
Im Rahmen der IFA appellierten ARD und ZDF an die Politik, die Nutzung des 700-MHz-Frequenzbandes für den Umstieg des terrestrischen Fernsehens auf den neuen Übertragungsstandard DVB-T2 sicherzustellen. In der Regierung gibt es derzeit Pläne, die Frequenzen schon frühzeitig an die Mobilfunkanbietern zu versteigern.
Im Rahmen der IFA sprachen sich am Freitag sowohl ARD als auch ZDF noch einmal klar für den Fortbestand der terrestrischen Fernsehverbreitung aus. Der ARD-Vorsitzende Lutz Marmor zeigte sich erfreut, dass auch die privaten Programmveranstalter den Übergang von aktuellen Verbreitungsstandard DVB-T auf DVB-T2 unterstützen. „Wir wissen, dass DVB-T nur stark genutzt wird, wenn auch die Programmvielfalt groß ist“, so Marmor. Alle Sender könnten zudem bei der Programmverbreitung sparen. Marmor rechnet nach dem Umstieg mit bis zu 15 Prozent weniger Verbreitungskosten.
Kritisch äußerte sich der ARD-Vorsitzende jedoch über die jüngsten Äußerungen von Bundesnetzagentur und Bundesregierung, wonach das 700-MHz-Frequenzband möglichst schnell den Mobilfunkanbietern zur Verfügung gestellt werden soll. Besagtes Frequenzband ist derzeit für das terrestrische Fernsehen vorgesehen und würde bei einem Umstieg von DVB-T auf DVB-T2 für den zeitweiligen Simulcast-Betrieb beider Übertragungsstandards benötigt. Laut ARD und ZDF soll der schrittweise Umstieg zwischen 2016 und 2019 von statten gehen. So lange würde dann auch das 700-MHz-Band benötigt.
Im August hatte sich Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt jedoch dafür ausgesprochen, die Versteigerung der entsprechenden Frequenzen bereits ab 2015 durchzuführen, sodass schon ab 2017 erste Mobilfunkanwendungen über das Frequenzband genutzt werden könnten. Der Umstieg von DVB-T auf DVB-T2 soll entsprechend schnell und ohne große Übergangszeit erfolgen. Mit den Erlösen aus der Frequenzversteigerung will Dobrindt unter anderem den Breitbandausbau finanzieren.
Fatal wäre dies vor allem für die Zuschauer, die DVB-T als Hauptempfangsweg nutzen. Diese müssten innerhalb von sehr kurzer Zeit neue Empfangshardware anschaffen, da derzeit am Markt befindliche DVB-T-Receiver den Nachfolgestandard DVB-T2 nicht unterstützen. Auch bereits erhältliche Empfänger für DVB-T2 werden für zukünftige Ausstrahlungen in Deutschland nicht geeignet sein, da diese noch nicht den neuen Videocodec HEVC unterstützen, auf den die deutschen Sender bei ihrer Programmverbreitung ab 2016 setzen werden. [ps]
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