, als dürfte der Mobilfunk hier mittelfristig die besseren Karten haben.

Am Donnerstag hat die Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LfK) die Ergebnisse eines Workshops vorgestellt, der sich mit der Entwicklung des Mobilfunks und der sogenannten Digitalen Dividende II befasst hat. Demnach ist klar, was längst offensichtlich ist: Immer mehr Bewegtbildinhalte werden über mobile Endgeräte wie Smartphones konsumiert. Zudem bestehen gerade im ländlichen Bereich erhebliche Defizite bei der Breitbandabdeckung. Laut Klaus Ritgen vom Deutschen Landkreistag könnte der Mobilfunkstandard LTE hier in Zukunft eine wichtige Rolle bei der Internetversorgung spielen, da Festnetzleitungen oft schlicht fehlen.

Dem Widerspricht allerdings Walter Berner, Leiter der LfK. Seiner Meinung nach könnte auch ein leistungsfähiges Mobilfunknetz wie LTE den Glasfaserausbau nicht ersetzen. So seinen die Funkzellen laut Modellversuchen zu groß und es würden sich zu viele Nutzer darin befinden. Höhere Bandbreiten seien damit im Einzelfall kaum zu realisieren. Die Stärke von LTE sieht Berner daher viel mehr im mobilen Bereich, während die Satellitenbetreiber die letzten Lücken in der ländlichen Breitbandversorgung schließen müssten.
 
Grundtenor des Workshops schien zu sein, dass der Datenverkehr über das mobile Internet in den kommenden Jahren stark anwachsen werde und eine Ausweitung des Frequenzbereiches deshalb kaum abwendbar sei. Als Zeitpunkt für eine Ausweitung des Frequenzspektrums für den Mobilfunk auf das 700-MHz-Frequenzband sei dabei das Jahr 2020 geeignet, da unter anderem bis 2018 die Verträge für die DVB-T-Verbreitung der Fernsehsender laufen würden. Heiko Zysk, Vice President Governmental Relations bei ProSiebenSat.1, sagte dazu, dass das Fernsehen auch ein Kulturgut sei und obendrein durch die Rundfunkfreiheit geschützt werde.
 
Zumindest längerfristig scheint damit kaum Jemand an eine Abwendbarkeit der Digitalen Dividende II zu glauben. Die endgültige Entscheidung diese durchzuführen – so viel wird aus dem Workshop klar – dürfte dabei letztlich keineswegs eine Entscheidnung gegen den terrestrischen Rundfunk werden, dessen Wichtigkeit kaum jemand abstreitet. Viel stärker dürften hier aber die Bedürfnisse der Mobilfunkanbieter wiegen. [ps]

Bildquelle:

  • Empfang_DVB-T_Artikelbild: © JuergenL - Fotolia.com
13 Kommentare im Forum
  1. Anders ausgedrückt: Wer keine vergleichbare Lobby hat dessen Bedürfnisse zählen nicht. Kurzsichtiges Geldschnitzen hat Vorrang. Das eigentlich Fatale ist aber, dass dabei der eigentliche Netzausbau auf der Strecke bleibt. Man drückt sich um die Glasfaser wo man nur kann.
  2. AW: Digitale Dividende II: Bleibt DVB-T auf der Strecke? Es hat mich damals schon tierisch aufgeregt, dass ich mein voll funktionsfähiges CT1+ Schnurlostelefon in die Tonne werfen konnte, weil die Frequenzen damals auch anderweitig vergeben wurden. Einmal vergebene Frequenzen sollten erhalten bleiben.
  3. AW: Digitale Dividende II: Bleibt DVB-T auf der Strecke? Die alten Telefone waren nicht abhörsicher. Deine Telefongespräche konnten von jedermann mit einem einfachen Funk-Handscanner mitgehört werden. Nette Vorstellung dass fremde Leute mitlauschen, oder? Wie soll dann technischer Fortschritt und eine Weiterentwicklung von Diensten möglich sein? Bei der kommerziellen Nutzung von Frequenzen wird die Nutzungsdauer von diesen immer auf ein best. Datum + Jahr hin begrenzt. Der technische Fortschritt wird in einigen Jahren auch ISDN-Geräte, DECT-Telefone u. wahrscheinlich auch reine GSM-Mobiltelefone zu Elektroschrott werden lassen.
Alle Kommentare 13 im Forum anzeigen

Kommentieren Sie den Artikel im Forum