Stranger Things – Staffel 4: Netflix macht einen großen Fehler

Ein Kommentar von Richard W. Schaber

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Stranger Things Staffel 4 bei netflix
Szene aus "Stranger Things" Staffel 4. Bild: Netflix

Die vierte Staffel von „Stranger Things“ ist da – oder zumindest ein Großteil davon. Während das Netflix-Erfolgsformat mit alten Stärken zu begeistern weiß, verpulvert der Streamingdienst andererseits sein Geld für matschige Geisterbahn-Effekthascherei – und hat nicht viel davon.

Kaum ist mit „Better Call Saul“ eines der größten Netflix-Originale in die Halbzeitpause seiner letzten Staffel gegangen, fährt der Streamingdienst direkt die nächste Mega-Attraktion auf: „Stranger Things“ ist nach längerer Wartezeit endlich mit Staffel 4 zurück.

Der angeschlagene Streamingdienst hat auch allen Grund dazu, ordentlich was darzubieten: Während Netflix großer Vorsprung als Pionier auf dem Streamingmarkt in sich zusammenschmilzt, bringen Konkurrenten wie Disney+ unter ihren starken Marken Marvel und „Star Wars“ ständig attraktiven Content für den Massenmarkt heraus.

Hausmarke „Stranger Things“

Kann die Netflix-Hausmarke „Stranger Things“ nun die Freunde des Binge-Watchings mit sieben überlangen Folgen wieder besänftigen und seinen Negativtrend bei den Abo-Zahlen stoppen? Wahrscheinlich eher nicht – denn während die Serie ihre alten Stärken gekonnt ausspielt, ist die wie Perlen vor die Säue geworfene Mammut-Produktion einerseits enorm aufgeblasen und andererseits schnell wieder abgefrühstückt.

Binge-Watching macht auch Netflix-Abonnenten nicht glücklich

Wer also im Binge-Watching einigermaßen geübt und auch sonst sorglos genug ist, alles andere mal eben einen Tag lang stehen und liegen zu lassen, hat sich die etwa zehn aufwändig produzierten Stunden „Stranger Things“ bereits an einem Kalendertag hemmungslos reingezogen.

Warum Netflix Staffel 4 von „Stranger Things“ bis zur (mittlerweile gängigen) Staffel-Pause auf einen Schlag online gestellt hat, statt die Spannung auf Kosten der Abonnenten langsam zu steigern, diese somit in ihrer Maßlosigkeit zu bremsen und gleichzeitig länger zahlend bei der Stange zu halten, ist schwer zu sagen.

Netflix lernt nicht genug aus dem Erfolg von Disney+

Fakt ist: Kaum ein enthemmter Binge-Watcher wird es Netflix wirklich vergelten, dass gleich sieben Folgen von „Stranger Things“ gleichzeitig online gegangen sind. Sicher wird sich so mancher kurz darüber gefreut haben – was dem Streamingdienst aber im Hinblick auf seine Kundenpolitik nicht so sehr nützt wie die Wasserfolter-Veröffentlichungsstrategie von Disney+ und Co:

Eine Folge pro Woche – nie genug, um völlig in Serienhits wie „The Mandalorian“ aufzugehen wie eine Brausetablette, aber mehr als genug um die unterhaltungsgeile Kundschaft zu binden.

„Stranger Things“ – Staffel 4: Eine aufgedunsene 80er-Party

Netflix ermöglicht es seinen Subscribern indes, sich weiterhin die Rosinen herauszupicken – auch wenn das kein ungebremstes Kompliment für die 4. Staffel von „Stranger Things“ sein soll:

Bei allem Zahnspangen- und Vokuhila-Spaß, der die 80er so gnadenlos zelebriert, dass „Running up that Hill“ von Kate Bush plötzlich wieder die Charts stürmt, kommt das neuste Abenteuer der mittlerweile fast erwachsenen Nerd-Gruppe auch reichlich aufgedunsen daher. Und das nicht nur was den Handlungsverlauf angeht – sondern auch die visuelle Gestaltung wirkt reichlich entzündet.

Viel Geld für matschige CGI

Interessant wäre durchaus zu wissen, wie viel von dem exorbitanten Produktionsbudget der Show man bei Netflix (wo man ja eigentlich gerade sparen will) für die leider nur handwerklich grauenhaften CGI-Parallelwelten verschleudert hat, in die Jugendliche von röchelnden Totenkopf-Spaghettimonstern verschleppt werden.

Aber eigentlich ist das auch schon wieder egal. Letztlich kann es sich für Netflix dauerhaft kaum rechnen, seine Premium-Produktionen weiterhin einfach wie billige Kamelle vom bunten Wagen zu werfen. Man kann schließlich auch seinem geliebten Vierbeiner fünf Kilo frische Innereien vom Metzger mitbringen und muss gar nicht groß auf ein Dankeschön warten. Die Delikatessen werden bloß gierig in wenigen Happen verschlungen und nach einem kurzen Würgen wird gleich nach mehr verlangt.

„Stranger Things“: Netflix pausiert Staffel 4 vor dem Finale

Zwar hat Netflix beschlossen, das Finale der vierten Staffel von „Stranger Things“ tatsächlich erst einen Monat später zu veröffentlichen – warum der Streamingdienst es jedoch nicht endgültig wie Prime Video und Disney+ bei großen Serien machen und aus 9 überlangen Folgen mehr als zwei Monate Spielzeit herausholt, sollte man sich bei Netflix durchaus fragen. Spätestens wenn das vorgesättigte Publikum das Abo bequem für einen Monat pausiert und auf den Nachschlag wartet.

Bildquelle:

  • strangerthings-staffel4: Netflix
21 Kommentare im Forum
  1. Was Ihr hier als Erfolg verkaufen wollt ist für mich der Grund diese Dienste nicht zu nutzen oder erst zu nutzen wenn alles da ist. Ich will alles am Stück sehen und warte dann halt so lange bis alle Folgen Online sind. Ich habe Streaming Dienste weil ich eben nicht einmal die Woche eine Folge sehen möchte wie es im klassischen Fernsehen der Fall ist.
  2. Das sehe ich absolut genau so! Zur Zeit schaue ich eine Folge Stranger Things pro Tag, und warte damit bis es dunkel geworden ist. Handy und Telefon werden stumm geschaltet, und dann wird das im abgedunkelten Raum, fast wie unter Kinobedingungen geschaut. Mich ärgert schon dass ich auf das Finale noch warten muss, hätte das gerne alles "am Stück" geschaut, also jeden Tag eine Folge.
  3. Wie anderweitig schon geschrieben, habe ich zum Glück (in diesem Fall) vor meinem Urlaub im August eh keine Zeit. Da sind dann alle Folgen verfügbar und es wird auch schon gegen 20:00 MEZ (ich weiß, warum ich die "Sommerzeit" hasse) langsam dunkel, wodurch ich auch was vom durch die Hue Sync-Box nachgerüsteten Ambilight im Zimmer habe .
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