Sky und ProSiebenSat.1: So könnte eine Übernahme aussehen

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Bild: © Sky Deutschland
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Die Gerüchte um eine Übernahme von Sky Deutschland halten sich seit mittlerweile mehr als sieben Monaten hartnäckig, ein Name, der sich im Gegensatz zu einigen anderen hält, ist ProSiebenSat.1. Da ein Komplettverkauf sich für den Mutterkonzern Comcast schwierig gestaltet, drängen nun andere Szenarien in den Vordergrund. DIGITAL FERNSEHEN ordnet diese und schätzt ihre Umsetzungsmöglichkeiten ein.

Dem Vernehmen nach hat Comcast im Herbst proaktiv Präsentationen seiner „Verkaufsmasse“ Sky Deutschland an aus seiner Sicht geeignete Kandidaten verschickt. Hierzu soll auch ProSiebenSat.1 gehört haben.

Über vollkommen aus der Luft gegriffene Gerüchte hätte ProSiebenSat.1 grundsätzlich keinen Kommentar abgeben müssen, sah sich seiner Zeit in Person von Finanz-Chef Ralf Gierig gegenüber Reuters jedoch zu der Aussage hingerrissen: „Sky ist im Pay-TV-Business, welches in Deutschland historisch schwierig ist.“ Eine Dementi? Nein. Eine Interessensbekundung sieht ebenfalls anders aus. Verhandlungsstrategisch geheucheltes Desinteresse gegenüber Comcast, um für ProSiebenSat.1 geeignete Preise oder Inhalte bei einer Übernahme von Sky zu erzielen, ist die aktuell am ehesten wahrscheinliche Option.

Gut oder schlecht für eine Übernahme? Stürmische Zeiten bei Sky Deutschland als auch ProSiebenSat.1

Vor allem da momentan das Verkaufsthema in Kombination mit dem benachbarten Unterföhringer Medienkonzern plötzlich wieder aufflammt. Nachdem zunächst international von dem grundsätzlich als verlässlich geltenden Nachrichtendienst Reuters Insider-Informationen gestreut wurden, erhärteten Nachforschungen der „Süddeutschen“ vergangene Woche die wieder aufgebrühten Gerüchte.

Wobei sich ProSiebenSat.1 selber aber auch mit der Situation auseinandergesetzt sieht, dass Investoren wie die tschechische Milliardärin Renáta Kellnerova und ihre PPF Group (15 Prozent) und der Berlusconi-Konzern MFE (über 30 Prozent) ihre Anteile und damit auch ihr Mitspracherecht sukzessive erhöhen. Vom schwächelnden Werbegeschäft im linearen TV gar nicht erst zu sprechen. So viel zuerst einmal zur vertrackten Ausgangslage zwischen den beiden Parteien.

Übernahme, Fusion, (Teil-)Verkauf: Wie soll das klappen?

Ein Übernahme des Deutschland-Geschäfts von Sky scheint in weite Ferne gerückt, auch im Fall ProSiebenSat.1. Dabei mangelte es offenbar nicht Interessenten. 1&1 war wohl in fortgeschrittenen Gesprächen mit Comcast. Auch Canal+ soll zum Kandidatenkreis potenzieller Käufer gehört haben. Offensichtlich ist aber keiner der drei Genannten bereit, den aufgerufenen Preis (kolportiert werden 1 Mrd. US-Dollar) zu zahlen. Daher sollen die US-Besitzer von Sky nun zu Zugeständnissen bereit sein. Von einer hunderte Millionen schweren „Mitgift“ war zuletzt die Rede, deren Ausgestaltung aber unklar bleibt.

Gemeinsame Streamingplattform

Was sich aus den spärlichen Informationen bezüglich des mutmaßlichen Interesse von ProSiebenSat.1 an einer Übernahme von Sky Deutschland herauslesen lässt, ist, dass man wohl am ehesten am Streaminggeschäft interessiert wäre. Eine Fusion von Joyn und Wow würde zum unbedingten Willen der Senderfamilie passen, seine Online-Plattform attraktiv auszubauen und würde auch nicht der Gierig-Aussage aus dem Spätherbst 2022 (siehe oben) widersprechen. Doch wie könnte Comcast einen solchen Deal überhaupt ernsthaft zulassen?

Was passiert dann mit dem Rest?

Ein Szenario, dass infolgedessen drohen könnte, wäre eine Art Zerschlagung. Was jedoch zunächst radikaler klingt, als es im Endeffekt sein muss. Denn mit Sky Showtime betreibt Comcast seit kurzem ein gemeinsames Joint-Venture mit Paramount, dass Eigenproduktionen auch in Märkte, Regionen und Länder bringt, in denen man selbst nicht (bzw. nicht mehr?) als Anbieter präsent ist. Ein gewisser Teil vom Sky-Deutschland-Kuchen könnte so aufgefangen werden.

Das Pay-TV-Geschäft mit kostenintensiven linearen Kabel- oder Sat-Frequenzen stünde dann womöglich vorm Aus, oder die Telekom, Vodafone und HD+ picken sich ebenfalls Paket-weise die Kirschen von der Torte. Wahrscheinlicher als eine Komplett-Übernahme durch Konkurrenten wie ProSiebenSat.1 oder anderen erscheint aktuell also ein Teilverkauf verschiedener Segmente. Oder vielleicht behält Comcast Sky Deutschland dann lieber doch im eigenen Portfolio. Zumindest vorerst, oder bis sich kaufkräftigere Interessenten finden.

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  • Sky-Gebauede: © Sky Deutschland
98 Kommentare im Forum
  1. ProSiebenSat.1 wird Sky kaufen, damit sie ihre Pay-TV Sender "Prosieben Fun", "Sat.1 Emotions", "kabeleins Classics" und vorallem den absoluten Premiumsender "wetter.com TV" wieder über Sky verbreiten können.
  2. So macht man das auch bei Ladenhütern. Wie man dagegen als Tollpatsch bei sowas agiert, zeigte der DF geliebte Haussender im Jahr 2011 selber Sky will Bundesliga-Rechte für "20 bis 30 Jahre" Dieses "Verhandlungsgeschick" hat sich die DFL entsprechend entlohnen lassen .
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