„Uzumaki“ bei Wow: Lohnt sich die Verfilmung des Horror-Meisterwerks?

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Uzumaki COver
Die Manga-Vorlage von "Uzumaki" ist im Carlsen Verlag erschienen. Foto: Carlsen

„Uzumaki“ ist eine Verfilmung des gleichnamigen Horror-Mangas von Junji Itō. Ist die Serienadaption geglückt?

Die Hauptfigur von „Uzumaki“ wandelt eine Grenze entlang. Die allererste Einstellung dieser Serie visualisiert bereits die Gratwanderung, die die Bewohner der Stadt Kurouzo-Cho vollziehen. Da ist ein Fußweg zu sehen, an dessen Rändern Gräser und andere Gewächse wuchern, deren Spitzen sich bereits bedrohlich zu Spiralen kräuseln. Der Pfad der Zivilisation hier, die bedrohliche Wildnis dort. Und schon bald wird die Grenze dazwischen eingerissen. Die Welt wird apokalyptisch. Menschen werden wahnsinnig und überall macht sich weiterer Schrecken breit.

Junji Itō, der international gefeierte japanische Mangazeichner und Autor, hatte Ende der 90er-Jahre mit seiner Serie „Uzumaki“ einen Meilenstein des Horror-Genres geschaffen. Es überrascht sehr, dass diese Manga-Reihe bislang erst ein einziges Mal verfilmt wurde, so brillant und furchteinflößend sind ihre Bilder gestaltet. Damals, im Jahr 2000 erschien „Uzumaki“ als Spielfilm, jetzt ein weiteres Mal als vierteilige Anime-Serie.

Darum geht es in „Uzumaki“

In den einzelnen Geschichten von „Uzumaki“ erzählt Junji Itō von einer Welt, die in Paranoia und Chaos versinkt. Überall tauchen plötzlich seltsame Spiralformen auf, die die Menschen zu grauenerregenden Taten treibt. Sie fühlen sich von den Formen verfolgt. Zungen wachsen dämonisch aus Mäulern und rollen sich ein. Fingerkuppen werden mit der Schere abgeschnitten, um die Spiralen von der Körperoberfläche zu tilgen. Personen verwandeln sich in groteske Schneckenwesen; das Natürliche und Kreatürliche übernimmt plötzlich die Oberhand. Und dann ist da noch etwas Uraltes, Vorzivilisatorisches, das unter der Erdoberfläche lauert.

Die neue Serienadaption, die ihre Premiere auf dem US-Sender Adult Swim feierte, hat die Schwarz-Weiß-Optik des Mangas beibehalten und hangelt sich höchst werktreu an den einzelnen Schreckensbildern entlang. Die meiste Zeit fühlt sich diese Show an, als hätte man einfach die Vorlage in Bewegung versetzt. Erwartet man also gewisse künstlerische Freiheiten oder eigene ästhetische Gedanken und Einfälle, bleibt die „Uzumaki“-Serie eine Enttäuschung. Wer hingegen Wert darauf legt, eine Verfilmung zu sehen, die sich extrem nah an die Vorlage hält, bekommt eine adäquate TV-Übertragung zu sehen.

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Eine Abfolge von Horror-Bildern

Freiheiten nehmen sich die vier etwa halbstündigen Episoden höchstens in der Raffung und Verdichtung. Zwar sind die meisten Bilder identisch zu denen in den Mangas, doch ihre Reihenfolge, in der sie erzählt werden, wird mitunter durcheinandergewürfelt. Episoden werden zusammengezogen und miteinander vernäht. Man bringt die Ereignisse in eine Art Gleichzeitigkeit, um das Tempo hoch zu halten und nach Belieben zwischen ihnen hin und her zuspringen. Das hat den Vorteil, dass die einzelnen Stationen und Geschichten nicht immer wieder erneut ansetzen und erneut an Fahrt aufnehmen müssen.

Zugleich hat die Serie dadurch Mühe, den vielschichtigen Kontext und Subtext, den die Manga-Vorlage entfaltet, der von einem ungreifbaren, paranormalen Grauen bis zur ganz realen Bewältigung von Naturkatastrophen oder Schulmobbing reicht, angemessen komplex aufzugreifen. Wenig davon bekommt in der Fernsehfassung Raum zum Nachdenken und Atmen. Figuren bleiben eindimensional. Man prescht nur so durch die einzelnen Episoden. Rund 600 Buchseiten auf anderthalb bis zwei Stunden Serie herunterzubrechen, ergibt somit spannendes, visuell im besten Sinne verstörendes Horror-Entertainment, bleibt allerdings eine recht bemüht aufgeführte, unterkühlte Aneinanderreihung an Schocker-Szenen.

„Uzumaki“ ist seit dem 26. Dezember bei Wow zum Streamen verfügbar und lief vorher linear bei Warner TV Comedy. Die Vorlage ist in Deutschland im Carlsen-Verlag erschienen.

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