Nach jahrelangem zähen Ringen hat sich Brasilien nicht für den europäischen DVB-T-Standard (Digital Video Broadcasting-Terrestrial), sondern den konkurrierenden japanischen ISDB-T-Standard entschieden.
Der brasilianische Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva unterzeichnete am Wochenende ein entsprechendes Dekret.
Nach dem Plan der Regierung soll die Digitalisierung der terrestrischen Fernsehübertragung zunächst in der Bundeshauptstadt Brasilia sowie den Haupstädten der wichtigsten Bundesstaaten beginnen. Innerhalb von sieben Jahren soll ISDB-T im gesamten Land funktionieren, die analoge Versorgung jedoch bis 2016 parallel aufrecht erhalten werden. Das ISDB-T-basierte Programmangebot wird auch vier staatliche Sender umfassen.
Die Beweggründe der Brasilianer, sich für das bis dato nur in Japan eingesetzte System zu entscheiden, sind hauptsächlich kommerzieller Natur. Nach Aussage des Telekommunikationsministeriums in Brasilia soll ISDB-T von einheimischen Wissenschaftlern in Eigenregie weiterentwickelt werden. Ein entsprechender Experten-Pool wurde an der Universität des südlichsten Bundesstaates Rio Grande do Sul gegründet.
Die Entscheidung pro ISDB-T ist nicht unumstritten. Kritische Stimme geben zu bedenken, dass DVB-T international weiter verbreitet sei und DVB-T-Empfänger weniger kosteten als ISDB-T-Receiver. Die Regierung hatte erklärt, der Durchschnittspreis pro Set-Top-Box solle bei 100 Reais (zirka 36 Euro) liegen. Der Preis dürfte nach der Meinung von brasilianischen Experten jedoch viel höher liegen. So würden vor allem ärmere Bevölkerungsschichten vom technischen Fortschritt ausschließen, da eine Subventionierung durch staatliche Stellen ausgeschlossen worden sei.
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