Hätte die Verbraucherzentrale das gewusst: Unter dem Deckmantel einer neuen Preisstruktur hat DAZN bereits die zweite signifikante Preiserhöhung in weniger als zwölf Monaten publik gemacht.
Es gleicht einem Treppenwitz, dass DAZN genau an den Tagen die Preise nach oben schraubt, wenn sich der Verbraucherschutz organisiert, um gegen die letzte Preiserhöhung (plus 100 Prozent) zu klagen. Diesmal sind es „nur“ 30 Prozent, die Neukunden künftig mehr zahlen müssen. Wann die Bestandskunden dran glauben müssen, ist zu diesem Moment noch nicht bekannt. 2022 wurde ihnen eine Schonfrist von sechs Monaten eingeräumt. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Vorgehensweise auch in diesem Jahr die gleiche sein wird.
166 Prozent Preiserhöhung bei DAZN in weniger als zwölf Monaten
Doch was erlaubt sich DAZN hier eigentlich. Innerhalb nicht einmal eines Jahres den Preis um sage und schreibe 166 Prozent zu erhöhen, hört sich eigentlich nach einem Ding der Unmöglichkeit an. Der im letzten Jahr wohl ausgebliebene Exodus nach der Frechheit von jetzt auf gleich die Preise zu verdoppeln, ist dem Sportstreaminganbieter offensichtlich zu Kopf gestiegen. Oder die Abwanderungswelle ist sogar so groß gewesen, dass die Einnahmen hinten und vorne nicht mehr stimmen.
Auf der Suche nach Profitabilität ist jedes Mittel recht, …
… dass dem Kunden in die Tasche greift. Die einst als günstiger Hort für mannigfaltigen Live-Sport an den Start gegangene Online-Alternative entpuppt sich mehr und mehr zur Wuchermaschine schlechthin. Alle DAZN-Kunden der ersten Stunde, die einst tadelnd auf Sky und dessen hohe Preise verwiesen und jetzt noch mit dabei sind, sollten tunlichst Abbitte leisten. Mittlerweile hat DAZN zwar auch mehr Übertragungsrechte auf seine Seite gezogen, jedoch dabei dermaßen überzogen, dass mehrmals zur Preiserhöhung gegriffen werden muss.
Was hinter der DAZN-Preiserhöhung steckt
Die seit Mai 2022 amtierende Deutschland-Chefin Alice Mascia verfolgt eisern ihren Auftrag, DAZN aus den roten Zahlen zu manövrieren. Dafür braucht man in erster Linie das Geld der Kundschaft, in zweiter Linie mehr als nur einen Vertriebsweg. Mittlerweile gibt es kostenlose Teaser-Angebote, einen Einstiegs-Tarif ab 10 Euro, der beinahe nichts Wert ist, eine Standard-Variante, die so viel kostet wie das Gesamtpaket nach der Preisverdopplung 2022, und das Rund-um-Sorglos-Paket, das aber mit bis zu 40 Euro pro Monat zu Buche schlägt. Von der Vielgleisigkeit des nun aufgedröselten Angebots erhofft sich Mascia das Wachstum, das benötigt wird, um aus den Miesen zu kommen.
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Hinzu kommt ein nicht zu unterschätzender Effekt im Bereich Kundenbindung: Wer sich so wie letztes Jahr denkt, die Preiserhöhung umgehen zu können, indem man kündigt und auf das nächste Sonderangebot von DAZN wartet, hat sich geschnitten. Wer die Verdopplung mit gemacht hat und jetzt abspringt, müsste damit rechnen, zu einem späteren Zeitpunkt, nur zu deutlich erhöhten Konditionen wieder einsteigen zu können.
Wie sollen sich Fußballer in Zukunft ihr blattgoldverziertes Schnitzel leisten?
Die Zuckerbrot-Zeiten bei DAZN sind schon lange passé, jetzt gibt es nur noch die Peitsche. Wohl dem, der den letzten Schuss schon voriges Jahr gehört hat. Eine derartig unverblümt unverschämte Preispolitik ist ein Novum in der TV- und Streaminglandschaft. In jedem Fall sollte man sich mindestens zweimal überlegen, ob man Geldverbrennungsmaschinen wie die ab 2024 neuorganisierte UEFA Champions League, die Sky zu teuer war, DAZN aber unbedingt haben musste, mitfinanzieren möchte.
Für die bis zu 480 Euro pro Jahr kann man sich auch dicke eine Dauerkarte beim Verein seines Vertrauens leisten.
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- dazn: © DAZN