Bei der Bundesnetzagentur plant man unabhängig von den Plänen der Sender für einen Umstieg auf DVB-T2 die Vergabe des 700-MHz-Frequenzbandes an die Mobilfunkbetreiber. Aus Sicht von Bundesnetzagentur-Vizepräsidentin Iris Henseler-Unger würde der terrestrische Rundfunk dadurch keineswegs in seinen Entwicklungsmöglichkeiten beschränkt.
Im Juni hatte die Bundesnetzagentur (BNetzA) einen Entwurf vorgelegt, der eine Freigabe des derzeit für den Rundfunk vorgesehenen 700-MHz-Frequenzbandes für den Mobilfunk ab 2015 vorsieht. Rundfunkveranstalter, Medienanstalten und Politik hatten der Netzaufsichtsbehörde daraufhin vorgeworfen, dem terrestrischen Rundfunk durch eine solche Maßnahme die Entwicklungsmöglichkeiten zu nehmen. Vorwürfe, welche die Vizepräsidentin der Bundesnetzagentur, Iris Henseler-Unger, nicht nachvollziehen kann, wie sie in einem aktuellen Interview mit dem Magazin „Promedia“ verriet.
„Die Bundesnetzagentur stellt DVB-T oder DVB-T2 nicht in Frage“, so Henseler-Unger. Der Konsultationsentwurf und das Strategiepapier der Netzagentur würden ausreichende Ressourcen für DVB-T/T2 oder alternative technische Verteilmethoden vorsehen. „Unser Vorschlag trägt den nationalen und internationalen Entwicklungen speziell im 700-MHz-Band Rechnung“, so die Vizepräsidentin weiter. Man könne das 700-MHz-Frequenzband nach Ansicht der Bundesnetzagentur dem Mobilfunk zur Verfügung stellen, ohne das dadurch die Entwicklungsmöglichkeiten des Rundfunks in Frage gestellt würden.
Laut Henseler-Unger sei es möglich, die bestehenden Rundfunknutzungen rechtzeitig in den Frequenzbereich unterhalb 700 MHz zu verlagern. „Wir können die erforderlichen Maßnahmen in Abstimmung mit den Frequenzzuteilungsnehmern durchführen, um weiterhin die Umsetzung der Versorgungsbedarfe gemäß den rundfunkrechtlichen Festlegungen der Länder sicherzustellen“, bietet die Vizepräsidentin der Netzagentur den Sendern ihre Hilfe an.
Für die Rundfunkveranstalter, von denen sich ARD und ZDF gerade erst für einen Umstieg auf DVB-T2 festgelegt haben, dürfte die Aussicht auf den Verlust des 700-MHz-Frequenzbandes jedoch wenig erfreulich sein. Immerhin planen die Sender einen Umstieg auf DVB-T2 nicht als harten Schnitt, sondern im Zuge einer mehrjährigen Simulcast-Phase. Diese wäre auch aus Zuschauersicht erforderlich, denn so hätten die Zuschauer die Möglichkeit, sich nach und nach neue, für DVB-T2 geeignete Digitalreceiver anzuschaffen. Gerade für diese Simulcast-Phase, in der DVB-T und DVB-T2 vorübergehend parallel laufen würden, bestünde jedoch ein besonders hoher Frequenzbedarf. [ps]
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