Der Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz, Kurt Beck, hat in einer Diskussion auf der IFA den umstrittenen harten Umstieg von DVB-T2 für 2014 angedroht. Beck bestätigte damit eine DIGITAL FERNSEHEN-Exklusivmeldung vom vergangenen Donnerstag.
Die Redaktion hatte aus sendernahen Kreisen von Planungen für einen beschleunigten Umstieg auf die DVB-T-Nachfolgetechnik erfahren (DIGITAL FERNSEHEN berichtete). Beck stellte im Rahmen des Diskussionspanels“Medienwoche@IFA“klar, dass der Grundversorgungsauftrag derÖffentlich-Rechtlichen keine statische, sondern eine dynamische Aufgabesei. Deshalb hätten die Länder sich vorgenommen, künftig freiwerdende Frequenzen für die technologische Weiterentwicklung desklassischen Rundfunks zu sichern. Dies ermögliche unter anderemdie Einführung von DVB-T2 ab 2014.
Plänen für eine Grundverschlüsselung von DVB-T2-Signalen erteilte der SPD-Politiker dabei eine konkrete Absage. Die Politik sei lediglich bereit, einen solchen Schritt mitzutragen, wenn es sich um neue Dienste handele. Diese müssten sich von bislang frei zugänglichen Angeboten unterscheiden und einen Mehrwert bieten. Davon könne nicht die Rede sein, wenn lediglichbestehende TV-Ausstrahlungen auf eine neue technische Plattform gestellt würden.
Nach Informationen von DIGITAL FERNSEHEN soll die Umstellung von DVB-Tauf DVB-T2inselweise und mit „kurzer Simulcastphase“ erfolgen. Die ersten Gerätefür den neuen Übertragungsstandard kommen nach derzeitigen Planungenbereits 2012 in Deutschland in den Handel. Unerfreulich: Millionen“alter“DVB-T-Empfänger, die bereits in deutschen Haushalten stehen, wären nachdem Umstieg nicht mehr für den Empfang von ARD und ZDF geeignet.Gleiches gilt für integrierte DVB-T-Tuner aktueller Flachbildfernseher.
Diegemeinsame Technikkomission von ARD und ZDF (PTKO) hatte sich bereits Ende August mit der Thematik befasst. Auf Anfrage von DIGITAL FERNSEHEN erklärte ein Sprecher des SWR, es gebe „noch keine ARD/ZDF-Haltung zu diesem komplexen Thema“. Auch bei der IFA-Diskussion versicherten Repräsentanten beider Sender, das weitere Vorgehen sei „noch offen“. Ein Branchenvertreter, der nicht genannt werden wollte,äußerte hingegen nach der Veranstaltung, das Thema DVB-T2 sei bei den Öffentlich-Rechtlichen hinter verschlossenen Türen „längst durchgewunken“.
Auchin Deutschland ist DVB-T2 bereits im Einsatz: Die NiedersächsischeLandesmedienanstalt (NLM) testet unter Beteilung des NDR, ZDF, RTL undPro Sieben den neuen Übertragungstandard bereits seit Februar an zweiSenderstandorten (Lüneburg und Rosengarten). Laut Footprint können dieDVB-T2 Signale sogar in Hamburg empfangen werden (DIGITAL FERNSEHEN berichtete).
DerSendernetzbetreiber Media Broadcast hatte zur Fußball-WM in Berlinebenfalls ein Pilotprojekt durchgeführt, bei dem „neue technischeFeatures des DVB-T2 Standards erfolgreich getestet“ wurden, wie in einerPresseaussendung zu lesen war. Unter anderem wurde dabei ein Programmin HDTV übertragen. Zur IFA verbreitet Media Broadcast ebenfallsTestausstrahlungen im DVB-T2-Standard (DF berichtete).
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